Fasnacht ohne Mohammed

«Und über Jesus und den Papst darf gelacht werden?»

In «Blick» und «20 Minuten» berichten Fasnachts-Obere, dass der Islam kaum vorkommen werde – offiziell aus Respekt vor religiösen Gefühlen. Gespannt darf abgewartet werden, ob dieser – durchaus lobenswerte – Respekt für Gläubige aller Religionen gelten wird.
Basler Fasnacht

Grundsätzlich wird an der Fasnacht provoziert. Im Zentrum stehen kontroverse Themen. Eines der am heissest diskutierten wird aber aussen vor gelassen: «Charlie Hebdo» und die Islam-Karikaturen.

Mohammed-Sprüche aus  Schnitzelbänken entfernt

In Basel werden beispielsweise 160 Sujets zu sehen sein, darunter auch die Affäre von Frankreichs Präsident Hollande. Völlige Narrenfreiheit gebe es nicht, wird das Fasnachts-Komitee zitiert. Verse zu den Mohammed-Karikaturen wurden aus den Schnitzelbänken entfernt.

In «20 Minuten» sagt Moritz Messer, Vizepräsident der Bieler Faschings-Zunft: «Die Fasnacht ist ein Freudenfest und keine politische Bühne für Religiöses.» Gleiches ist aus anderen Landesteilen zu vernehmen. Es ist sicher löblich, wenn versucht wird, Menschen in ihren religiösen Gefühlen nicht zu verletzen. Interessanterweise scheint dies nun aber für eine bestimmte Religionsgruppe stärker als für andere zu gelten. So schreibt beispielsweise eine Leserin in der «20-Minuten»-Kommentarspalte: «Komisch. Und über Jesus und den Papst darf gelacht werden? Come on!»

«Meinungsfreiheit hat mit Respekt zu tun»

Jemand anderes schreibt: «Es geht hier um Respekt anderen Menschen und ihrer Religion gegenüber, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.» Dieser Respekt scheint auf wundersame Art und Weise erst jetzt gefunden zu sein, wie eine andere Person erwähnt: «Religiöse Symbole ob Kreuz mit Jesus, Buddha oder Mohammed und so weiter haben an der Fasnacht nichts zu suchen. Auch Karikaturen, wo man seinerzeit den Papst zeigte, auf einer Magazin-Titelseite im weissen Gewand mit einem gelben Urinfleck, sind so etwas von primitiv. Meinungsfreiheit hat auch viel mit dem Respekt von Mitmenschen zu tun.»

Ein weiterer Leser äusserte: «Würde mich wundern, was passiert, wenn jemand eine Bombe hochjagt, weil Jesus beleidigt wurde», worauf entgegnet wurde: « Derjenige hätte eh was missverstanden – Jesus? Das war doch der, welcher was von Nächstenliebe, Vergebung und sowas gepredigt hat?»

Eine grosse Frage scheint Faschingsfreunde, darunter langjährige Guggen-Musiker ebenso umzutreiben, wie jene, die mit dem Karneval nichts anfangen können: Gilt der Respekt vor der Religion an der Fasnacht per sofort für alle Glaubensrichtungen oder nur für eine ganz bestimmte?

Datum: 07.02.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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