Pfingsten - ein viel zu unauffälliges Fest

Heiliger Geist.
Symbole des Pfingstfestes: Feuer und die Taube des Friedens

Wir haben ihn schlicht vergessen. Wissen gar nicht mehr, wer er ist. Und das ist ja auch - rein marktwirtschaftlich gedacht - nur natürlich. Denn mit dem Heiligen Geist, um den es an diesem Wochenende eigentlich gehen sollte, ist ja kaum Geld zu machen. Man muss keine Bäume kaufen, keine Strohsterne basteln. Man kann sich den Heiligen Geist schlecht in Schokolade gegossen vorstellen.

Deswegen ist Pfingsten, das Fest des Geistes, ein unauffälliges Fest geworden. Ein viel zu unauffälliges Fest. Denn dass Bedarf besteht an Orientierung, Sinn, Geist, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Bestimmt würde der Buchmarkt schwer angeschlagen, würde man auf den Buchumschlägen für ein Jahr das Wort "spirituell" verbieten. Alles, wo spirituell draufsteht, was letztlich nichts anderes als geistig bedeutet, verkauft sich wie warme Brötchen. Die Menschen von heute haben eine Sehnsucht nach spiritueller Orientierung.

Viel Aufregung und Freude

Gemäss dem Bericht aus der Apostelgeschichte wurde das Kommen von Gottes Geist gehört und gesehen. Es sei ein Rauschen gewesen, wie wenn ein gewaltiger Wind aufkommt, wird berichtet. Etwas Flammen- und Feuerartiges muss über die Betroffenen gekommen sein. Eine Kraft hat sie erfüllt, bewegt und verändert.

Ich stelle mir vor, dass Aufregung, Freude, aber auch Verwirrung in jenem Quartier entstanden ist. Viele drängten in die Gasse hinein und wollten miterleben, was in jenem Haus geschah, wo sich die Anhänger von Jesus aufhielten. Plötzlich war nicht mehr der Tempel der Mittelpunkt des Interesses, sondern irgendein beliebiges, unscheinbares Haus. «Der Geist weht, wo er will.» Hier bestätigte sich diese Weisheit.

Was das Neue Testament über das erste Pfingstfest vor fast 2000 Jahren berichtet, ist fast zu schön, um wahr zu sein: Menschen aus allen Völkern der Welt verstehen sich. Pfingsten ein Fest der Verständigung und Einheit. Wir haben heute ganz andere Bilder vor Augen, aus Nahost und Afghanistan.

Geburtstagfeier

Pfingsten ist ein Fest zum Geniessen: Ein zusätzlicher freier Tag und das in der schönsten Jahreszeit, was will man mehr? Für dieses Fest gibt es aber keine vorgedruckten Glückwunschkarten. Was also ist an Pfingsten so wichtig? Vielen geht es nur schwer über die Lippen: Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes. Wie könnte man das einem Kind erklären, was das ist - der Heilige Geist? Kinder stellen sich unter "Geist" zumeist ein Gespenst vor, das durch die finstere Nacht geistert. Also was ist Pfingsten?

An Pfingsten feiert die Kirche die "Ausgiessung des Heiligen Geistes". In der Apostelgeschichte des Lukas 2, 1-4 heisst es: "Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen."

Petrus hält seine Pfingstpredigt. Tausende lassen sich taufen und schliessen sich zur ersten christlichen Gemeinde zusammen. Pfingsten gilt daher als "Geburtstag der Kirche". Am Anfang war klar, dass Jesus alle mit Mut und Kraft erfüllte, die sich in seinem Sinn auf den Weg machen. Das hat damals eine regelrechte Begeisterung ausgelöst und immer weitere Kreise gezogen.

Das Pfingstfest ist eigentlich eine Vorfreude, eine Vision, wie es auf der Welt zugehen könnte, wenn der Geist Gottes als Kraft des Friedens und der Versöhnung bei allen Menschen wirksam würde.

Haben Sie schon einmal Pfingsten erlebt? Eine indiskrete Frage? Das geht uns ja mit so manchen kirchlichen Feiertage: Da lauert die Gefahr, dass wir Weihnachten ohne das Kind in der Krippe, Ostern ohne den auferstandenen Christus und dann eben auch Pfingsten ohne den Heiligen Geist feiern.

Datum: 19.05.2002
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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