Buddhisten-Oberhaupt in Basel

Proteste gegen den Dalai Lama angekündigt

In der Schweiz leben rund 6'500 Tibeter. Am Wochenende ist das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten, der Dalai Lama, in Basel. Er will mit religiösen Ritualen und Vorträgen die breite Bevölkerung ansprechen. Bereits sind Proteste angekündigt.
Der gegenwärtige Dalai Lama Tendzin Gyatsho
Ein Bild von Avalokiteśvara. Der Dalai Lama will den Segen dieser Gottheit auf die Menschen übertragen.

Wie die organisierende Tibeter Gemeinschaft in der Schweiz & Liechtenstein (TGSL) bekanntgibt, wird der Dalai Lama in seinem Referat «Säkulare Ethik für die heutige Welt» seinen «Ansatz für eine friedvolle Welt» erklären. Er werde für die Entwicklung innerer Werte plädieren, «die sich nicht nur auf die Religion berufen und daher gleichermassen religiöse wie nichtreligiöse Menschen ansprechen». Insbesondere setze sich der Dalai Lama dafür ein, im Bildungssystem die buddhistischen Methoden der Warmherzigkeit und Mitmenschlichkeit zu integrieren.

Innerreligiöser Konflikt

So friedlich lächelnd wie es der Dalai Lama zu vermitteln versucht, ist der tibetische Buddhismus allerdings nicht. Auch in Basel wird es zu Protestkundgebungen gegen den Dalai Lama und die exiltibetische Regierung kommen. Dabei geht es um Konflikte innerhalb des nach aussen friedlich erscheinenden tibetischen Buddhismus. Eine Gruppe von Shugden-Buddhisten will auf ihre Situation aufmerksam machen. Ihr Vorwurf: Diskriminierung, Menschenrechtsverletzungen, Ausgrenzung. Die Polizei hat Gesuche für entsprechende Standkundgebungen bewilligt.

Götter und Dämonen

Unsichtbare Götter und Dämonen sind in der tibetischen Spiritualität Realitäten. Die Schutzgottheit namens Dorje Shugden soll von einem unbedeutenden Schutzgeist zu einer tibetischen Gottheit aufgestiegen sein. Die Anhänger des Shugden-Buddhismus verehren diesen Gott, der vom Dalai Lama aber nicht akzeptiert wird. Er begründet dies mit dem Anspruch der Exklusivität des Shugden-Kults gegenüber anderen buddhistischen Schulen, was zu Spaltungen führe und auch damit, dass der Buddha und seine Lehren die einzige Autorität für Buddhisten seien, nicht aber sogenannt untergeordnete Gottheiten, die erst später in die tibetische Geisteswelt integriert wurden. Im Tibetischen Buddhismus ist es immer wieder zu Differenzen verschiedener Schulen gekommen.

Religion ohne Gnade

Überhaupt entpuppt sich das buddhistische Denken bei näherem Betrachten hinsichtlich des unerbittlichen karmischen Gesetzes von Ursache und Wirkung als eine Religion ohne Gnade, aller lächelnden Menschenfreundlichkeit des Dalai Lama zum Trotz.

Vor einer grossen Veranstaltung mit dem Dalai Lama 2005 in Graz, erschien das Buch «Und der Dalai Lama lächelte. Die dunklen Seiten des tibetischen Buddhismus». Der Autor, Pfarrer Bruno Waldvogel erklärte darin, was das «Kalachakra for Worldpeace» bedeutet und wie dabei mit magischen Praktiken neue Gebiete geistlich eingenommen werden. Damals sagte der Autor in einem Interview mit Jesus.ch: «Wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass das buddhistische Weltbild mit dem christlichen absolut nicht zu vereinen ist. Während die Christen an einen Gott glauben, den sie um Hilfe bitten dürfen, sind die Buddhisten überzeugt, alles aus sich heraus schaffen zu können. Damit macht der Buddhismus seine Anhänger zu «coolen Akteuren.» Das habe etwas Faszinierendes. Die Folge sei allerdings «mitleidloser Egoismus, wo jeder versucht, sich selber zu verwirklichen».

Datum: 06.02.2015
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: idea Schweiz

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