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Christliche Hebammen haben eine grosse Bedeutung

Katharina Jenzer ist Hebamme und erzählt, was dieser Beruf für sie als Christin bedeutet. Sie erzählt, wie sie der Abtreibungsfrage in der Praxis begegnet und von ihrer Leidenschaft von Hausgeburten.
Katharina Jenzer bei einer Hausgeburt
Hebamme Katharina Jenzer bei einer Untersuchung

Viele Jahre arbeitete Katharina Jenzer als Pflegefachfrau. Dabei nahm sie vermehrt leitende Verantwortung wahr. Schliesslich machte sie noch die Ausbildung zur Hebamme – eine Arbeit, die sie über alles liebt.

Livenet: Katharina Jenzer, welche Bedeutung messen Sie christlichen Hebammen bei?
Es ist sehr wichtig, dass heute christliche Hebammen zur Verfügung stehen. Besonders Beleghebammen und Hebammen für Hausgeburten haben ein enges Verhältnis mit den Frauen. Und genau diese Hebammen können von den Paaren ausgewählt werden. Gerade für christliche Paare ist es wichtig, dass sie sich auch für eine christliche Hebamme entscheiden können.

Welche Verantwortung sehen Sie für christliche Hebammen?
Da gibt es verschiedenes. Ich segne jedes Kind nach der Geburt. Ich glaube, dass dies einen Einfluss auf das Neugeborene hat. Meist bleibt es bei einem kurzen «Häbs guet i dim Läbä und bhüet di Gott». Dabei lege ich dem Kind segnend die Hand auf. Von Eltern wird diese Handlung meistens sehr geschätzt.

Als christliche Hebamme sehe ich die Verantwortung auch darin, die Geburten bewusst unter Gottes Führung zu stellen. Das Gebet ist für mich eine riesige Ressource und auf Gottes Hilfe sind wir bei Geburten wirklich immer angewiesen. Als christliche Hebamme sind mir sowohl fachliche Kompetenz aber auch eine christliche ethische Sichtweise sehr wichtig. Beratung ist ein zentraler Teil meiner Tätigkeit.

Wie stehen Sie zum Thema Abtreibung?
Politisch engagiere ich mich zu dieser Thematik ganz bewusst nicht. Als Hebamme sehe ich meine Aufgabe nicht im Beurteilen, sondern im Beraten und Begleiten. Sollte trotz gründlicher Beratung der Entscheid für eine Abtreibung getroffen werden, nehme ich keine verurteilende Haltung ein, sondern stehe weiterhin begleitend zur Seite. Meiner Erfahrung nach gehen Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, durch eine enorm schwierige Zeit. Als Christin will ich mich ihnen in dieser Situation besonders zuwenden. Meine Aufgabe als christliche Hebamme ist, am Einzelschicksal der Betroffenen mitfühlend teilzunehmen. Ich möchte aber vor allem auch Wege aufzeigen, um dem Ungeborenen ein Leben zu ermöglichen.

Was sind die bewegendsten Momente in Ihrer Tätigkeit?
Für mich ist jede Geburt ein Wunder. Das Strahlen der Eltern zu sehen ist einfach überwältigend. Dann gibt es aber tragische Einzelgeschichten, die mich besonders berühren. Entgegen häufiger Meinung ist der Beruf der Hebamme alles andere als «niedlich». Manchmal ist er ganz schön heftig.

Besonders gefällt mir das Arbeiten mit Frauen und Paaren, wenn die Begleitung über längere Zeit, manchmal sogar über mehrere Geburten geht.

Was wollen Sie Familien auf den Weg geben?
Es ist mir wichtig, den Eltern auszudrücken, dass sie für ihr Kind die besten Eltern sind. Selbst in schwierigen Umständen sind die Eltern ihrem Kind am nächsten. Als Hebamme will ich den Eltern Mut zusprechen. Das Kind von Herzen zu lieben ist das Grösste und Wichtigste, was das Kind empfangen kann. Viele haben Angst, Fehler zu machen. Diese Angst will ich ihnen nehmen.

Sie führen Hausgeburten durch. Was ist für Sie das Besondere daran?
Für mich ist es wunderbar, eine Geburt in den eigenen vier Wänden zu erleben. Natürlich erfordert dies für die Hebamme ein grosses Engagement. In der Freizeit, beim Schlafen, immer müssen wir abrufbereit sein. Etwas verbindlich zu planen, ist stets herausfordernd. Aber der Lohn wiegt den Preis bei Weitem auf. Und damit meine ich nicht in finanzieller Hinsicht. Das Erlebnis einer Geburt im vertrauten Umfeld der Familie ist etwas Unbeschreibliches.

Was spricht denn eigentlich für Hausgeburt? Und was dagegen?
Oft wird behauptet, Hausgeburten seien ein Risiko. Durch die vorgängigen Abklärungen nach bestimmten Kriterien ist Hausgeburt jedoch genauso sicher wie eine Spitalgeburt. Zuhause gibt es viel weniger Störungen, Zeitdruck und Hektik.
Im eigenen Zuhause erleben Frauen und Paare Geborgenheit und Schutz vor äusseren Einflüssen. Dies führt zu einer Atmosphäre, die ich als besonders «heilig» wahrnehme. Gerade weil zu Hause weniger medizinische Geräte zur Verfügung stehen, setzt dies natürliche Mechanismen frei. Bei Christen stelle ich fest, dass sich ihr Gebet während der Geburt freier und ungezwungener gestaltet als im Spital.

Grundsätzlich empfehle ich die Hausgeburt bei gesunden Schwangeren und normal verlaufenden Schwangerschaften gerne. Die Paare müssen aber gründlich informiert sein und sich ohne Zweifel oder Angst für diesen Weg entscheiden können.

Auf der Website der Hebammen für Hausgeburten im Kanton Bern finden sich die Bedingungen für eine sichere Hausgeburt.

Zur Webseite:
Website von Katharina Jenzer

Datum: 01.12.2016
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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