Kommt der Friedensprozess für den Südsudan voran?

Khartoum

Nairobi - Vor der nächsten Verhandlungsrunde über eine Autonomie des Südsudans haben die Rebellen der SPLM/A den Anspruch erhoben, auch die mehrheitlich nicht-arabische Bevölkerung von drei Gebieten im Herzen des Sudan zu vertreten. Es geht um das Angasana-Gebiet in der Blue Nile-Provinz, das Abyei-Gebiet in West-Kordofan und die Nuba-Berge in Süd-Kordofan. Die Verhandlungen sollten am Mittwoch beginnen. Der kenyanische Vermittler setzte diese seit Jahren umkämpften Gebiete oben auf die Traktandenliste, wie der Internet-Dienst allafrica.com berichtet. Zwar kontrolliert die Regierung in Khartum den grössten Teil der drei Gebiete, doch die SPLM/A behauptet, die dortigen Gegner des Regimes, die als Nicht-Araber unter der Islamisierung leiden, zu vertreten.

Des Krieges müde

Laut dem Bericht gibt es auf beiden Seiten, in Khartum wie im Süden des Sudan, Falken und Tauben. Die Falken in Khartum wollen die Erlöse aus der Ölförderung nutzen, um die Rebellen nach bald 20 Jahren doch noch militärisch in die Knie zu zwingen und den Süden, der von christlich geprägten Völkern bewohnt wird, durchgreifend zu islamisieren.

Gemässigte Politiker in der Hauptstadt suchen eine Vereinbarung, die zur Aufhebung ausländischer Sanktionen führt und dem arabischen Norden den fast alle Petrodollars sowie die volle Geltung der Scharia, des islamischen Gesetzes, belässt. Offenbar schwankt der sudanesische Präsident Bashir zwischen den beiden Lagern.

Machtbewusste Rivalen

Im Süden des Sudan flammen zwischendurch Rivalitäten unter den Rebellenführern auf. Doch stehen derzeit die Hoffnungen im Vordergrund, mit Hilfe von US-Senatoren und christlichen Organisationen, die in Washington Druck machen, die Autonomie oder gar die Selbständigkeit zu erlangen. Anderseits befürchtet man in Kreisen der SPLM/A, die US-Regierung könnte im Krieg gegen den Terror die Dienste Khartums vermehrt beanspruchen wollen.

Bahnbrechende Machakos-Protokoll

Im Juli letzten Jahres hatten die sudanesischen Bürgerkriegsparteien in Kenya das so genannte Machakos-Protokoll unterzeichnet und darin provisorisch eine weitgehende Autonomieregelung für den Süden in Aussicht genommen, doch kam es in der Folge trotz der Waffenstillstandsvereinbarung immer wieder zu Kämpfen. Unter massivem Druck der USA und der umliegenden Länder verhandelten die beiden Seiten im November weiter und näherten, als die Unterhändler im Dezember nach Washington beordert wurden, ihre Positionen anscheinend nochmals an.

Drängen der USA

In der anstehenden Verhandlungsrunde geht es nicht nur um Gebiete und die Verteilung der Ölgelder, sondern auch um die künftige Struktur des grössten afrikanischen Staates. Die Regierung will eine starke Zentralregierung, und Khartum soll weiter die Hauptstadt sein. Für die Regierung ist klar, dass in Khartum die Scharia zu gelten hat (mit Ausnahmeregelungen für Nicht-Muslime, heisst es); für die Rebellen ist das unannehmbar.

Die USA drängen auf eine tragfähige Vereinbarung zwischen den Parteien, damit der Krieg nach bald 20 Jahren, unbeschreiblicher Verwüstung und über zwei Millionen Todesopfern ein Ende nimmt. Der Sondergesandte von Präsident Bush für den Sudan, John Danforth, sagte am Sonntag, in den nächsten sechs Monaten müsse eine Lösung gefunden werden: „In der Welt läuft auch Anderes, und wenn es keinen Fortschritt zum Frieden gibt, wird die Aufmerksamkeit der USA sicherlich verloren gehen.“

Datum: 17.01.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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