Esoterikpartei tritt bei der Bundestagswahl an

Bundesvorsitzender der Violetten: Wolfgang Lißeck

Berlin. Auch Deutschlands Esoteriker wollen in den Bundestag. Hinter der kürzlich vom Bundeswahlleiter für die Wahl am 22. September zugelassenen Kleinpartei “Die Violetten” verbergen sich Organisationen der deutschen Esoterikszene. Das berichtet die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in ihrem Materialdienst. Der Partei nahe stehe das “Zentrum für spirituelle Entwicklung” (Dortmund), das auf seiner Internetseite unter anderem Videofilme mit den Titeln “Warum ich aus der Kirche ausgetreten bin” und “Wer und wo war ich in früheren Leben” vertreibt.

Der Bundessekretär und Leiter des “Arbeitskreises Europa, Frieden und Entwicklungsländer” der “Violetten”, Friedhelm Wegener, habe in Publikationen zum “Zusammenschluss zu einer spirituellen Alternative in der Politik” aufgerufen. Bemerkenswert seien nach Angaben der EZW die Ausführungen der Partei zur Gesundheitspolitik: “Spirituell gesehen ist Krankheit ein Alarmzeichen oder ein Reinigungsprozess, beides dient der Entwicklung des Menschen. Über den Weg der Erkenntnis kann Krankheit geheilt oder sogar vermieden werden.” Da für die “Violetten” auch Krankheiten einen Sinn hätten, “dürfen sie nicht bekämpft werden, vielmehr müsse der kranke Mensch sein Fehlverhalten ändern.”

Daneben versuchten die Esoteriker auch als Abtreibungsgegner zu profilieren. Anstelle von Schwangerschaftsabbrüchen soll es demnächst gezielte spirituelle Beratung über Empfängnisverhütung geben. Weitere revolutionäre Forderungen der Partei sind laut EZW die Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde bei den Bundestagswahlen und die Anlage von “naturnahem Wald” auf einem Drittel der Gesamtfläche der Bundesrepublik Deutschland.

Obwohl die Partei selbst nur über 337 Mitglieder verfüge, rechne sie sich laut EZW gute Chancen zum Einzug in den Bundestag aus. Auf der Internetseite der Violetten heisst es: “Zirka zehn Millionen Menschen in Deutschland sind von Karma und Reinkarnation überzeugt. Diese zehn Millionen könnten das Wählerpotential sein und damit die Violetten auf 20 Prozent aller Wählerstimmen bringen.”

Datum: 31.08.2002
Quelle: idea Deutschland

Werbung
Livenet Service
Werbung