Musical-Lager

Adonia erobert Deutschland

Das Schweizer Werk Adonia überzieht nun auch Deutschland mit seinen Musical-Lagern. Die Nachfrage ist erstaunlich, und der Wechsel der Sprache eine anscheinend reizvolle Herausforderung.
Adonia: Schweizer Export nach Deutschland: ...
Markus Heusser

Der Musiker und frühere Bandleader Markus Heusser leitet Adonia Deutschland und ist dafür im vergangenen Sommer aus der Schweiz in unser nördliches Nachbarland übersiedelt.

Livenet.ch: Markus Heusser, was genau macht Ihre Bewegung in Deutschland?
Markus Heusser: Wir setzen auch dort das Konzept mit den Singlagern um: während einer Woche wird zuerst ein Projekt einstudiert, und anschließend bringt man es mit vier Konzerten auf die Bühne.

Eure Musicals sind ja auf schweizerdeutsch gehalten. Müssen nun Eure Teilnehmer auf schweizerdeutsch singen?
Das wäre natürlich schön, wenn sie Schweizerdeutsch lernen würden. In Wahrheit arbeiten wir aber mit einem deutschen Verlag zusammen, der unsere Sachen übersetzt. Die Musicals werden dann auf hochdeutsch aufgeführt.

Wie ist das für Sie? Stimmt das noch im Hochdeutschen oder wird dann nicht etwas ganz anderes draus?
Im grossen und ganzen sind wir mit den deutschen Übersetzungen sehr zufrieden. Eine Übersetzung ist natürlich nie dasselbe wie das Original. Aber es ist lustig: Man gewöhnt sich schnell an etwas. Am Anfang kommt es mir komisch vor. Wenn wir aber eine Woche lang geübt und das auf der Bühne aufgeführt haben, dann weiss ich manchmal nicht mehr, wie der Refrain auf schweizerdeutsch ging.

Wie geht das weiter? Produziert Adonia weiterhin Musicals in der Schweiz und adaptiert die dann ins Hochdeutsche oder schreibt ihr bald eigene Musicals?
Beides. Es ist geplant, dass wir weiterhin übersetzen und übertragen. Andererseits werden wir auch selbstständig Dinge machen. Es könnte sein, dass wir auch mal den umgekehrten Weg einschlagen und ein deutsches Musical ins Schweizerdeutsche übersetzen.

Wann kommen die ersten deutschen Chöre zu einer Tournee in die Schweiz – oder umgekehrt ...?
Vermutlich nie, mit Ausnahme eines Spezialkonzertes. Es ist Teil unseres Konzepts, dass die Leute dort Konzerte geben, wo sie herkommen, und zwar in ihrer Muttersprache. Das ist uns sehr wichtig.

Und es sieht aus, als hätte man in Deutschland darauf gewartet. Noch bevor Sie als Koordinator angefangen hatten, gab es bereits 400 Anmeldungen für den Sommer 04.
Ja, wir hatten aus dem Stand 400 Teilnehmer – und gleich viele Anmeldungen schon fürs nächste Jahr. Da sind es nun acht Camps mit insgesamt 560 Teilnehmern. Es läuft sehr erstaunlich.

Macht Euch das Tempo manchmal Angst? Nach 20 Jahren machen in der Schweiz nun 2500 Jugendliche mit; über 1000 bei den Abschlusskonzerten. Und jetzt die Expansion nach Deutschland ...
Angst ist der falsche Ausdruck. Es ist ja auch eine Freude, wenn wir sehen, dass wir gebraucht werden und gefragt ist, was wir tun. Es geht vorwärts, und das ist schön. Es ist aber auch immer wieder eine Herausforderung. Denn es geht nicht nur um Quantität, sondern die Qualität hat auch zu stimmen.

Es ist eine grosse Herausforderung, genügend Mitarbeiter und Konzertorte zu finden. Auch in der Schweiz haben wir ja jeweils über 100 Konzertorte. Mit Deutschland gewinnt dies nun eine ganz andere Dimension, auch vom Potential her. Wenn man die schweizer Zahlen hochrechnet, wird einem schon ein wenig schwindlig. Deutschland hat 80 Millionen Einwohner, die Schweiz sieben Millionen. Dann würden in Deutschland 25'000 Teenager mitmachen! Das denke ich zwar nicht, aber wir müssen die Strukturen in die Wege leiten, damit das Ganze funktioniert.

400 Camps und mehr als 25'000 Leute ... Was waren Ihre ersten Schritte in Deutschland?
Ein Vollzeitsekretariat zu eröffnen. Alles ist noch Pionierarbeit, die auch mit viel Papierkram verbunden ist. Aber es ist gut, dass wir bereits Leute haben, die uns kennen und unterstützen. Wenn die Sommerlager laufen, kommen bereits die Vorbereitungen für das Herbstcamp. Letztes Jahr mußte ich rund 30 Konzertorte für die 8 Camps suchen.

Datum: 18.07.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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