Die Macht des Geldes

Beat Kropf
Beat Kropf

Geld regiert - selten in der menschlichen Geschichte wurde dies so deutlich wie heute. An der Verteilung und Verwaltung solcher Geldströme sind viele Christen direkt und indirekt beteiligt. Von Beat Kropf, Manager bei der Rentenanstalt/Swiss Life, wollten wir wissen, wie er und sein Arbeitgeber mit der Macht des Geldes umgehen.

Fritz Imhof: Beat Kropf, Sie sind Manager in einer Versicherungsgesellschaft, die Milliarden verwaltet. Wie viel Macht liegt hinter so viel Geld?
Beat Kropf: Geld hat für mich immer eine Machtdimension. Wer Geld hat, hat mehr Handlungsspielräume und kann Einfluss nehmen, in dem er Geld zur Verfügung stellt oder wieder wegnimmt. Zentral ist die Frage, wie diese Macht kontrolliert wird und wie die einzelnen Akteure damit umgehen.

Um wie viel Geld geht es und wo liegt dieses Geld?
Die Rentenanstalt/Swiss Life verwaltet rund 200 Milliarden Franken. Das Geld ist zu einem grossen Teil in festverzinslichen Obligationen und Darlehen, zum Beispiel Hypotheken, angelegt. Der Anteil an Aktien liegt bei unter 10 %. Auch wenn das viel Geld ist, sind wir eher klein, wenn es um die Vermögensverwaltung geht. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz heute rund 4000 Milliarden Franken verwaltet werden.

Gibt es bei der Rentenanstalt eine Ethik der Begrenzung der eigenen Macht oder der gezielten guten Investitionen?
Die meisten unserer Kunden interessiert primär eine möglichst hohe Rendite ihrer angelegten Gelder. Nur wenige fragen nach, in welche Projekte oder Firmen wir investieren. Das bedaure ich persönlich. Es gibt nämlich Anlageinstrumente, z.B. spezielle Fonds, die in ihren Portefeuilles Aktien oder Obligationen von Firmen halten, die eine nachhaltige Geschäftspolitik betreiben.

Werfen nachhaltige Projekte weniger Rendite ab?
Nicht zwingend, wobei es auch davon abhängt, wie man "Nachhaltigkeit" definiert. Eine Möglichkeit besteht darin, dass in jeder Branche in das Unternehmen investiert wird, das im Branchenvergleich eine ausgeprägt nachhaltige Geschäftspolitik betreibt. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass man in Autofirmen investiert, die bei der Produktion die Nachhaltigkeit berücksichtigen und zum Beispiel Materialien verwenden, die man rezyklieren kann. Die Erfahrung zeigt, dass solche Investitionen vergleichbare Renditen wie "normale" Anlagen erzielen. Bei Investitionen in klassische Entwicklungsprojekten hingegen wird man mit einer tieferen Rendite rechnen müssen.

An den Geldern einer grossen Versicherung oder Pensionskasse hängen viele Existenzen. Sind sich die Manager ihrer Verantwortung bewusst, oder haben sich zu viele von der Goldgräberstimmung der letzten Jahre hinreissen lassen?
Ich denke, dass in den "goldenen Neunzigern" für viele Unternehmen die Bäume in den Himmel gewachsen sind. Manager, Investoren, und dazu gehören auch Kleinanleger, kannten nur eine Richtung: aufwärts. Jetzt sind wir wieder auf dem Boden der Realität und müssen neu lernen, dass das Wirtschaftsleben Schwankungen unterworfen ist und seriöse Aufbauarbeit Zeit braucht.

Versicherte bei Pensionskassen haben kaum Einfluss darüber, wie ihr Geld eingesetzt wird, zum Guten oder zum Schlechten. Wird dieses System Ihrer Meinung nach einer christlichen Ethik gerecht?
Der Einfluss der Arbeitnehmer auf die Anlagepolitik der von ihnen einbezahlten Pensionskassengelder ist heute tatsächlich gering. Das müsste aber nicht so sein! Die Arbeitnehmer sind von Gesetzes wegen in jeder Vorsorgestiftung vertreten. Wir alle können also über diese Vertreter einen Einfluss auch auf die Anlagepolitik geltend machen. Es liegt an uns, diese Möglichkeiten zu nutzen und unsere Verantwortung wahrzunehmen.

Wie lautet Ihr Credo als Manager eines Finanzkonzerns?
Die Kundenbedürfnisse ernst nehmen: faire Beratung, sichere Anlage und angemessene Rendite

Datum: 14.02.2003
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Bausteine/VBG

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