Molukken: Nicht nur Terror gegen Touristen

Ethnische Probleme vergrösserten sich vor allem in Ambon
Molukken-Inseln
Molukken

Rund 900'000 Christen wurde auf den Molukken zu Flüchtlingen, 10'000 verloren ihr Leben. Seit vier Jahren hoffen sie auf eine Rückkehr. Tausende von Häusern und die meisten Kirchen wurden zerstört. Eine kaum beachtete Entwicklung in Indonesien.

Über 230 Millionen Menschen leben auf rund 3000 indonesischen Inseln. Das südostasiatische Land umfasst rund 17'000 Inseln aber die meisten sind sehr klein. 87,2 Prozent der Einwohner sind Moslems, 9,6 Prozent Christen.

Willem Hekman schildert die Situation momentan als «generell friedlich». Hekman, der die Ausbildung von über 150 Gemeindegründern koordiniert, kennt jedoch auch die Auseinandersetzungen: So existieren Konflikte wie in Aceh (will unabhängig werden) oder Poso (zwischen Moslems und Christen). Das Land ist wirtschaftlich im Aufbruch überall wird gebaut. 2004 steht die Präsidentschaftswahl an.

Einerseits: Einfacher ...

Die Situation für die Christen ist einfacher, als man dies vom bevölkerungsreichsten muslimischen Land erwarten dürfte. Hekman: «An den meisten Orten kann man den Glauben frei in Kirchen, Hotels, Restaurants und Hauskirchen leben.» Ausnahmen bilden jene Landesteile, die fast total moslemisiert sind, wie beispielsweis Aceh. «Aber sogar dort sind Kirchen etabliert. Üblicherweise herrscht in Indonesien Religionsfreiheit.» In allen muslimischen Orten oder Ortschaften mit hohem Prozentanteil an Moslems ist die Situation nicht immer leicht. «Christen können nur zu Hause beten und dies nur dort, wo muslimische Nachbarn keine Einwände haben. Ein einziger Nachbar kann einen christlichen Gottesdienst stoppen.»

Gebiete in Nord Sumatra, Menado, Kalimantan, Irian, Jaya und Teile der Molukken sind traditionell christanisierte Landesteile und dort gibt es keine Schikanen. «Dort sind die Christen in der Überzahl. Ebenfalls leben viele Christen in Surabaya und Malang unbehelligt.»

...mit negativer Tendenz ...

Hunderte von Jahren lebten die beiden Glaubensrichtungen in Harmonie, bis hin zu Mischehen. Konflikte flackerten zwar immer wieder auf, «aber eine Integration existierte.» In den letzten zehn Jahren nahm der fundamentale Islam jedoch zu. Und mit ihm die Anzahl Moscheen, islamischer Schulen und Institutionen. Die Schulkinder werden stärker indoktriniert, zunehmend setzt sich der arabische Kleidungsstil bei den Männern durch. «Gastprediger aus islamischen Ländern lehren in den Moscheen den puren Islam.» Die Moslems stehen alle hinter den Palästinensern, die Christen hinter Israel, beschreibt Hekman die Lage.

…andererseits: 900’000 vertrieben, 10’000 ermordet.

Über 900'000 Christen wurde auf den Molukken zu Flüchtlingen und verloren ihre Häuser und Gärten. Seit vier Jahren hoffen auf eine Rückkehr. 10'000 verloren ihr Leben, Tausende Häuser und Hunderte Kirchen wurden verbrannt und zerstört.

„Das wird kaum wahrgenommen: Niemand kümmert sich darum und die übrige Welt weiss wenig über die Probleme in Ambon, der Hauptstadt der Molukkeninseln. Ich entdecke, dass die meisten Gläubigen aus der Schweiz nichts wissen über Ambon, aber alle hörten von den 200 Personen, die in Bali bei dem Anschlag auf die Touristen umkamen.» Auf den Molukken sind aber fünfzigmal mehr Menschen gestorben, so Hekman.

Willem Hekman trainiert seit 1970 indonesische Pastoren und Evangelisten. Vorher diente er zehn Jahre in Irian Jaya. „Jesus rief mich 1953 bei einer Jugendkonferenz, in Rüschlikon in der Schweiz in die Mission.“ Nach einem Bibeltraining in Kanada und den USA trat er 1960 in den Dienst in Irian Jaya und 1970 erfolgte der Wechsel nach Jakarta.

Datum: 27.11.2003
Autor: Daniel Gerber

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