Religiöser Gegensatz hinter der Präsidentenwahl in Nigeria

Olusegun Obasanjo

Abuja - Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas wird die Auseinandersetzung ums Präsidentenamt von Spannungen zwischen den grossen Völkern und vom religiösen Gegensatz zwischen dem Norden und dem Süden des Landes überschattet. Am Mittwoch wurde der ehemalige Militärmachthaber Buhari von der All Nigeria Peoples Party (ANPP) zu ihrem Präsidentschaftskandidaten nominiert. Damit tritt Buhari Ende April gegen den Amtsinhaber Obasanjo an. Obasanjo entstammt dem grossen, christlich geprägten Volk der Yoruba, Buhari dem muslimischen Hauptvolk der Haussa. Er wurde von über 6'000 Parteidelegierten nominiert, nachdem sich die anderen Anwärter in letzter Minute unter Protest zurückgezogen hatten.

Ethnische und religiöse Gegensätze

Ein ehemaliger Informationsminister, John Nwodo, der ebenfalls für die ANPP hatte kandidieren wollen, beklagte sich bitter über den angeblich unfairen Nominierungsprozess. Er warf der Partei vor, sie werde – entgegen ihrem Namen - immer mehr von muslimischen Haussa aus dem Norden Nigerias dominiert. Für einen aus dem Südosten stammenden Ibo wie ihn habe es keinen Platz. Buhari, der aus dem Nordwesten Nigerias stammt, will nach einem allfälligen Wahlsieg den ehemaligen Senatspräsidenten Okadigbo, einen Ibo aus dem Südosten der Landes, mit dem Amt des Vizepräsidenten betrauen. (Der Amtsinhaber Obasanjo stammt aus dem Südwesten, sein Vize Atiku aus dem Nordosten.)

Unter der Präsidentschaft Obasanjos, eines bekennenden Christen, haben in den letzten Jahren ein Dutzend nördliche Gliedstaaten das islamische Gesetz, die Scharia, eingeführt, was in mehreren Grossstädten zu blutigen Unruhen führte. Der Justizminister der Bundesregierung verurteilte die Einführung der Scharia, weil dadurch die Bürger Nigerias ungleich behandelt würden. Buharis ANPP gehören neun Gouverneure nördlicher Gliedstaaten an. Ein Wahlkampfleiter Obasanjos sagte, Buhari habe bei Auftritten im muslimischen Nordnigeria bereits dazu aufgerufen, jene zu wählen, die die heimische Religion fördern könnten.

Hehre Worte

In seinem politischen Programm, das diese Woche in der Tageszeitung ‚Vanguard‘ veröffentlicht wurde, wirft der Ex-Diktator Buhari Obasanjo vor, während der letzten vier Jahre habe sich die Lage Nigerias nicht gebessert: Schlechtes Managment und verbreitete Korruption in der Beamtenschaft hätten die Armut und wirtschaftliche Unsicherheit im Land noch verschärft. Die Jahre seien wegen der ethnischen Unruhen die schlimmste Zeit seit dem Krieg gewesen.

Damit Nigeria mit seinen 125 Millionen Menschen gesunden und den ihm angemessenen Platz unter den Nationen einnehmen könne, bräuchten seine Bewohner vor allem gleiche Chancen, schreibt Buhari, mit schönen Worten: „Alle Personen und Gruppen müssen gleicherweise offen und frei teilhaben können an der Wirtschaft, dem öffentlichen Leben und der Regierung.“ Der frühere Militärmachthaber verpflichtet sich im Fall seiner Wahl feierlich, „eine Regierung zu führen, die Rat einholt, auf Kritik eingeht, umsichtig und transparent ist, Rechenschaft gibt, dem Dienst an den Bürgern verpflichtet ist, am Gesetz festhält und vor allem demokratisch handelt“.

Datum: 13.01.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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