"Gesunde Menschen sorgen für eine gesunde Wirtschaft"

Genf. Zentrales Thema wird der makroökonomische Report von Professor Jeffrey R. Sachs, Direktor des Harvard-Instituts für internationale Entwicklung, sein. Seine Kernthese: Die Annahme, der wirtschaftlichen Entwicklung folge eine bessere Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, ist falsch. Neue Devise laut Sachs: „Gesunde Menschen sorgen für eine gesunde Wirtschaft.“ Erst die Investition in die Volksgesundheit ermögliche eine befriedigende wirtschaftliche Entwicklung.

Kritik ist in Genf mit Blick auf den „Global Health Fund“ für AIDS, Malaria und Tuberkulose zu erwarten. Noch arbeitet der vor einem Jahr gegründete Fond nicht. Vermutlich wird dies erst Ende dieses Jahres der Fall sein. „Wir sind auf gutem Wege“, versichert Dr. David Nabarro, Exekutiv-Direktor im Kabinett der Generaldirektorin, Dr. Gro Harlem Brundtland.

Heftige Auseinandersetzungen sind bei der Arzneimittelpolitik der WHO zu erwarten. Bei dem Balance-Akt, die ärmsten Länder der Welt ausreichend mit Medikamenten zu versorgen, ohne das Patent-Recht zu verletzen, scheiden sich die Geister. Immerhin gibt es das TRIPS-Abkommen (Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual PropertyRights), das in Ausnahmefällen Zwangslizenzen vorsieht.

Einen breiten Raum wird die Frage einnehmen, ob und wie die WHO auf terroristische Angriffe mit biologischen oder chemischen Waffen reagieren kann. Bei den Gesundheitsprogrammen stehen die mentale Gesundheit, die Implementierung der Vakzinationsprogramme, der gesunde Lebensstil, die Tabakrahmen-Konvention, die Ausrottung der Kinderlähmung, die Förderung des Stillens und der Marketing-Kodex für Muttermilch-Ersatz im Vordergrund.

Obwohl es Brundtland - trotz der schlechten Zahlungsmoral der Mitgliedsländer - nach Meinung von Beobachtern gelungen ist, der WHO wieder weltweit Gehör zu verschaffen, wollen zahlreiche Delegierte Reformen durchsetzen: die von ihr eingeführte Dezentralisierung der Programme etwa soll rückgängig gemacht werden. „Das hat sich nicht bewährt“, so Helmut Voigtländer, der deutsche Chef-Delegierte.

Die aktuelle Politik wird nicht aussen vorbleiben. Die dramatische Situation in den besetzten Gebieten Palästinas wird mit Sicherheit bei der Diskussion eine grosse Rolle spielen.

Datum: 14.05.2002
Autor: Rosemarie Bohle

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