EU-Parlament: Kirchen lehnen verbrauchende Embryonenforschung ab

Embryo
Carlo Casini

Vertreter der grossen christlichen Kirchen haben ihre Ablehnung der verbrauchenden Embryonenforschung bekräftigt. Bei einer Anhörung der christdemokratisch-konservativen Fraktion am Mittwoch im Europaparlament in Strassburg (das Kürzel der Fraktion: EVP – nicht zu verwechseln mit der Schweizer Partei) wandten sich Sprecher der katholischen, der evangelischen und der orthodoxen Kirche gegen die Tötung von Embryonen zu Forschungszwecken. Gleichzeitig räumten EVP-Redner ein, dass es in ihrer Fraktion unterschiedliche Auffassungen gebe.

Der italienische Bioethiker Carlo Casini, der der Päpstlichen Akademie für das Leben angehört, sagte, nach katholischer Ansicht dürfe menschliches Leben nicht zur Nutzung für andere angetastet werden. Verbrauchende Embryonenforschung sei deshalb nicht zulässig. Das menschliche Leben beginne mit der ersten Stunde nach der Befruchtung und sei deswegen unantastbar für Forschungszwecke.

Für die EKD erklärte der Heidelberger Theologe Wilfried Härle, aus evangelischer Sicht sei es nicht möglich, einen Zeitraum festzulegen, bis zu dem Embryonen zu Forschungszwecken gebraucht werden dürften. Es gebe keine Zäsur in der Entwicklung des Menschen zum Menschen, so Härle, der der Bioethik-Enquete-Kommission des Bundestages angehört.

Auch der orthodoxe Theologe Gary Vachicouras sagte, in seinen Kirchen gebe es Vorbehalte gegen das therapeutische Klonen und der verbrauchenden Embryonenforschung. Der in der Schweiz lehrende Vachicouras räumte ein, dass die Meinungsbildung in der Orthodoxie noch nicht abgeschlossen sei.

Meinungsunterschiede bei Christdemokraten

Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europaparlament, Hans-Gert Pöttering, räumte Meinungsunterschiede in seiner Fraktion ein. Einigkeit bestehe allerdings darin, das gerade bei der Anwendung der Biotechnologie auf den Menschen Grenzen notwendig seien. Mehrheitlich habe sich seine Fraktion immer gegen verbrauchende Embryonenforschung ausgesprochen. Pöttering und sein niederländischer Fraktionskollege Wim van Velzen erinnerten daran, dass die Mehrheiten auch im Europaparlament insgesamt bei ethischen Fragen stets sehr knapp ausgefallen seien.

Van Velzen sprach sich dafür aus, auch nach dem Ablauf des bis Jahresende geltenden Moratoriums verbrauchende Embryonenforschung nicht mit EU-Mitteln zu fördern. Es sei abzusehen, dass es in dieser Frage auf EU-Ebene keine Kompromisse geben werde. Der EU-Ministerrat muss vor Jahresende dazu eine Entscheidung treffen.

Die EU-Kommission hatte vor der Sommerpause vorgeschlagen, vor dem 27. Juni 2002 erzeugte Embryonen sollten zu Forschungszwecken genutzt werden dürfen. Dies ginge deutlich über die nach deutschem Recht zulässige Regelung hinaus, wonach nur vor einem festgelegten Stichtag hergestellte Stammzelllinien verwendet werden dürfen.

Datum: 08.09.2003
Quelle: Kipa

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