Opposition von innen

Sterbefasten – für Exit (k)ein Thema?

Noch wehrt sich der Exit-Vorstand gegen den Antrag eines Mitglieds, Sterbefasten als Alternative zum Giftbecher anzuerkennen. Wie lange kann er das?
Einsame Seniorin in Rollstuhl.

Das Sterbefasten ist zum Thema geworden – als eine Alternative zum Giftbecher. Mit der Verweigerung der Nahrung kann ein todkranker Mensch signalisieren, dass er nicht mehr weiterleben möchte und dass er auf Massnahmen zur Verlängerung seines Lebens verzichten will. Man kann ihn dabei mit relativ einfachen Mitteln palliativ begleiten.

Nun verlangt ein Exit-Mitglied an der nächsten Generalversammlung des Vereins am 30. Mai, dass sich der Vorstand damit auseinandersetzt und dazu die nötigen Informationen einholt und Kontakte aufbaut. Exit soll Sterbefasten auch als eine alternative Möglichkeit zum Giftbecher anerkennen und Menschen unterstützen, die durch Sterbefasten aus dem Leben scheiden wollen. Das Exit-Mitglied will mit dem Vorstoss dazu beitragen die Zahl der «harten Suizide» zu reduzieren.

Vorstand in der Defensive?

Der Vorstand lehnt aber den Antrag ab und empfiehlt ihn der Vereinsversammlung zur Ablehnung. Mit relativ schwacher Begründung: Das Sterbefasten gehöre nicht zum Kernauftrag des Vereins, und die Begleitung sei zu aufwändig, Exit fehlten dazu die Ressourcen.

Der Vorstoss des Exit-Mitglieds Ueli Benz zeigt, dass selbst Exit-Mitglieder nicht kritiklos zufrieden mit dem Mittel ist, mit dem Exit Sterbewilligen hilft, das Leben zu beenden. Es ist nicht das erste Mal, dass der Exit-Vorstand sich mit Opposition aus den eigenen Reihen auseinandersetzen muss. So hat sich zum Beispiel der Ethiker Heinz Rüegger, selbst Exit-Mitglied, öffentlich gegen das Vorhaben von Exit gewehrt, den Bilanzsuizid in sein Angebot aufzunehmen. Viele Exit-Mitglieder sehen ihre Mitgliedschaft wie eine Versicherung, um den Service abzurufen, wenn sie wirklich keinen anderen Ausweg mehr sehen, um ihr Leiden zu beenden.

Kommt es zum Umdenken?

Es scheint jedoch, dass sich der Exit-Vorstand ziemlich sicher ist, dass eine Mehrheit von ihm nicht mehr verlangt, als beim gewünschten Suizid den Giftbecher mit den dazu gehörigen Diensten anzubieten. Ob das so ist, wird sich zeigen. Die Diskussion darf daher mit Spannung erwartet werden. Ebenso in der Öffentlichkeit, wenn sie darüber informiert ist, dass es für Leidende humanere und weniger ultimative Möglichkeiten gibt als den Giftbecher.

Was geschehen kann, wenn der assistierte Suizid mit Gift oder die aktive Sterbehilfe zum Normalfall werden, zeigt die aktuelle Warnung der deutschen Bischöfe vor der Entwicklung in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Dort steige die Nachfrage nach aktiver Sterbehilfe ständig an. Und Belgien hat sie inzwischen auch für Kinder möglich gemacht.

Zum Thema:
Evangelische Allianz: Sterbebegleitung ohne «Exit»
Wachstum bei Exit: Hoffnung schenken ist die bessere Antwort
Alles (l)egal?: Selbstbestimmung und «Bilanzsuizid»

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Datum: 12.05.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kath.ch

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