Mario Brühlmann

Segen und Fluch

Als Unternehmensberater und Managementtrainer begegne ich vielen unterschiedlichen Menschen. Einige sind offensichtlich gesegnet. Sie sind erfüllt, unbeschwert, erledigen ihre Arbeit mit Leichtigkeit und sind häufig Segensspender für ihr Umfeld. Andere tragen schwere Lasten. Sie mühen sich täglich ab, sind oft unzufrieden und stets auf der Suche nach Mehr, als wären sie von einem Fluch belegt.
Mario Brühlmann (Bild: Dropbox)

Meine Fragen: Haben Segen und Fluch System? Kann der Mensch zwischen Segen und Fluch wählen? Kann er Segen und Fluch beeinflussen oder gar steuern? 

Ja, Segen und Fluch haben System. Ich bin vor Kurzem einem jungen dynamischen Manager begegnet. Er will am nächsten New-York-Marathon teilnehmen. Auf meine Frage: «Müssen Sie irgendjemandem etwas beweisen?» wurde er sehr nachdenklich. Er erkannte sich durchschaut. 

Im darauf folgenden Gespräch ist sein zur Schau gestelltes Erfolgskonzept wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Tatsächlich sucht er in seinen unzähligen privaten, beruflichen und sogar kirchlichen Aktivitäten unaufhörlich nach Erfolg, um sich den Respekt von anderen Menschen und von Gott zu erhaschen. Wie ein Hamster im Laufrad rennt er von einem Ziel zum andern, ohne Ruhe und Zeit für Musse. Er ist abhängig, gefangen von Erfolgszwang. 

Ich habe nichts gegen Marathon. Ich bewundere Menschen, die so grosse körperliche Leistungen erbringen. Ich bin aber sehr empfindlich, wenn es um die dahinterliegenden Motive geht. Warum mache ich etwas? Falsche Motive führen letztlich immer zu Enttäuschung und Frustration.

Mit falschen Motiven wird jede noch so gut gemeinte Aktivität zum Fluch. Gott schaut die Herzen an, nicht die Resultate. Gute Resultate aus falscher Motivation greifen zu kurz. Sie täuschen eine falsche Wirklichkeit vor. Diese ruft nach der nächsten Täuschung. Das Laufrad beginnt zu drehen. Und es dreht unaufhörlich weiter. Mit zunehmender Geschwindigkeit wird das Entrinnen immer schwieriger.

Segen ist kein Zufall. Segen hat Wurzeln. Es braucht jemanden, der gesegnet wird, und jemanden, der segnet. Das setzt eine Beziehung voraus. In der Bibel lesen wir immer wieder von diesem unaufhörlichen Segensstrom, der uns zur Verfügung steht.

Offensichtlich reicht es aber nicht aus, Christ zu werden, um diesen Segen in seiner ganzen Fülle zu erleben. Die Realität im Leben vieler Christen sieht ganz anders aus. Da ist wenig sichtbar von dieser Leichtigkeit, dieser Unbeschwertheit. Echte Gelassenheit lebt, wer in einer kindlichen Beziehung zum Schöpfer steht. Wir müssen nicht alles wissen oder können, aber vertrauen. 

Dies nicht zu sehr in uns selbst und in die eigenen Fähigkeiten, sondern auf den Vater. Ihm müssen wir nichts beweisen, aber wissen, dass unser Leben – und alles, was damit zusammenhängt – in seinen Händen ist. Jetzt, und in alle Ewigkeit. Dieses Wissen macht bescheiden, dankbar und frei.

Mario Brühlmann ist Gründer von Swiss Create und Präsident der Christlichen Ostmission.

Datum: 19.08.2013
Autor: Mario Brühlmann
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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