Zahlreiche Untersuchungen, besonders in den USA, aber auch in Europa, hätten einen deutlichen Zusammenhang zwischen Spiritualität und seelischer wie körperlicher Gesundheit ergeben. So lebten Menschen mit einer positiven und herzlichen Gottesbeziehung gesünder, bewältigten ihren Alltag besser und seien insgesamt gelassener und entspannter als Menschen, die nicht an Gott glauben oder eine gestörte Gottesbeziehung haben. Selbst in der psychosomatischen Forschung habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Medikament besser wirke, wenn der Patient daran glaube, erklärte Utsch, der freiberuflich auch als Psychotherapeut arbeitet. “Und trotzdem ist der Glaube keine Wunderdroge”, betonte er. “Nur wer loslässt, und sein Schicksal vertrauensvoll in Gottes Hand legt, kann die heilende Wirkung des christlichen Glaubens erfahren.” Das sei aber in einer Zeit, in der immer häufiger die Frage “Was habe ich davon?” ertöne, besonders schwierig. Obwohl noch 64 Prozent der Deutschen einer Kirche angehörten, habe die christliche Wirklichkeitsdeutung in den vergangenen Jahren viel Konkurrenz erhalten, sagte Utsch. Traditionell Christliches verschwinde immer mehr oder werde verwässert, die Spiritualität im allgemeinen hingegen nehme zu. Die Zahl der sogenannten “Religionskomponisten”, die sich ihren persönlichen Glauben aus Elementen der unterschiedlichsten Religionen zusammenstellen, steige ständig. Vor diesem Hintergrund warnte Utsch vor einer ständigen Harmonisierung im interreligiösen Dialog. Dialog sei seinem Wesen nach nur möglich, wenn man seinen eigenen Standpunkt auch verteidigen könne. Deshalb mahnte Utsch eine “Gesprächskultur der Innerlichkeit” an: “Wir müssen lernen, auch über intime Sachen, wie unseren persönlichen Glauben, wieder offen zu sprechen.”Christlicher Glaube hat therapeutische Wirkung
Christlichen Standpunkt nicht verwässern
Datum: 29.11.2002
Quelle: idea Deutschland