Sexualkunde

«Eltern hauptverantwortlich»

Der Bündner Domherr Christoph Casetti hat sich in der Bündner Ausgabe der Zeitschrift «reformiert.» entschieden für das Recht der Eltern ausgesprochen, die Sexualerziehung ihrer Kinder selbst zu verantworten.
schulzimmer

 
Mit Bezug auf den Koffer mit Material zur Sexualerziehung, der in Basler Schulen und Kindergärten abgegeben wird, meinte Casetti, hier komme eine emanzipatorische Sexualpädagogik zum Tragen, in der alles Sexuelle legitimiert und auch stimuliert werde. Das Lustprinzip stehe im Mittelpunkt. Casetti dazu: «Für mich sind Eltern die Hauptverantwortlichen in der Sexualerziehung.» Sie müssten einbezogen werden in Konzepte für Sexualpädagogik an öffentlichen Schulen, auch beim geplanten Lehrplan 21 für die Kantone. Bis jetzt sei das nicht vorgesehen. 

Obligatorisch?

Noch schlimmer sei, wenn dieser Unterricht für obligatorisch erklärt werde, sagte er in einem Streitgespräch mit dem Theologen und Rektor der Pädagogischen Hochschule Chur, Johannes Flury. Dieser räumt zwar ein, die Schule müsse auf diesem Gebiet eine untergeordnete Funktion hinter den Eltern einnehmen, verteidigt aber den obligatorischen Schulunterricht. «Die Schule kann nicht damit anfangen, jedes Thema, das Eltern oder weltanschaulichen Gruppen gegen den Strich geht, für nicht obligatorisch zu erklären», wandte der Präsident der Cohep, der Schweizerischen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen, im Interview ein.

Sensibler Bereich

Dagegen betonte Casetti, die Sexualkunde behandle einen sensiblen Bereich, allein schon angesichts der verschiedenen Kulturen in unserer Gesellschaft. «Erst recht, wenn dieser Unterricht fächerübergreifend sein soll.» Dann könnten Eltern die vermittelten Werte gar nicht mehr kontrollieren. Flury will dagegen eine Sexualkunde als Teil des fächer-übergreifenden Alltagsunterrichts, allein schon, damit die Schüler für Gespräche auf dem Schulhof ausgerüstet sind.
 
Casetti wendet sich allerdings nicht generell gegen einen Sexualkundeunterricht, wohl aber in der vorgesehenen Form. Für Flury muss der Unterricht auch auffangen, «was auf Kinder heute alles zukommt, über iPhones und Kollegen.» Es gehe um ein riesiges Geschäft: «Kinder werden mit Sexualität konfrontiert durch Erwachsene, die Geld daran verdienen.»

Thema für den Religionsunterricht?

Zur Frage, ob Sexualkunde nicht ein Thema für den Religionsunterricht sei, wandte Flury ein: «Ich habe etwas dagegen, wenn Missionare in die Schule kommen, egal, mit welcher Mission. Sobald man sagt: ‚So muss es sein in der Sexualität’, gehe ich fünf Schritte zurück. Da wird ein einziges Menschenbild vertreten, das nichts anderes zulässt.»
 
Laut Casetti ist dagegen der Umgang mit Sexualität eine ethische Frage. «Unsere Erfahrung ist: Wenn Kinder eine das Lustprinzip betonende Sexualerziehung durchlaufen haben, dann ist es für die Kirche schwierig, mit eigenen Themen zu kommen: Etwa die intime Beziehung der Ehe vorzubehalten oder lebenslange Treue und Hingabe in der Ehe.»
 

Datum: 01.07.2011
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet/reformiert

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