Weihnachten in der Grossfamilie

Zeit nehmen für den Einzelnen

Das Familienauto hat insgesamt sieben Sitzplätze. Bei sechs Kindern, vier Kaninchen und einem Hund benötigte Familie Roth aus dem Kanton St. Gallen eigentlich einen Zweitwagen. Mutter Claudia beschreibt die Freuden und Leiden einer traditionellen Grossfamilie und was ihr an Weihnachten wichtig ist.
Claudia Roth mit Andrina, 2, Florin, 4, und Ladina, 6 Jahre.
Hinten, von links: Simon, Ladina, Daniel, Roman, Michael. Vorne: Andrina, Claudia, Florin.

Die Dimensionen sind grösser als bei der Durchschnittsfamilie: Jeden Tag werden zum Beispiel gegen drei Liter Milch verbraucht. Nur gut, dass es Milch gleich beim Landwirt nebenan gibt.

Dessert zwei Tage früher

Claudia Roth, 36, sitzt mit den drei jüngsten Kindern Ladina (6 Jahre alt), Florin (4) und Andrina (2) im Wohnzimmer. Sie lässt sich von dem Gewusel nicht aus der Ruhe bringen. Die jahrelange Erfahrung in der Erziehung merkt man ihr an. Der älteste Sohn Michael ist bereits 19 und macht eine Lehre als Zimmermann.

Er hat dem Vater tatkräftig beim Ausbau des alten Bauernhauses geholfen, in dem die Roths seit fünf Jahren wohnen. Dazwischen sind noch die Söhne Roman (17) und Simon (14). Der 40-jährige Vater Daniel arbeitet im technischen Dienst.Auch wenn manche Menschen mit Unverständnis reagieren, ist der Kinderreichtum für Claudia ein wahrer Segen.

Dafür braucht es allerdings gerade in der Weihnachtszeit eine gute Organisation und Planung. Allein schon das Essen für die acht Personen macht viel Arbeit. Das Dessert für das Weihnachtsmenue bereitet Claudia darum schon zwei Tage früher vor, damit sie dann Zeit für die Hauptspeise hat.

Geschenke erst am 25. Dezember

Den Weihnachtsbaum schmücken ist dann wieder eine Aufgabe, bei der alle gemeinsam viel Freude haben. Das Fest selbst begeht die Familie sehr bewusst. Wenn alle feierlich herausgeputzt sind, wird am Heiligen Abend die Weihnachtsgeschichte gelesen, zusammen gesungen und gebetet. «Wir feiern, weil Jesus geboren ist!», betont Claudia. Darum gibt es die Geschenke auch erst am Morgen des 25. Dezember.

In dem ganzen Trubel der Grossfamilie würde sonst «die eigentliche Bedeutung von Weihnachten untergehen». Wichtig ist ihr vor allem die Zeit, die man an Weihnachten gemeinsam verbringen kann. Das ist sonst eher schwierig. Roman beispielsweise wird Landwirt und ist während der Woche nicht zu Hause. Eine der grössten Herausforderungen für Claudia ist es immer wieder, auf jedes Kind einzeln eingehen zu können. Oder: Nicht immer nur die ganze Schar zu sehen.

Lungenentzündung nach Geburt

Letzten Sommer ging es Claudia nicht gut. Ihr war ständig schlecht, sie fühlte sich elend. «Gott, gib mir jeden Tag die Kraft, die ich brauche», war ihr Gebet. Dann ging es wieder aufwärts. «Das Vertrauen zu Gott wird nie missbraucht», weiss Claudia aus eigener Erfahrung. So war in schwierigen Zeiten oft Hilfe zur Stelle. Seit mehreren Jahren etwa hat sie Kontakt zu «IG Familie 3plus».

Nach der Geburt von Ladina bekam Claudia eine Lungenentzündung. Dank der Unterstützung durch die Organisation konnte sie sich eine Woche am Walensee auskurieren. Im Sommer 2011 machte die ganze Familie für eine Woche Ferien in einem Hotel in Adelboden. Ein Urlaub, der sonst nicht möglich gewesen wäre. Schon allein nicht jeden Tag kochen zu müssen und damit Zeit füreinander und die Kinder zu haben, tat «mega gut.» Dieses Jahr bekamen sie von von der Organisation einen Geschenkgutschein zu Weihnachten.

«Was, du arbeitest nichts?»

Oft fehlt Claudia auch die Anerkennung in der Gesellschaft für ihre grosse Aufgabe als Hausfrau und Mutter. Wenn sie gefragt wird, was sie denn arbeite, lautet ihre Antwort: «Im Haushalt.» Die Reaktionen sind oft abfällig: «Was, du arbeitest nicht?» Erziehungsarbeit werde oft nicht wertgeschätzt.

Einen Ausgleich findet Claudia im Glauben und in der Musik. Beim Singen geistlicher Lieder, beim Spielen von Gitarre und Klavier schafft sie etwas, «das länger Bestand hat als Kochen, Backen, Putzen oder Waschen». Zusammen mit den Kindern erwächst daraus viel Freude und Vertrauen zu Gott. 

Einer Freundin erzählte Claudia kürzlich, sie wünsche sich eine Westerngitarre mit Stahlsaiten. Zwei Wochen später kam ihr Mann, ohne davon zu wissen, mit genau einem solchen Instrument nach Hause. Ein Kollege brauchte die Gitarre nicht mehr. Erst wollte Daniel sie nicht mitnehmen, da sie ja schon eine zu Hause hätten. Nun erklingen die Weihnachtslieder doppelt so schön.

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Datum: 24.12.2011
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Schweiz

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