Irakischer Muslim: «Das Kreuz gehört in unser Land»
In Zeiten des Terrors und der Religionskriege ist es leicht, alle Menschen einer Religion zu verdammen. Doch gerade in diesen Jahren, in denen der Islamische Staat extrem gegen die Christen der Region im Nahen Osten vorgegangen ist, gibt es immer mehr Muslime, die sich für die verfolgten Christen stark machen. So auch Marwan.
Als der Iraker Marwan nach der teilweisen Befreiung von Mossul in eine Kirche innerhalb des Stadtgebietes kam, die von ISIS bis auf die Kirchenmauern komplett zerstört wurde, war er schockiert. Wie konnten Menschen, die sich selbst als Muslime bezeichnen, einfach so die religiösen Symbole seiner christlichen Freunde, Mitbürger und Nachbarn zerstören?
Ein Kreuz aus den Trümmern
Marwan suchte in den Trümmern zwei Metallstäbe und machte daraus ein Kreuz, das er später in der zerstörten Kirche aufstellte. Damit wollte er seine christlichen Nachbarn wissen lassen: «Wir stehen hinter euch. Dieses Kreuz steht für etwas, dieses Kreuz gehört in unser Land, es gehört unter uns. Das Kreuz darf nicht zerstört werden, es muss geehrt werden!»
«Diese Geschichten hören wir einfach nicht oft genug», erklärt Jeremy Courtney der NGO «Preemptive Love Coalition», die von der Geschichte Marwans über Facebook berichtete. «Aber die Geschichte von Christen gegen Muslime, oder ISIS gegen den Rest der Welt, diese Geschichte kann sich in dieser Kirche einfach nicht halten, durch dieses Kreuz, das von einem Muslim aus den Kriegstrümmern erstellt wurde.»
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Datum: 23.01.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet