Deutsche Atheisten-Verbände rühren die Wertetrommel

Die organisierten Humanisten machen sich dafür stark, dass der Einfluss der Kirchen geschmälert und Gott geleugnet wird, und das auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig.
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Die Humanisten suchen in Deutschland immer mehr Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Dazu helfen ihnen die verschiedenen Dachverbände, in denen sie netzwerkartig zusammengeschlossen sind. Die grösste Vereinigung bildet der "Humanistische Verband Deutschlands" (HVD). Ihm gehört mit etwa 10.000 Mitgliedern rund die Hälfte der eingeschriebenen Humanisten an, wie die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin schreibt.

Aktiv in den Parlamenten

So erstritten sie vor dem Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, dass die dortigen Grundschulen auch das Fach "Humanistische Lebenskunde" anbieten müssen. In Berlin soll im Herbst 2007 sogar die erste bewusst atheistische Schule ihre Tore öffnen. Seit März 2006 besteht bereits eine Akadamie in dieser Ausrichtung. Treibende Kraft hinter diesen Plänen in der deutschen Hauptstadt ist unter anderem eine gewisse Felicitas Tresch. Sie ist stellvertretende Landesvorsitzende der HVD - und bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

Weitere Repräsentanten dieser Bewegung sind beispielsweise der Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt, Wolff Singer. Zum 50. Geburtstag von Angela Merkel hielt er den Festvortrag. Einfluss auf anderer Ebene nimmt der Schlafzimmer-Fabrikant Herbert Steffen. Er wirkt aus dem Hintergrund als Mäzen des Bamberger Profanhistorikers Karlheinz Deschner. Dank Steffens Geldern konnte dieser ein mehrbändiges äusserst kritisches Werk zum Christentum verfassen - "aus Feindschaft", wie er selber sagte. Deschners Antwort auf die Frage, was er sich als Vermächtnis wünsche: "Ich möchte einmal gnädiger beurteilt werden als ich es mit der Kirche getan habe."

"Zentralrat der Konfessionslosen"

Eines der nächsten Projekte der selbsternannten Menschenfreunde ist ein "Zentralrat der Konfessionslosen" für die 25 Millionen aus den Kirchen Ausgetretenen. Religiös anmutendem Vokabular gegenüber gibt es anscheinend weniger Berührungsängste als bei christlichen Inhalten. Die sollen nämlich zurückgedrängt werden. So macht sich der HVD bereits stark für ärztlich assistierte und attestierte Selbstmorde und möchte die Bestimmungen für eine Tötung auf Verlangen aufweichen.* Voten der Menschenfreunde fliessen auch gezielt in die Debatten Evolution, Abtreibung oder Hirnforschung ein.

"Gut und Böse gibt es nicht"

Tritt ihre Geisteshaltung nach aussen oft nur schemenhaft zutage, so wird sie im "Manifest des evolutionären Humanismus" der Giordano-Bruno-Stiftung ganz offenkundig. Den Zehn Geboten werden dort durch die "zehn Angebote" ersetzt, und zwar als "ethische Richtlinien für das 21. Jahrhundert". Darin heisst es unter anderem: "Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten - es sei denn, es gibt im Notfall keine andere Möglichkeit, die Ideale der Humanität durchzusetzen." Oder: "Befreie Dich von der Unart des Moralisierens. Es gibt in der Welt nicht ‚das Gute' und ‚das Böse', sondern nur Menschen mit unterschiedlichen Interessen." - Gleich wie die "Kellmann-Stiftung Humanismus und Aufklärung" zählt auch die Giordano-Bruno-Stiftung zu den Geldgebern der HVD.

Für dieses Jahr ist zudem Schützenhilfe aus USA angesagt. An mehreren grossen Konferenzen werden prominente Vertreter der "Brights" erwartet; auf deutsch "die Hellen" - Atheisten, Freidenker und Rationalisten, die sich jenseits des Teiches ebenfalls zu einer neuen Bewegung zusammengeschlossen haben.


* Die Bundesdeligiertenversammlung des Humanistischen Verbandes Deutschlands erliess am 20. September 2003 "Eckpunkte ... zur gesetzlichen Regelung von Patientenrechten und Sterbehilfe". Darin wird unter anderem ein Patientenrecht auf Selbstmord ("Selbsttötung") postuliert. Dieses "Selbstbestimmungsrecht des einwilligungsfähigen Patienten" müsse von allen Beteiligten, Ärzte wie Pflegepersonal, als "verbindlich" angesehen werden. "Ein ... Zuwiderhandeln ... ist rechtswidrig und ausdrücklich als Körperverletzung strafbar zu stellen." Wenige Sätze weiter verlangen die Menschenfreunde: "Auch wenn aus medizinischer Sicht durchaus Besserungsaussichten bestehen, gilt der frei erklärte Patientenwille zum Behandlungsverzicht und ggf. zum Tod." - Ein Arzt, der diesen Patienten auf seinem Weg zur Besserung weiterbetreut, würde sich wegen "missbräuchlicher Medikation" strafbar machen. Für die Humanisten wäre das "Körperverletzung"!

Gar so weit wollen die Humanisten in einem anderen Fall aber nicht gehen: Wer einen "bewusstlos gewordenen Suizident" pflegt und rettet, der macht sich auch in ihren Augen nicht schuldig, auch nicht der "Körperverletzung". Das wäre denn doch zuviel des Unguten. Wenn man aber davon ausgehen könne, dass dessen Selbsttötung "auf einer nachvollziehbaren, ernsthaften Entscheidung" beruht, dann darf man ihn ruhig wegsterben lassen. Eine "Strafandrohung wegen Totschlag durch Unterlassen" sei aus dem Strafgesetzbuch zu streichen, verlangen sie. Das Leben hat für diese Menschenfreunde nur soweit einen Wert, wie die subjektive Einsicht in seinen Sinn reicht! - Ausserdem fordern sie "Ausnahmen vom Straftatbestand der Tötung auf Verlangen".

Datum: 24.05.2006

Datum: 22.05.2006

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