Ständerat erlaubt Embryo-Tests

Marianne Streiff: «Ein Embryo ist mehr als ein Zellklumpen»

Der Ständerat hat eingelenkt und will nun auch Chromosomen-Tests an künstlich erzeugten Embryos im grossen Stil zulassen. EVP-Präsidentin Marianne Streiff ist bestürzt über den Entscheid. Sie plädiert für einen verbesserten Schutz des ungeborenen Lebens.
Marianne Streiff-Feller
Forscherin in Labor

Die Evangelische Volkspartei EVP ist bestürzt über den Entscheid des Ständerats und bedauert, dass die Kleine Kammer ihre restriktivere Haltung gegenüber der Präimplantationsdiagnostik (PID) so schnell aufgegeben hat und dem Nationalrat gefolgt ist.

«Ein Dammbruch»

Nicht alles was machbar und effizient ist, ist auch ethisch vertretbar, findet die EVP. Wenn es nach dem Ständerat ginge, sollen künftig künstlich erzeugte Embryos vor der Einpflanzung in den Mutterleib einem Chromosomen-Test unterzogen werden dürfen. «Dies öffnet nun Tür und Tor für die Selektion zwischen lebenswertem und unlebenswertem Leben und erhöht den Druck massiv auf werdende Eltern», ist EVP-Parteipräsidentin Marianne Streiff überzeugt. Alle der 6'000 Paare, die pro Jahr in der Schweiz auf künstliche Befruchtung zurückgreifen, könnten von solchen Gentests Gebrauch machen. «Dieser Entscheid des Ständerates ist einem Dammbruch gleichzusetzen. Es kann nicht sein, dass wir alle paar Jahre die Grenzen in der Fortpflanzungsmedizin so massiv ausweiten», findet EVP-Nationalrätin Marianne Streiff.

Die Entwicklungen in diesem Bereich würden klar zeigen, dass die Grenzen, die erst gestern gesetzt wurden schon morgen nicht mehr gelten würden. «Ein Embryo ist mehr als ein Zellklumpen», betont EVP-Politikerin Marianne Streiff. Es braucht deshalb ethische Grundsätze und Richtlinien, wie man ungeborenes Leben vor dem Machbarkeitswahn der Fortpflanzungsmedizin besser schützen kann.

Neuerungen nur mit Volksentscheid gültig

Neu sollen bei PID-Verfahren bis zu zwölf Embryonen entwickelt werden dürfen. Das heute geltende Fortpflanzungsmedizingesetz beschränkt diese Zahl auf drei. Es stellt sich die berechtigte Frage, was mit den Embryonen geschieht, die nicht eingepflanzt werden. «Das ist ethisch heikles Terrain», findet Marianne Streiff. Zudem soll künftig erlaubt sein, Embryonen zu Fortpflanzungszwecken einzufrieren. Diese beiden Neuerungen erfordern eine Änderung der Bundesverfassung und müssen somit dem Volk vorgelegt werden. Die EVP wird sich im Vorfeld der Volksabstimmung mit aller Kraft gegen die Annahme dieser Vorlage stellen.

Wenn der Mensch das Leben kontrollieren will

Der Entscheid des Ständerats passt in den allgemeinen Wandel der Wertehaltung zum menschlichen Leben in Europa. Ein paar Beispiele:

  • Anfang Jahr entschied das belgische Parlament, dass auch Kinder Suizidhilfe verlangen können.
  • Die Nationale Ethikkommission der Schweiz plädierte im Februar 2014 für künstliche Befruchtung auch für alleinstehende Frauen und für Lesben. Ein Teil sogar für die Legalisierung der Leihmutterschaft.
  • Die Nachfrage nach «Social Freezing», einer Methode, mit der unbefruchtete Eizellen vorsorglich eingefroren und später erst befruchtet werden können, steigt. Social Freezing gibt Frauen die Möglichkeit, erst jenseits der 35, wenn es besser in die Karriereplanung passt, schwanger zu werden.

Fritz Imhof schrieb in seinem Livenet-Kommentar «Europa verabschiedet sich von seinen Werten» vom 14. Februar 2014 über die rasante Entwicklung in Europa und wie die Christen darauf reagieren können: «Letztlich sind Christen im säkularisierten Europa gefordert Toleranz im eigentlichen Sinne des Wortes zu üben. Sie werden viele Veränderungen nicht verhindern können und damit leben müssen. Sie können aber lernen, ihre Positionen gut zu begründen und sprachfähig gegenüber der säkularen Öffentlichkeit zu sein. Zudem gilt es, sich mit Gleichgesinnten zu verbünden und möglichst mit einer Stimme zu sprechen. Und last but not least ihre Überzeugungen nicht nur zu formulieren, sondern auch zu leben. Der Glaube gibt ihnen die Kraft – auch bei viel Gegenwind.»

Den ausführlichen Kommentar von Fritz Imhof «Europa verabschiedet sich von seinen Werten» können Sie hier nachlesen.

Datum: 10.09.2014
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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