Österreichs Bundeskanzler Schüssel vor Imamen: Europa braucht Religionspartnerschaft

Die Wiener Konferenz versammelte gemässigte Vertreter des Islam in Europa.
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel
An der Tagung referierte auch Amir Zaidan, Direktor des Islamischen Religionspädagogischen Instituts in Wien
Logo der Konferenz
Die Imame und der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer

Vor der zweiten Konferenz europäischer Imame und muslimischer Seelsorger hat sich der österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel für eine "europäische Religionspartnerschaft" ausgesprochen. In der Schlusserklärung visierten die Imame einen selbstbewussten europakompatiblen Islam an.

Nach dem Vorbild der bewährten Sozialpartnerschaft könnte auch "eine europäische Religionspartnerschaft zu gegenseitigem Respekt und Formen der zivilisierten Konfliktbewältigung" beitragen, sagte Schüssel, derzeit EU-Ratsvorsitzender, am 7. April zur Eröffnung der Konferenz im Wiener Rathaus. "Die Reaktion der europäischen Muslime im so genannten Karikaturenstreit hat gezeigt, dass sie dazu bereit sind. Es gibt ohnedies zu viele Feindbilder. Bemühen wir uns, den Freund im Anderen zu sehen", so Schüssel.

Glaubensgemeinschaften als Partner für die Politik

Der österreichische Bundeskanzler forderte auch zur aktiven gesellschaftlichen Integrationsarbeit auf. "Religionen müssen Antworten auf die grossen Fragen und Herausforderungen geben können. Gerade deswegen hat Religion einen hohen Stellenwert in der Öffentlichkeit. Die Republik Österreich bekennt sich daher zu einer Religionspolitik, die die Glaubensgemeinschaften als Partner sieht", betonte Schüssel.

Gleich viele Evangelische und Muslime in Österreich

In Österreich gehören rund 6 Millionen Einwohner zur römisch-katholischen Kirche. Die Protestanten zählen knapp 325’000 Mitglieder. Bei der Erhebung der Volkszählung 2001 wies die islamische Glaubensgemeinschaft knapp 340’000 Mitglieder auf. Fast eine Million Einwohner Österreichs gaben an, ohne religiöses Bekenntnis zu sein (963’263).

Integration, Politik, Bildung, Wirtschaft, Frauen, Jugend…

In einer ausführlichen Schlusserklärung legten die 130 teilnehmenden islamischen Geistlichen und Islam-Experten aus mehr als 40 Ländern ein klares Bekenntnis zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten, Presse- und Meinungsfreiheit sowie für eine verstärkte Integration ab.

Im Kapitel über Frauen ist zu lesen: „Eine stärkere Differenzierung zwischen Religion und Tradition, die häufig Frauen benachteiligt und dem Islam zuwiderläuft, ist unabdingbar… Die verstärkte Partizipation muslimischer Frauen bedarf durchdachter politischer Konzepte, die Ausgrenzungstendenzen und Diskriminierungen entgegen treten.“

Islam in Europa: Schlusserklärung der Konferenz europäischer Imame
Programm der Konferenz


Quelle: APD, Bearbeitung Livenet

Datum: 21.04.2006

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