Zwischen hängenden Köpfen

Christsein in Zeiten der weltweiten Krise

Die aktuelle Coronavirus-Krise erinnert an die Zeit vor 100 Jahren. Doch heute ist vieles anders. Eine Einordnung von Fritz Imhof.
Mann erzählt freudige Nachricht
Redaktor Fritz Imhof

1918 und 1920 suchte die Spanische Grippe die Schweiz und die Welt heim. Die Folge waren weltweit schätzungsweise 50 Millionen Tote. Als Gegenmassnahme wurden in der Schweiz die Gottesdienste verboten, was vor allem die Freikirchen traf und als Folge zur Gründung des Freikirchenverbandes (heute VFG – Freikirchen Schweiz) führte, um mit institutioneller Lobby gegen das Verbot vorgehen zu können.

Kommunikationstechnik als Segen

Auch heute stellt die Krise und das Versammlungsverbot selbst für kleine Gruppen die Kirchen, die Christen und die gesamte Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Anders als damals sind die Kommunikationsmittel aber ganz anders. Vor 100 Jahren hatte noch kaum einer ein Telefon. Heute sind wir in der Regel perfekt vernetzt, was auch den Kirchen ermöglicht, Livestreams zu organisieren, sich in Gruppenchats zu verständigen und Sitzungen digital durchzuziehen. So soll zum Beispiel die Leiterkonferenz der Freikirchen am kommenden Freitag per Videokonferenz durchgeführt werden.

Belastungsproben wahrnehmen

Das vom Bundesrat dekretierte quasi Ausgehverbot für Menschen, die nicht am Arbeitsplatz erwartet werden, kann dennoch für viele zu einer Belastungsprobe werden. Besonders auch für Menschen, die wegen der Schliessung vieler Betriebe ihre Arbeit vorläufig verlieren. Für Eltern, die kaum wissen, wie sie ihre Kinder angesichts der Schulschliessung betreuen sollen, nachdem Grosseltern dringend geraten wird, den Kontakt zu ihren Enkeln zu vermeiden. Für Einsame, die dringend auf Kontakte angewiesen sind.

Neue Prioritäten

Wichtig: Wir haben Kommunikationsmittel auf hohem Niveau. Sie gilt es zu nutzen. Ein offenes Ohr zu haben für Menschen, die entweder überlastet sind oder aber in der Isolation zu versinken drohen. Wir tun gut daran, vermehrt zum Telefon zu greifen, statt uns auf Whatsapp oder Social Media zu betätigen. Es wird vielen gut tun, eine menschliche Stimme zu hören, besonders eine solche, die auch aufmuntern, trösten und raten kann. Oder mit Menschen zu beten, die das brauchen. Dies hat zurzeit Priorität vor allen Versuchen, die Ereignisse endzeitlich zu deuten.

Erhobenen Hauptes inmitten hängender Köpfe

Wer dies dennoch tun möchte, dem sei in Erinnerung gerufen, was Rolf Höneisen, Chefredaktor des idea Spektrum Schweiz, letzte Woche über die aktuell weltweiten beunruhigenden Ereignisse geschrieben hat: «Anders, als man meinen könnte, bedeuten diese nicht den Untergang, sondern den Übergang zu etwas Neuem. Der König kehrt zurück, Christus in Herrlichkeit. Entsprechend fällt die Aufforderung von Jesus aus: 'wenn sich dies alles zu erfüllen beginnt, dann seid zuversichtlich – mit festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Rettung steht kurz bevor' (Lukas-Evangelium, Kapitel 21, Vers 28). Dies sollten Christen beherzigen. Inmitten hängender Köpfe fallen erhobene Häupter auf. So kann die Kirche zur Notfallstation für Hilfesuchende und Verängstigte, für Schuldbeladene und Kranke werden.»

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Datum: 17.03.2020
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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