“Alpha Radio”

Christliches Radio in Weissrussland genehmigt

Alpha Radio (Minsk)

Minsk. Täglich eine Stunde christliches Programm hat der weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko jetzt auf dem Sender “Alpha Radio” (Minsk) genehmigt. Die Zusage kam etwa einen Monat nachdem er das neue Religionsgesetz unterzeichnet hatte, das als das restriktivste Europas gilt. Nach Angaben des Leiters von “Alpha Radio”, Gator Henry, hat man 18 Monate intensiv mit der Regierung verhandelt. Zwei Jahre lang hätten Christen auf der ganzen Welt für die Sendeerlaubnis gebetet. Für die Verantwortlichen sei die Zusage eine Gebetserhörung. Allerdings könnten jetzt mangelnde Finanzen die Sendungen verhindern. Zur Produktion der “Alpha Stunde”, so der Name der geplanten Sendung, fehlten noch etwa 10.000 Euro zur Schulung des Personals, so Henry. Insgesamt beliefen sich die Kosten zur Herstellung und Ausstrahlung der Sendung auf rund 135.000 Euro pro Jahr.

Die Radioarbeit in Weissrussland wird durch die in Florida beheimatete gemeinnützige Organisation “Projekt Belarus” unterstützt. “Alpha Radio” erreicht rund 1,5 Millionen Zuhörer in der Hauptstadt Minsk und der Nachbarstadt Vitebsk.

In Moskau aus-, doch in Minsk eingeladen

Weissrussland hat in letzter Zeit vor allem mit seinem neuen, restriktiven Religionsgesetz von sich reden gemacht. Dieses geht aber mehr auf Konto des in Minsk autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko als der orthodoxen Kirche. Diese verfügt in Weissrussland keineswegs über das Nahverhältnis zum postkommunistischen Staat, wie das in Russland der Fall ist.

Die weissrussische Führung gibt sich nach wie vor atheistisch, nachdem bereits Stalin und nach ihm auch Chruschtschow die Sowjetrepublik "Belorus" zum Musterland der Gottlosigkeit machen wollten, was ihnen weitgehend auch gelungen ist.

Lukaschenko schränkt die seit 1992 in Weissrussland bestehende Religionsfreiheit daher nicht zugunsten der orthodoxen Kirche ein, wie das Putin in Russland getan hat, sondern aus grundsätzlicher Religionsfeindschaft. Das musste auch der orthodoxe Chefunterhändler mit der Regierung, Grigori Dovgiallo, erfahren, der sich mit dem Anliegen auf Verankerung des Religionsunterichtes in dem neuen Gesetz nicht durchsetzen konnte. Dovgiallo ist übrigens ein Nachkomme des seinerzeitigen weissrussischen Beobachters auf dem Konzil von Basel vor bald 600 Jahren.

Orthodoxes Dialog-Institut

Ökumenisch gehen die Uhren in Minsk aber ganz anders als in Moskau. "Einheitskardinal" Walter Kasper, vor seinem im Frühjahr geplanten Russlandbesuch dort brüsk ausgeladen, ist jetzt am 16. Dezember wichtigster Ehrengast bei der Eröffnung des Dialog-Instituts der orthodoxen Theologischen Fakultät in der weissrussischen Hauptstadt. Es handelt sich dabei, ebenso wie die ganze "Methodius-und-Cyrill-Universität für Geisteswissenschaften" - um eine kirchliche Institution. Die staatliche Universität Minsk verwehrt Theologen weiter auch die kleinste Nische.

An der Spitze des neuen Dialog-Instituts steht der in Regensburg als Stipendiat des dortigen "Ostkirchlichen Instituts" der deutschen Bischofskonferenz habilitierte Professor Andrej Danilov. Zur Verwirklichung dieser neuen Stätte der Begegnung und des Dialogs von West- und Ostkirche trägt ganz entscheidend die katholische Universität Freiburg (Schweiz) bei. Sie hat schon 2000 ein Kooperationsabkommen mit Minsk geschlossen. Das Ökumenische Institut Freiburg wird daher in Minsk weiterhin durch die Professoren Guido Vergauwen und Barbara Hallensleben vertreten sein.

Offener Kurs

All das ist nur möglich, weil der "Exarch", der Vertreter des Moskauer Patriarchen für die weissrussische Orthodoxie, Metropolit Filaret Vachromejev, den neuen katholikenfeindlichen Kurs seines Patriarchen Alexi II. und vor allem von dessen kirchlichem Aussenamtsleiter, Metropolit Kirill von Smolensk, nicht mitträgt. Solange er bis 1989 dessen Vorgänger in Moskau war, hatte es auch dort viel mehr ökumenische Offenheit gegeben.

Danach konnte er mit seiner ebenso spirituellen wie konzilianten Art in Weissrussland verhindern, dass auch dort Abspaltungen vom Moskauer Patriarchat wie in der Ukraine und dem Baltikum erfolgten. Seinem Einfluss bei Lukaschenko ist es zu verdanken, dass die weissrussischen Katholiken und auch die Lutheraner im Vergleich zu Reformierten und Neoprotestanten im neuen Religionsgesetz neben den Orthodoxen noch eher glimpflich davongekommen sind.

Von den rund 10,3 Millionen Weissrussen sind 78,7 Prozent Christen, die meisten davon orthodox (knapp 50 Prozent), 20,2 Prozent ohne Religionszugehörigkeit und ein Prozent Juden.

Quellen: Kipa/idea.de

Datum: 31.12.2002

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