Offen für reformatorische Ideen

Venedig ist die 75. «Reformationsstadt Europas»

Zum Auftakt der Ökumene-Gebetswoche, die dieses Jahr in das Jubiläum «500 Jahre Reformation» fällt, verzeichnet das Netzwerk europäischer Reformationsstädte prominenten Zuwachs: Der begehrte Titel «Europäische Reformationsstadt» wurde an Venedig verliehen, wie der Evangelische Pressedienst (epd) in der vergangenen Woche mitteilte. Damit umfasst das Städteprojekt 75 teilnehmende Kommunen in 15 europäischen Ländern.
Venedig

Zur Zeit der Reformation sei Venedig die mächtigste Seerepublik Italiens gewesen, erklärte Bischof Michael Bünker, Generalsekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, zur Titelverleihung. «Das Bewusstsein der Unabhängigkeit von Rom zog sich durch alle Schichten der venezianischen Gesellschaft. Zusätzlich brachte der multinationale Charakter der Bevölkerung eine gewisse Offenheit gegenüber Kultur und Ideen, so auch reformatorischer, von jenseits der Alpen mit sich.»

Als Hauptstadt des europäischen Verlagswesens habe Venedig für die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung in Italien eine Schlüsselstellung eingenommen und sei ein Zentrum der Reformation in Italien gewesen, bis diese vielfältige Bewegung zum Ende des 16. Jahrhunderts von der im Veneto besonders aktiven Inquisition zerschlagen worden sei, so Bünker weiter.

Guardia Piemontese und Riga

Gleichzeitig mit Venedig wurde der Titel «Europäische Reformationsstadt» auch an die süditalienische Stadt Guardia Piemontese (Kalabrien) vergeben. Die Stadt ist mit der Geschichte der Waldenser in besonderer Weise verbunden, fanden doch hier im 13. Jahrhundert verfolgte Waldenser aus dem Piemont Zuflucht. Im 16. Jahrhundert schlossen sich die Waldenser der Reformation an. Sie würden heute als Diasporakirche in Italien wegen ihres diakonischen und sozialen Engagements, etwa für Bootsflüchtlinge aus Nordafrika, in weiten Kreisen der Gesellschaft Anerkennung finden, heisst es dazu in der Pressemeldung.

Ebenfalls neu hinzugekommen zur Riege der Reformationsstädte ist die lettische Hauptstadt Riga. Damit gibt es nun bereits in 15 europäischen Ländern «Reformationsstädte». In der lettischen Hauptstadt nahm die Reformation einen bemerkenswert frühen Anfang. Als treibende Kraft für die Verbreitung der reformatorischen Ideen in der Stadt erwies sich der Reformator Andreas Knopken (1468-1539), durch den die 95 Thesen Martin Luthers, mit denen 1517 die Reformation in Wittenberg ihren Anfang nahm, wenig später Riga erreichten. Bereits 1522 nahm sich der Stadtrat mit Unterstützung der Gilden der Sache der Reformation an und ernannte Andreas Knopken als Pfarrer an der St. Petri-Kirche.

Auszeichnung als Kulturwert

Das Bewerbungsverfahren um den Titel «Reformationsstadt Europas» sei weiterhin offen, so GEKE-Generalsekretär Bünker, der mit einem Dutzend weiterer Städte im Netzwerk rechnet: «Nun, wo das Jahr 2017 angebrochen ist, erkennen viele Stadtregierungen den Wert des reformatorischen Erbes für Kultur, Bildung und Wissenschaft und natürlich auch den Tourismus in ihrer Stadt.» Die geplanten Aktivitäten und Veranstaltungen im Rahmen des Netzwerks der Städte europaweit präsentieren zu können, sei ein wesentlicher Anreiz für die Teilnahme am Projekt.

Die neben Venedig, Guardia Piemontese und Riga weiteren 72 teilnehmenden Städte liegen in Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Schottland, Slowenien, Tschechien und Ungarn. Am dichtesten ist das Netz der «Reformationsstädte Europas» in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier gehören Basel, Bern, Chur, Genf, Lausanne, Neuenburg, Ilanz, Schaffhausen, St. Gallen und Zürich zu den Reformationsstädten.

Zum Originalartikel von Kath.ch:
Venedig ist die 75. « Reformationsstadt Europas»

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Datum: 25.01.2017
Quelle: kath.ch

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