"Wir weigern uns, Feindinnen zu sein"

Frieden Israel

Bremen. Zwei Frauen, die sich auf jeweils verfeindeten Seiten gegenüberstehen, sind in Bremen für ihr jahrelanges gemeinsames Bemühen um ein friedliches Miteinander ausgezeichnet worden: Der diesjährige Solidaritätspreis der Hansestadt geht an die israelische Friedensaktivistin und Autorin Gila Svirsky und die palästinensische Wissenschaftlerin und Schriftstellerin Sumaya Farhat Naser.

"Die Frauenorganisationen, in denen sie in führender Position tätig sind, organisieren unter schwierigsten äusseren Umständen zum Teil gemeinsame, friedensorientierte Aktivitäten auf der Suche nach gewaltfreien Lösungen in dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen ihren Völkern" heisst es in der Begründung. Von sich selbst sagen die beiden Preisträgerinnen: "Wir weigern uns, Feindinnen zu sein".

Sumaya Farhat Naser wurde 1948 in Birseit bei Jerusalem geboren. Als junges Mädchen erkämpfte sie sich gegen gesellschaftliche Normen ihr Recht auf Bildung. Nach dem Abitur studierte sie in Deutschland und promovierte in angewandter Botanik. 1989 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Universität Münster.

Seit 1980 setzt sich Farhat Naser öffentlich aktiv für den Frieden im Nahen Osten ein. Seitdem engagiert sie sich unermüdlich für den palästinensisch-israelischen Dialog. 1994 schuf sie mit anderen Frauen die israelisch-palästinensische Frauenorganisation "Jerusalem Link". Dies ist der Dachverband zweier voneinander unabhängig existierender Zentren, dem palästinensischen "Jerusalem Centre for Woman" in Ost-Jerusalem, deren Leiterin sie von 1977 - 2001 war, und dem israelischen "Bat Shalom" in West-Jerusalem.

Sumaya Farhat Naser organisiert Gesprächsforen, in denen Frauen beider Länder zusammenkommen und lernen, Empfindungen zu artikulieren, Demütigungen und Ängste zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Die Palästinenserin engagiert sich konsequent für die Einhaltung der Menschenrechte und besonders der Rechte der Frauen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Dabei sieht sie auch die vielen internen Probleme der palästinensischen Gesellschaft mit einer Bevölkerung, die seit über dreissig Jahren unter Besatzung lebt. Die Palästinenserin ist Autorin zweier Bücher: "Thymian und Steine", und "Verwurzelt im Land der Olivenbäume" , beide sind im Delos Verlag erschienen.

Gila Svirsky ist eine der Schlüsselfiguren der israelischen Friedensbewegung. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in unterschiedlichen Organisationen. So war sie Vorstandsvorsitzende von B`Tselem, the Israeli Information Centre for Human Rights in the Occupied Territories, Direktorin der New Israel Foundation, der wichtigsten Stiftung für progressive Organisationen und Bewegungen in Israel. Ausserdem war sie Direktorin von Bat Shalom, dem israelischen Pendant der Frauenorganisation " Jerusalem Link". Sie gehört seit über 15 Jahren der Gruppe "Women in Black" an, die kontinuierlich jeden Freitag gegen die Besatzung der palästinensischen Gebiete demonstriert.

Gila Svirsky ist ebenfalls Gründungsmitglied der Coalition of Women for a Just Peace, einer Koalition von palästinensischen und israelischen Frauenfriedensorganisationen, die sich für eine Lösung des anhaltenden Konfliktes einsetzen. Die aussergewöhnliche Israelin geniesst auch unter Palästinensern hohes Ansehen und Freundschaft und engagiert sich konsequent für den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern.

Mit dem Solidaritätspreis zeichnet der Bremer Senat seit 1988 Personen und Gruppen aus, die sich gegen Kolonialismus und Rassismus und für Freiheit und Selbstbestimmung engagieren. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert.

Quelle: Ots/pd

Datum: 23.01.2003

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