Kommentar

Sorry, dass wir die Armut bekämpfen!

Der Kampf gegen die Armut lohnt sich, der Weg aus der Spirale ist möglich, längst ist der Tatbeweis erbracht. Unermüdlich engagieren sich Christen an vorderster Front, sei es durch Vermitteln von Anbauwissen, Bildung oder einem grimmigen Stirnbieten gegen Krankheiten aller Art. Kompletter Unfug ist dagegen das, was den Helfern im «Westen» entgegenströmt – der Bogen reicht beispielsweise in der Presse von Vorurteilen über teils gezielte Stimmungsmache bis hin zu Verleumdung.
Hier spricht Professor Thomas Schirrmacher in Bern auf der StopArmut-Konferenz.

Professor Thomas Schirrmacher, Publizist und Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, brachte es auf der StopArmut-Konferenz in Bern auf den Punkt; dies am Beispiel von Jemen, wo engagierte Christen entführt und zum Teil ermordet wurden. Rasch wurden die Christen unterschwellig in ein schiefes Licht gestellt. Schirrmacher nannte die Zeitschrift «Spiegel» als «Kampagnenführer» in der Meinungsmache. «Bloss schicken die keine Helfer. Ohne das christliche Personal sind dort aber mehr als eine Million Menschen ohne medizinische Versorgung. Die Leute dort haben lieber einen Arzt, der betet und hilft, als schöne Worte im Westen, die niemandem etwas bringen.»

Ohne Kenntnis der Lage den Christen «verkappte Mission» zu unterstellen, ist unangemessen. Jeder Helfer bringt seine Weltsicht, seine Prägung mit, selbst ein Atheist. Gerade im südlichen Afrika und Mittleren Osten gehört Religion zum Alltag. Wenn sich jemand zur Bibel bekennt, löst das dort kein Befremden aus, sondern durchaus Respekt und Interesse.

Zudem kommt der Wunsch, anderen zu helfen, gerade aus der Bibel. Jesus von Nazareth machte es vor, indem er sich rührend um die Armen und Unterdrückten kümmerte und bereits der weise König Salomo – von ihm stammt etwa der Ausspruch «Wer andern eine Grube gräbt ...» – war ein berufener Mahner, der seine Stimme für die weniger Bemittelten erhob und dies auch von anderen forderte. Auch Schirrmacher rät deshalb dazu, den eigenen Glauben nicht zu verstecken: «Wir müssen nicht still und heimlich handeln. Wir haben Frieden mit Gott gefunden, den wünschen wir auch anderen.»

Zudem ist soziales Engagement nicht eine neue Marketingstrategie von Christen, sondern ein Herzensanliegen, das der Bibel entspringt und immer wieder positive Ergebnisse lieferte. Rassismus oder Sklaverei wurde von Christen als Sünde bezeichnet. Federführend waren sie beim Bekämpfen dieses Unrechts, weshalb sie 1884 als «Evangelicals» beschimpft wurde, weil das Etablissement die Sklaverei beibehalten wollte. Doch die Gläubigen gaben nicht auf. Zuerst war es eine kleine Gruppe, die an einem Tag in der Woche keinen Zucker verzehrte, zuletzt wuchs dies zu einer Bewegung, welche ganz England erfasste. Oder Baptistenprediger Martin Luther King wäre zu nennen, der einforderte, dass Schwarze gleiche Rechte haben wie Weisse. Waren jene, welche die Sklaven befreiten, verkappte Missionare? War Martin Luther King, der sich gegen den Rassismus auflehnte, ein verkappter Missionar? Ist eine junge Bibelschülerin, die heute im südlichen Afrika ein Kind impft, eine verkappte Missionarin? Nun, es sind Menschen, denen das Buch, an das sie glauben, als heilig betrachten, sich von ihm erfüllen lassen, was sie dazu leitet, anderen ganzheitlich beizustehen. Oder um es mit den Worten Schirrmachers zu sagen: «Wir müssen unseren Glauben nicht verstecken, er darf ein Anliegen sein. Man darf verschiedene Meinungen haben, aber nicht auf dem Rücken der Armen.»

Ja, wir Christen werden uns weiterhin für die Armen einsetzen, ihnen zuhören, ihnen ein Freund sein und Gerechtigkeit, Freiheit sowie Würde vor den Mächtigen der Welt für sie einfordern. Und sorry, wir entschuldigen uns nicht dafür.

Datum: 12.10.2010
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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