PrayNet – das Gebetsnetz rund um den Erdball

Auf der Ebene des Gebets gibt es keinen Unterschied zwischen arm und reich.(Foto: praynet)
Sabine Eujen
Rund 1000 Schulklassen und Gruppen haben sich bislang beteiligt. (Foto: praynet)

Kinder und Jugendliche aus aller Welt spannen seit zehn Jahren ein Gebetsnetz rund um den Globus. Auf mehr als 143‘000 Bildkarten haben sie in diesem Zeitraum ihre Gedanken an Gott ausgetauscht und damit der Aktion PrayNet zu grossem Erfolg verholfen.

Entwickelt wurde das Projekt aus Unterfranken von der evangelischen Pädagogin einer katholischen Privatschule: Sabine Eujen (52) unterrichtet am Egbert-Gymnasium der Benediktiner in Münsterschwarzach evangelische Religionslehre und Mathematik. Anfang 1999 stellte sie im Ökumenekreis der Schule erstmals die Idee einer weltweiten Tauschbörse für Gebete vor. «Wir suchten nach neuen, mehr spontanen Möglichkeiten für junge Menschen, Kontakt aufzunehmen», sagt die Würzburgerin.

Die Schule unterstützte das Vorhaben. Eltern und Freunde engagierten sich. Die Klosterbrüder von Benedict Press druckten die ersten 12‘000 PrayNet-Karten mit Motiven eines Malwettbewerbs. Abt Fidelis Ruppert und das evangelische Fürstenpaar Castell-Castell übernahmen die Patenschaft.

Die Kraft des Gebets

«Auf der Ebene des Gebets gibt es keinen Unterschied zwischen arm und reich», betont Pater Jonathan Düring, der den Namen PrayNet vorschlug. Echte Partnerschaft zwischen Kontinenten und Kulturen könne so ermöglicht werden. Heute spricht PrayNet auch auf seiner Homepage www.praynet.de Schulklassen und Jugendgruppen an, «die ein Netz des Glaubens, des Friedens und der Solidarität knüpfen wollen.» Dieses Netz erhalte seine Tragfähigkeit durch die Kraft des Gebets, heisst es dort. Die Teilnehmer verpflichten sich, «das Gebet des anderen zu respektieren und zu beten.»

Etwa 36.000 Besucher verzeichnete das Internetportal allein im vergangenen Jahr. Sieben Sprachen sind verfügbar, darunter Armenisch und Kisuaheli. Chinesisch soll folgen. Links verweisen auf Erläuterungen zum Beten, Materialien zur Teilnahme und die Arbeit einzelner Projektgruppen von der katholischen Pfarrei Röttingen in Unterfranken bis zur Tanunda Lutheran School in Australien. Auch eine Börse für E-Mail-Gebete gibt es, die aber bis heute nicht die Bedeutung des «altmodischen» Austauschs von bebilderten Gebetskarten in bunten Faltumschlägen erlangte.

Dank für sauberes Wasser

Vor allem Armut, Familie, Angst vor der Zukunft aber auch Beziehungsprobleme werden laut Initiatorin Eujen auf den Karten angesprochen. Mitunter würden auch die Augen für das weltweite Wohlstandsgefälle geöffnet. «Da danken welche Gott für Dinge, für die wir uns nie bedanken würden», erzählt ein 14-Jähriger, «zum Beispiel für sauberes Wasser, oder dass keine wilden Tiere ins Haus kommen.»

Auch um göttliche Gerechtigkeit geht es manchmal. Nein, man sollte nicht für den Sieg eines Fussballvereins beten, ist sich eine Gruppe Jugendlicher schnell einig. Denn wenn dann jemand für den gegnerischen Verein bete, «bringt man Gott doch in die Klemme.»

1000 Schulklassen und Gruppen

Rund 1000 Schulklassen und Gruppen haben sich bislang beteiligt, die meisten aus Europa, aber auch mehr als 120 aus Afrika, Asien und Südamerika. Das Internationale katholische Hilfswerk Missio München und das Missionswerk EineWelt der evangelischen bayerischen Landeskirche unterstützen die unterfränkischen Netzwerker. Beim Kirchentag 2005 in Hannover hielt die damals designierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fotowirksam eine Weltkugel aus dem PrayNet-Fundus in die Luft. Dass sie den Nordpol nach unten hielt, störte niemanden.

Das Bekenntnis zur Unvollkommenheit und die Bereitschaft zur Improvisation scheinen zum Erfolgsgeheimnis dieser kleinen Agentur der frommen Wünsche zu gehören. Das winzige PrayNet-Büro im Egbert-Gymnasium vermittelt klösterliche Bescheidenheit. Das Mobilfon schwächelt, der Rechner verweigert gelegentlich den Dienst. Die umfangreiche Korrespondenz ist teilweise in 50 leuchtend grünen Ordnern mit der Aufschrift

«Republic of Iraq – Ministry of Oil South L.P.G. Projekt» abgeheftet -ein Geschenk eines Würzburger Anlagen- und Maschinenbauers, der offenbar umdisponieren musste. PrayNet kommt mit einem Jahresetat von deutlich unter 10.000 Euro aus, und keiner aus dem Team der Gebetsvermittler möchte daran etwas ändern.

Datum: 16.02.2009
Quelle: Epd

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