“Vereinigungskirche”: Gründer Mun darf nicht nach Deutschland einreisen

Moon

Berlin. Dem Gründer der “Vereinigungskirche”, dem Koreaner Sun Myung Mun, und seiner Ehefrau bleibt der Aufenthalt in weiten Teilen Westeuropas versagt. Ein von der Bundesgrenzschutzdirektion Koblenz verhängtes Einreiseverbot für Deutschland, das auch alle Staaten des Schengener Abkommens (Frankreich, Belgien, Luxemburg, Niederlande, Italien, Österreich, Griechenland, Spanien, Portugal, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden) einschliesst, ist rechtens. Das entschied das rheinland-pfälzische Oberverwaltungsgericht in Koblenz.

Wie die in Berlin ansässige Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) berichtet, war die Klage des deutschen Zweiges der “Vereinigungskirche” erfolglos. Die religiöse Sondergemeinschaft hatte angegeben, dass Muns Besuch für die Einweihung eines Hauses nötig gewesen sei. Dem Urteil zufolge hatte jedoch ein persönlicher Auftritt Muns für die Ausübung der Religion der Mitglieder keine besondere Bedeutung. So seien die in der “Vereinigungskirche” üblichen Massenhochzeiten auch dann wirksam, wenn sie über Internet oder Satellit übertragen werden. Ferner sei vor kurzem ein von Mun “gesegnetes” Gebäude aus finanziellen Gründen verkauft worden, obwohl auch der Verkauf einer “nicht gesegneten” Immobilie möglich gewesen wäre. Ausschlaggebend für eine Beibehaltung des Einreisverbots seien ferner Erkenntnisse der Bundesregierung gewesen, wonach die “Vereinigungskirche” als sogenannte “Psycho-Gruppe” eine Gefahr für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen darstelle.

Mun fühlt sich als wahrer Messias

Nach Angaben der EZW hat die von Mun gegründete “Vereinigungskirche” in Deutschland etwa 800 Mitglieder und rund 4.000 Sympathisanten. Weltweit gehören ihr nach eigenen Angaben etwa 4,5 Millionen Anhänger an; Sektenexperten schätzen die Mitgliederzahl jedoch nur auf etwa 150.000. Der 80jährige Mun, der auch ein weltweit verzweigtes Wirtschaftsimperium aufgebaut hat, behauptet, durch “ideale Familien” den Weltfrieden fördern zu wollen. Da Jesus Christus keine Familie gegründet habe, sei er gescheitert und Mun zum wahren Messias berufen. Mun und seine Frau werden von ihren Anhängern als “wahre Eltern” verehrt.

Mun von Nordkoreas Diktator empfangen

Das US-amerikanische “Zentrum für Mission in Nordkorea” behauptet, dass Mun schon seit über zehn Jahren Vorkehrungen treffe, um in dem kommunistisch regierten Land Fuss zu fassen. 1991 sei er von dem Diktator Kim Il Sung empfangen worden. Daraufhin habe Mun zwei grosse Hotels in der Hauptstadt Pjöngjang erwerben können, darunter das Haus “Potonggang”, das sich rühme, als einziges im Lande über Satellitenfernsehen zu verfügen. Ferner habe die ansonsten streng atheistisch orientierte Regierung der Vereinigungskirche erlaubt, in Jongju eine Pilgerstätte einzurichten.

Wie das Missionszentrum weiter im Internet-Informationsdienst “Crosswalk” berichtet, hat das zur Vereinigungskirche gehörende Automobilunternehmen Pyongwa Motors im April eine Montagefabrik in Nampo eröffnet. Dort sollen später jährlich bis zu 100.000 Autos vom Band laufen. Die Vereinigungskirche investiere rund 300 Millionen Euro in das Projekt. Nach Ansicht des Missionszentrums trifft die Vereinigungskirche Vorkehrungen für eine Ausdehnung nach einem möglichen Zusammenbruch des Kommunismus in Nordkorea. Demgegenüber seien die Vorbereitungen für eine Wiederaufnahme christlicher Mission sehr schwach ausgeprägt.


Datum: 01.08.2002
Quelle: idea Deutschland

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