Eltern und Kids

Digitalisierte Familien

Neue Technologien und Kommunikationsformen beeinflussen das Familienleben, wie es Medien nie zuvor taten. Nach einer US-Umfrage fordern sie Eltern und Kinder heraus, Grenzen festzusetzen und bewusster zu konsumieren.
Digitalisierte Familien

Das kalifornische Barna-Institut befragte in 416 Haushaltungen Eltern und 11-17-jährige Kinder und verglich die Antworten. Danach sind US-Eltern nicht weniger von Technologie abhängig als ihre Sprösslinge. Sie nutzen Mobiltelefone, Laptops, Tablets und TV wie sie und verweilen gleich lang im Internet. Die Jugendlichen holen sich mehr Unterhaltendes aus dem Internet; die meisten Eltern finden dies gut. Offenbar haben US-Eltern kaum Probleme mit den digitalen Einflüssen im Familienalltag, den Angeboten, die ihre Kinder lieben. «Die meisten Familien nehmen Technologie und Medien mit offenen Armen auf» – Filme, Shows und Videospiele werden gemeinsam erlebt.

Mediensüchtig?

Sind die Amerikaner den digitalen Medien verfallen? Ein Drittel der Eltern und die Hälfte der Jugendlichen kennt keine Pause im Medienkonsum. Die Hälfte aller Befragten hat in der letzten Woche während Mahlzeiten Mails oder SMS geschrieben, getwittert oder telefoniert. Viele haben zwei oder mehr Bildschirme am Laufen. Die Hälfte der Schüler liest Online-Inhalte im Bett. Barna kommentiert: «Die Frage kommt auf, ob Familien ihre Technologie im Griff haben oder von ihr kontrolliert sind.»

Zeitfresser

Streit über den Umgang mit den Medien gibt es laut der Umfrage wenig. Allerdings fürchtet die Hälfte der Eltern, dass die Medien Zeit fressen, die die Kinder anders verbringen sollten. Anderseits klagt jeder sechste Jugendliche, dass die Eltern «zu viel Arbeit nach Hause bringen». Noch mehr Teenager finden, die Eltern legten an ihr Verhalten und an das der Jungen nicht dieselben Massstäbe an. Die Befrager folgern, dass der Medienkonsum die Qualität des Familienlebens akzentuiert: Familien, in denen offen, viel und fröhlich kommuniziert wird, erleben die Medien als Bereicherung, während diese die Spannungen in kommunikationsarmen Familien eher verschärfen.

Kirchen bieten keine Hilfe

Als Appell an christliche Gemeinden lässt sich ein weiteres Ergebnis der Umfrage lesen: Die meisten Familien haben in der Kirche nichts mitbekommen, was ihnen im Umgang mit Medien helfen würde. Und sie erwarten da auch weder Hilfe noch Ratschläge. Immerhin zeigten sich ein Drittel der Jugendlichen und noch mehr Eltern interessiert an christlichen Tipps für einen bewussten Medienkonsum.
Barna-Präsident David Kinnaman fordert die Kirchen auf, Medien und digitale Technologien unter dem Gesichtspunkt des verantwortlichen Umgangs mit Ressourcen (stewardship) zu sehen. Die digitalen Angebote bestimmten «in bedeutendem Mass die Nutzung von Zeit, die Entwicklung von Fähigkeiten und die Zuweisung von Finanzen».

Zum Thema:
Tipps der Schweizerischen Evangelischen Allianz zum Web 2.0
Mahr Resultate der Barna-Umfrage (in englischer Sprache)
Schweizer Kampagne: Kinder dem Web nicht schutzlos ausliefern

Datum: 10.06.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Barna Group

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