Computer mit Moral?

«Und sie schufen sich einen Herrn»

Was wird die Menschheit mit einem Supercomputer erleben, der intelligenter ist als ein Mensch? Kann es einen Computer mit Moral geben, und woher soll er sie beziehen?
Roboter aus «I, Robot»
Mal hübsch und freundlich, mal furchteinflössend - Roboter gibt es in allen Variationen.
Wie werden Supercomputer mit Menschen umgehen? (Bild aus «I, Robot»)

Computer werden immer leistungsfähiger. Werden sie auch intelligenter? Was vor kurzem noch mit einem klaren Ja beantwortet wurde, weil Computer ja nur das Programm ausführen, das man ihnen eingibt, wird jetzt hinterfragt. «Dass wir  IT-mässig auf die Superintelligenz zusteuern, ist eine Tatsache», schreibt Christoph Bopp in der Aargauer Zeitung nach der Lektüre des Buches «Superintelligenz, Szenarien einer kommenden Revolution» des Philosophen Nick Bostrom.

Bostrom hält die Herausforderung durch einen superintelligenten Computer für die grösste, der sich die Menschheit bislang stellen musste. Er geht auch davon aus, dass sich die Entwicklung zu dieser Superintelligenz nicht kontrolliert vollziehen wird, sondern plötzlich durch eine «Intelligenzexplosion». Die Frage stellt sich dann: Wie wird dieser Supercomputer mit der Menschheit umgehen? Will er ihr nützen oder schaden? Das Problem dabei ist: Die letzten Schritte der Programmierung könnten bei einer Intelligenzexplosion nicht mehr von Menschen eingegeben werden.

Eine Maschine moralisch kodieren?

Es stellt sich somit die Frage, wie eine solche Intelligenzmaschine moralisch konditioniert werden könnte. Und welche Moral dafür geeignet wäre. Das Gesetz «Kein Computer darf einem Menschen schaden» könnte zum Beispiel dazu führen, dass er die Menschheit vor sich selbst schützen und dazu alle Macht übernehmen würde, befürchtet Bostrom. Jede Freiheit wäre dann dahin.

Bostrom kommt auf seiner Suche nach einer geeigneten Moral zum Schluss, dass sich die Philosophen völlig uneinig sind, welche Moraltheorie die richtige wäre. Er schliesst daraus, dass eine «indirekte Normativität» weiterhelfen könnte, zum Beispiel «Handle so, wie unsere besten Gründe es von einer überlegenen Intelligenz verlangen würden.» Der Rezensent Bopp ist davon zu Recht nicht überzeugt. 

Ambivalente künstliche Intelligenz

Wir stehen in einer Zeit, wo wir wie nie zuvor sehen, wie zweischneidig und ambivalent der Nutzen der intelligenten Maschinen wirkt. Zum Beispiel bei der Überwachungstechnik der Geheimdienste, die zwar Terroranschläge verhindern, aber letztlich jedes private Telefongespräch mitschneiden können. Wir wissen letztlich nicht, ob sie mehr nützen als schaden. Oder denken wir an die grossen und mit verheerendem Potenzial verbundene Technik der Finanzindustrie. Sowohl Techniker wie Anwender der künstlichen Intelligenz müssten eigentlich von einer Ethik beseelt sein, die sie in ihrer ganzen Arbeit durchdringt. Aber welche?

Weit suchen müssen wir nicht, wenn wir die jahrtausendealte Grundlage dafür suchen. Sie basiert auf den zehn Geboten und dem Liebesgebot von Jesus Christus. Sie ist aber mehr als eine innerweltliche Morallehre, weil sie immer verbunden ist mit einer Gottesbeziehung. Die zehn Gebote beginnen mit den Worten «Ich bin der Herr, dein Gott ...». Und auch das Liebesgebot beginnt mit dem Appell «Liebe Gott von ganzem Herzen ...». Aber kann ein Computer an Gott glauben? Eher wird er selbst zum Gott.

Wie kann der Supergott verhindert werden?

«Und sie schufen einen Herrn». Wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, dass sich die Menschheit mit einer künstlichen Intelligenz einen neuen Herrn anstelle von Gott schafft, haben wir tatsächlich ein Problem. Denn dann riskieren wir, einen Herrn zu bekommen, der weder gütig noch barmherzig ist wie der biblische Gott. Er würde regieren, richten und Kriege führen. Die Infrastruktur dazu steht mit ihrer weltweiten Vernetzung schon weitgehend bereit. Die Menschen hätten sich dann denn mächtigsten Antigott aller Zeiten geschaffen und müssten ihm dienen. Es muss nicht so weit kommen, wenn die Gefahr rechtzeitig erkannt wird. Aber es braucht Forscher mit einer jüdisch-christlichen Ethik, die bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz dabei sind und dafür sorgen, dass das erste Gebot nicht verletzt wird. Noch gibt es Hoffnung.

Datum: 09.02.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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