Reste des Davids-Palastes in Jerusalem entdeckt?

In Ostjerusalem ist die Archäologin Eilat Mazar auf Gebäudereste aus der Zeit des biblischen Königs David gestossen. Dieser Fund hat nicht nur enorme historische Bedeutung, sondern besitzt auch politische Sprengkraft.
Eilat Mazar

Keramikstücke und ein offizieller Siegel erlauben eine Datierung ins 10. oder 11. Jahrhundert vor Christus, als in die Regierungszeit von König David (1004/3 bis 965/4 vor Christus). Bislang lagen aus dieser Zeitspanne so gut wie keine archäologischen Erkenntnisses vor. Mazar erkennt in diesem Gebäude das Haus wieder, das der phönizische König Tyrus für David bauen liess (vergleiche 2. Samuel 5,11 und 1. Chronik 14,1 im Alten Testament). Sicher ist, dass es in phönizischer Bauweise errichtet wurde. Es könnte allerdings auch von den Jebusitern stammen, den ursprünglichen Bewohnern dieser Stadt, wie die New York Times berichtet.

Biblische Spurensuche

Eilat Mazar arbeitet nach eigenen Aussagen „mit der Bibel in der einen Hand und den Grabwerkzeugen in der anderen“. Verschiedene Hinweise in der Bibel veranlassten sie Anfang des Jahres, an genau dieser Stelle ihre Grabungen aufzunehmen. In unmittelbarer Nähe wurden bereits in den 80er Jahre Reste von Säulen gefunden.

Für Amihai Mazar, Professor für Archäologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem, ist dieser neuste Fund „fast schon ein Wunder“. Er hält das Gebäude für einen Teil der Festung Zion, die David erobert hatte und die er längere Zeit bewohnte.

Die Grabungen wurden allerdings im geheimen durchgeführt, um möglichen Störungen zuvorzukommen. Diese Vorsichtsmassnahme war wohl nicht unbegründet, denn besonders in Jerusalem haben archäologische Funde immer auch eine grosse politische Dimension. Sollte David tatsächlich mehr gewesen sein als ein kleiner Stammesfürst, für den ihn viele Altertumsforscher halten, dann würden nicht nur die biblischen Aussagen über ihn bestätigt, sondern auch der Anspruch der heutigen Juden auf ganz Jerusalem bekräftigt.

Ein Affront für die Palästinenser

Es verwundert also nicht, dass Vertreter der Palästinenser nun diese Entdeckung herunterspielen. Das Palästinensische Ministerium für Altertümer spricht von „wertlosen und unbegründeten Berichten“, und für Hani Nur el-Din, Professor für Archäologie an der Al-Quds-Universität, ist das Ganze nur ein weiterer Versuch der Israeli, historische Erkenntnisse in einen biblischen Zusammenhang zu bringen. Aus palästinensischer Sicht würden damit nur „kolonialistische Ziele“ der Israeli untermauert.

Laut Pressemitteilungen habe beispielsweise der frühere Palästinenser-Chef Jassir Arafat gegenüber dem früheren US-Präsidenten Clinton erklärt, dass es niemals einen jüdischen Tempel in Jerusalem gegeben habe. Gemäss dieser Lesart war auch die heutige Klagemauer nicht Teil des 3. Tempels aus der Zeit von Jesus, sondern gehe auf die Jebusiter vor David zurück. Das versicherte jedenfalls der Wakf, die moslemische Behörde in Jerusalem, gegenüber japanischen Journalisten.

Umkämpftes Jerusalem

Für den Islam gilt Jerusalem als die drittheiligste Stadt nach Mekka und Medina. Von hier soll der Religionsgründer Mohammed vom Engel Gabriel in den Himmel geholt worden sein. Unter dem früheren Tempelberg, auf dem heute der moslemische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee stehen, werden von palästinensischer Seite seit vielen Jahren Grabungen durchgeführt und Hinweise auf eine früher jüdische Präsenz vernichtet. Allerdings wird Jerusalem im Koran kein einziges Mal erwähnt.

Weiterführende Links:
Ausführliche Reportage der New York Times

Grabungen unter dem Tempelberg

Artifakte aus der Zeit der Tempel entdeckt
www.jesus.ch/index.php/D/article/476/23021/

Quellen: Kipa, New York Times, Livenet.ch

Datum: 14.08.2005

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