Weltkirchenrat warnt vor "Vergötzung der Sicherheit"

Genf. Vor einer "Vergötzung der Sicherheit" angesichts der zahlreichen Bedrohungen, die viele Menschen heute empfinden, warnte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Konrad Raiser.

Die verstärkte Suche nach Schutz und Sicherheit könne die Menschen dazu bewegen, näher zusammen zu rücken und Solidarität zu üben. Sie könne aber auch dazu führen, "dass Menschen blindlings dem folgen, der Sicherheit anbietet oder verspricht". Manche nützten Ängste anderer für ihre eigenen Interessen, und es entstehe der "Teufelskreis", dass "das Verlangen nach Sicherheit selbst zur Quelle von noch mehr Angst wird", warnt Raiser.

Gerade im heurigen Jahr seien Menschen in allen Teilen der Welt von Befürchtungen und Ängsten geplagt: Angst vor einem möglichen Krieg im Nahen Osten mit seinen unabsehbaren Konsequenzen weit über die Region hinaus; Angst vor mörderischen Terroranschlägen, vor Fanatismus, Hass und Gewalt unter Angehörigen ethnischer oder religiöser Minoritäten; Angst vor dem Verlust der Lebensgrundlage und vor Verarmung, vor Krankheit und Tod; Angst vor Naturkatastrophen und den Folgen des Klimawandels. "Die Liste könnte verlängert werden, und sie zeugt von einem weit verbreiteten Empfinden von Ungesichertheit und Ohnmacht", so der Generalsekretär des Weltkirchenrates.

Angst und Furcht seien nicht von vorneherein Zeichen menschlicher Schwäche, die es zu verbergen gelte. "In der Empfindung von Angst erahnen wir eine mögliche Gefahr oder Bedrohung und mobilisieren unsere Abwehr. Wir müssen uns unserer Ängste nicht schämen: Sie erinnern uns daran, dass wir menschliche Geschöpfe sind und nicht Gott", hebt Raiser hervor.

Er erinnerte in dem Zusammenhang an die "Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt", die der Weltkirchenrat für die Jahre 2000 bis 2010 ausgerufen hat. Sie seien geleitet vom Wort des Apostels Paulus im Römerbrief: "Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herren".

Datum: 06.01.2003
Quelle: Kipa

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