100 Jahre Licht im Osten

Mit einer Jüngerschaftsschule für Kriegsgefangene fing alles an

Licht im Osten hat sich in den hundert Jahren seines Bestehens von einem kleinen Verein, geleitet von Freiwilligen, zu einer grossen Organisation mit mehreren Mitarbeitern und differenziertem Engagement entwickelt. Am 29. August 2020 wurde das Jubiläum in Winterthur gefeiert.
Der erste angestellte Geschäftsleiter von LIO Schweiz: Walter Bösch (Bild: Livenet)
Ein Bibelschmuggler erzählt von seinen Erlebnissen
Matthias Schöni

Trotz  Corona und den damit verbundenen Einschränkungen liess sich LIO nicht nehmen, das 100-jährige Bestehen mit einem grossen Kreis von Freunden und Mitarbeitern zu feiern. Durch die Reisebeschränkungen war es nicht möglich, dass lokale Mitarbeiter dabei sein und von ihrer Arbeit erzählen konnten. Aber durch Fotos und Grüsse via Video waren sie präsent und man war mit ihnen verbunden. Auch viele der ehemaligen Mitarbeiter und Freiwilligen kamen zu Wort.

Zwei junge Mitarbeiter von LIO führten durch den Morgen und durch die 100-jährige, spannende Geschichte einer Organisation, die auch heute noch mit vielen Ehrenamtlichen unterwegs ist. Ein Blick in die Geschichte:

1920 - 1988

Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg waren schwierig und die spanische Grippe-Pandemie gerade überwunden, als 1920 zwei deutsche Pastoren das Werk «Licht dem Osten» gründeten. In Deutschland gab es über zwei Millionen russische Kriegsgefangene, welche wegen dem Bürgerkrieg in Russland nicht nach Hause konnten. Die beiden Pastoren wollten diese durch Jüngerschaftsschulen ausbilden, damit sie danach das Evangelium in ihre Heimat bringen konnten. Ihr Leitvers war 2. Korinther, Kapitel 4, Vers 5, helfen mit «Wort und Tat». Durch Schweizer Vertretung bei der Gründung entstand gleichzeitig der Schweizer Zweig, der mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges selbständig wurde.

Als die Kriegsgefangenen nach Hause konnten und Gemeindegründungen entstanden, wurde 1925 «Licht dem Osten» in «Licht im Osten» umbenannt, das Licht war am Bestimmungsort angekommen. Die Leiter von LIO wollten die lokalen Pastoren auch weiterhin unterstützen. Eine Möglichkeit dazu war das Schmuggeln von Bibeln. Einer der Bibelschmuggler erzählte: «Nach langem Suchen fanden wir die richtige Wohnung, um die Bibeln abzuliefern. In der Wohnung fanden wir Menschen vor, deren einzige Bibel aus einzelnen, handbeschriebenen Heften bestand. Zum ersten Mal hielten die Leute nun eine echte Bibel in ihrer Sprache in der Hand und die Freude war gross.»

1988 - 2008

Im Jahr 1988 wurde Walter Bösch der erste angestellte Geschäftsleiter von LIO Schweiz. Die Länder im Osten veränderten sich. Als im Jahr 1989/90 die Mauern fielen, wurde auch das grosse Elend in den Ländern des Ostens sichtbar. 1990 wurde der erste Hilfstransport nach Rumänien geschickt.

In den Jahren nach 1990 wurden neue Projekte als Hilfe zur Selbsthilfe gestartet, wie etwa die 15 Militärbäckereien, die durch eine klare Führung Gottes zu LIO kamen. Überall wo die Bäckereien heute sind, schaffen sie Arbeit für die Bevölkerung, die Armen bekommen Brot und der Gewinn unterstützt die lokalen Missionare. Auch ein Kinderheim wurde in diesen Jahren gegründet und eine evangelistische Arbeit unter Polizisten begonnen.

2008 - heute

Seit 2008 ist Matthias Schöni Geschäftsleiter. Im Osten der Ukraine, wo der Krieg unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitergeht und die Leute auf Hilfe angewiesen sind, kommen regelmässig Hilfstransporte von LIO an. Dazu sind viele neue Projekte gekommen, wie Kindertageszentren, Grossfamilien für Kinder aus Heimen, eine Klinik in Moldawien und Reha-Zentren für Suchtkranke. Als Covid-19-Hilfe für Bedürftige wurden unter anderem fast 200 Tonnen Kartoffeln verteilt. Weiterhin wird biblisches Unterrichtsmaterial gedruckt und Bibelübersetzungen gefördert ( in Zusammenarbeit mit lokalen Übersetzern). So entstand die Bibel für die Jakuten, einem Volk im Norden von Sibirien.

LIO ist es wichtig, lokale Ideen und Initiativen zu unterstützen. In Carpineni, Moldawien, steht eine der Militärbäckereien. Der dortige Leiter wünschte sich, dazu noch eine Mühle zu betreiben. In der Schweiz wurde eine gut erhaltene Mühle gefunden, auseinander genommen und wie ein Puzzle in Carpineni wieder zusammengebaut. Bauern aus der ganzen Gegend bringen nun ihr Getreide, weil schnell bekannt wurde dass die Schweizer Mühle gut mahlt. Mühle und Bäckerei sind die einzigen Gewerbe in dieser Gegend, bei denen Leute Arbeit finden können.

Ein Pastor, der einen Nebenerwerb brauchte, um in seiner Gemeinde arbeiten zu können, kaufte sich dank einem Kleinkredit von LIO eine Herde Schafe. So ist er nun in zweifachem Sinn Hirte, von Schafen und von Menschen, mit Wort und Tat.

Zur Webseite:
Licht im Osten

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Datum: 01.09.2020
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

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