Kontroverse um Lehrer-Handbuch zu Homosexualität

"Mit Vielfalt umgehen" - ein umstrittenes Handbuch

Die Entscheidung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums, ein umstrittenes Lehrer-Handbuch zur Behandlung des Themas Homosexualität aus dem Verkehr zu ziehen, ist auf heftige Kritik gestossen. Dieses Vorgehen könne "einen Klimawechsel im Umgang mit Schwulen und Lesben" bewirken und "Diskriminierung wieder hoffähig machen", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Sigrid Beer. Andere sprechen von einer "Fehlinterpretation des christlichen Weltbildes".

Ursache der Diskussion ist die Broschüre "Mit Vielfalt umgehen: Sexuelle Orientierung und Diversity in Erziehung und Beratung", die von einem europäischen Projekt gegen die Diskriminierung von Homosexuellen erstellt wurde. Herausgegeben wurde sie von der ehemals rot-grünen Landtagsregierung im Oktober 2004.

In diesem Handbuch wird Lehrern und Pädagogen beispielsweise geraten, Broschüren zum Thema lesbisch-schwule Lebensweisen im Unterricht zu behandeln. "Zeigen Sie der Klasse Filme, in denen sympathische Lesben, Schwule oder Bisexuelle vorkommen", schreibt der "Leitfaden" zum Umgang mit dem Thema Gleichgeschlechtlichkeit.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, wertete das Vorgehen des Düsseldorfer Ministeriums als Zensur. Eine vorurteilsfreie Behandlung des Themas Homosexualität werde als "Werbung für bestimmte sexuelle Ausrichtungen" denunziert.

Grünen-Politikerin: "Fehlinterpretation des christlichen Weltbildes"

Ähnlich äusserte sich die Lehrergewerkschaft GEW. Michael Schulte, Geschäftsführer der GEW in Nordrhein-Westfalen, sagte gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger", dass man über den Schritt des Ministeriums erstaunt sei und ihn für "absurd" halte. Allerdings werde sich an der Vermittlung des Themas Homosexualität im Unterricht vermutlich nichts ändern.

Wäre die Rücknahme der Broschüre der Auftakt zu weiteren Massnahmen der neuen Landesregierung hin zu konservativ-christlichen Leitbildern, so sei dies bedenklich, äusserte der Vorsitzende der GEW, Andreas Meyer-Lauber. Grünen-Politikerin Beer sehe die Entscheidung zudem als "Fehlinterpretation des christlichen Weltbildes", schreibt der Stadt-Anzeiger.

"Nicht für Homosexualität werben"

Der Sprecher des Schulministeriums, Oliver Mohr, hingegen bekräftigte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst epd, die Broschüre sei für den Unterricht nicht tragbar. "Wir wollen nicht für homosexuelle Lebensformen werben", begründet der Sprecher das Vorgehen des Ministeriums. Die Broschüre enthalte "wertende" Aussagen und sei daher nicht für den Unterricht geeignet.

Datum: 05.08.2005
Quelle: KEP

Werbung
Livenet Service
Werbung