Sexuelle Treue am Wichtigsten für die Aids-Abwehr

Nachtleben in Bangkok
Yoweri Museveni
Aktionismus: Gigantisches Kondom in Bangkok
Treue 1

Der ugandische Präsident Yoweri Museveni hat an der 15. Welt-Aids-Konferenz die Bedeutung von Liebe und Treue in der Ehe bei der Bekämpfung der Seuche unterstrichen. Er sagte, Kondome seien nicht die endgültige Lösung.

Museveni betonte vor den Delegierten der Mega-Konferenz, dass liebevolle, auf Treue gegründete Beziehungen für alle Bemühungen zur Aids-Abwehr wesentlich seien. „Das Kondom soll verwendet werden von Leuten, die nicht enthaltsam leben können, nicht treu sein können oder von ihrem Partner getrennt leben.“

Uganda gehört zu den wenigen armen Ländern, die durch Regierungsprogramme die Ansteckungsrate stark gesenkt haben. In der so genannten ABC-Strategie (“Abstinence, Being faithful, and Condoms”), der auch US-Präsident Bush zuneigt, steht die Verteilung von Kondomen nicht an erster Stelle.

Dramatische Gefahr – für Asien

Jeden Tag sterben weltweit 8000 Menschen wegen Aids. Experten befürchten, dass die Krankheit das Angesicht Asiens ähnlich schrecklich verwüsten könnte, wie es in Schwarzafrika bereits geschehen ist. Letztes Jahr traf jede vierte Ansteckung eine Asiatin oder einen Asiaten.

Im Vorfeld der Konferenz hat UN-Generalsekretär Kofi Annan vor einer unkontrollierten Ausbreitung der Krankheit in Asien gewarnt. Der Kontinent stehe an einem Wendepunkt, warnte er; sein wirtschaftlicher Erfolg könne durch Aids zunichte gemacht werden.

Verschämtes Schweigen

Gemäss Experten läuft die Zeit aus, die Seuche innerhalb der Risikogruppen zu halten. In China, Indonesien und Vietnam steigen die Ansteckungszahlen besorgniserregend an.

Der ungeschützte Sex mit Prostituierten ist in Ländern wie Bangladesh eine Hauptursache dafür. In den schamorientierten Gesellschaften des Kontinents sind die Hemmungen, über die tödliche Gefahr öffentlich zu reden, immer noch gross.

Mobile Generation, käuflicher Sex

Die Forscher fordern einschneidende Massnahmen, doch der Hunger nach Erlebnissen und nach Lustbefriedigung vor allem unter freizügigen Jugendlichen in den Städten steht der wirksamen Seuchenabwehr entgegen.

Der Schaufenster-Aktionismus in der für ihre Sex-Distrikte berüchtigten Hauptstadt Thailands befremdet manche Besucher. Bei Geldautomaten und an Haltestellen verteilen Freiwillige Kondome und in einem Restaurant tragen Kellner gar überdimensionierte Dinger auf ihren Köpfen.

Prognosen und Facts

Ohne massiv verstärkte staatliche Präventions-Bemühungen könnten sich in sechs Jahren in Asien 10 Millionen Menschen mit der unheilbaren Krankheit anstecken. Dies schätzen UNAIDS und die Asiatische Entwicklungsbank in einer neuen Studie. Die meisten Asiatinnen und Asiaten wissen kaum etwas von der Gefahr.

China hat bloss 200 Aids-Ärzte für fast eine Million Infizierte. Die Abgabe von Medikamenten ohne klare Anweisungen zum Einnehmen wird vermutlich dazu führen, dass Erregerstämme rascher resistent werden. Millionen werden durch die Epidemie unter die Armutsgrenze sinken.

USA: Frauen verwundbarer

In keinem Land der Welt steigt der Frauenanteil der Kranken so schnell an wie in den USA. Darauf hat eine Vertreterin des UN-Frauenentwicklungsfonds UNIFEM am Rand der Konferenz hingewiesen. Innert zwei Jahren ist die Zahl der HIV-positiven Frauen von 180'000 auf 240'000 gestiegen! Die UNIFEM-Beraterin Stephanie Urdang bezeichnete diese Zunahme (vor allem unter Schwarzen und Hispanics) als „sehr dramatisch“.

Urdang kritisierte die provokative Darstellung von Sexualität in den US-Medien und den leichten Zugang zu Internet-Pornografie. „Dies hat eine enorme Wirkung auf junge Menschen und ihr Denken. Unter Heranwachsenden in Amerika ist es normal zu denken, dass Sex cool ist und dass sexuelle Erfahrungen zum Aufwachsen gehören.“ Weltweit sind 48 Prozent der 36 Millionen Infizierten und Kranken Frauen – und ihr Anteil steigt.

Promiskuität: Die Seuche wütet weiter

In buddhistischen Gebieten Ostasiens gehen viele Männer zu Prostituierten. Dadurch und durch unsaubere Spritzen droht Aids in mehreren Ländern zu explodieren. Thailand hat in den 90-er Jahren mit aggressiver Werbung für Kondome die Ansteckungszahlen stark senken können, mit Slogans wie: „Scheu dich nicht, Kondome zu brauchen – sie sind der beste Freund einer Dame.“

Doch hat die Regierung in Bangkok die Mittel für diese Art von Aids-Prävention seit 2001 gekürzt, so dass sich die Seuche wieder stärker ausbreitet, vor allem unter Jugendlichen, Prostituieren und Fixern. Von den Aids-Kranken im Land haben bei weitem nicht alle Zugang zu wirksamen Medikamenten.

Datum: 13.07.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

Werbung
Livenet Service
Werbung