Eduardo: Stürmer mit Gottvertrauen

Hardturm-Stadion Zürich. Halbfinal Swisscom-Cup. Ich stehe direkt hinter dem Goal. Um mich herum toben die GC-Fans. Sie sind guter Laune und hoffen auf einen sicheren Sieg. Doch zwei schnelle Gegentore zerstören die Freude. Nach nur elf Minuten geht der FCZ 0:2 in Führung. Die Stimmung sackt auf den Nullpunkt. Was für ein Fehlstart!
Eduardo: Ich bete vor dem Spiel und ich bete nach dem Spiel. Mein Glaube ist sichtbar.
Das nach dem Tor von Eduardo gezeigte Shirt „Jesus ist Treu“.
Eduardo mit seiner Familie.
Fussball gehört zu Eduardo- fast seit er lebt.
Eduardo

In der 37. Minute gelingt der Anschlusstreffer: 1:2. 44. Minute 1:3 und Feuerwerk auf der FCZ-Seite. 57. Minute 2:3, 61. Minute 2:4, 63. Minute 2:5. In der 83.Minute gelingt Eduardo das 3:5. Verhaltener Jubel. Zu spät! Viele GC-Fans verlassen das Stadion. Die Kioske auf der GC-Seite schliessen. Mit frustrierten Fans lässt sich kein Geld machen. 89. Minute wieder Eduardo 4:5. Die treuen Fans jubeln. 90. Minute 5:5 durch Petric. Das Stadion tobt. Schlusspfiff. Nochmals 30 Minuten! In der 95. Minute schiesst Nuniez 6:5 für GC! Das Feuerwerk auf der FCZ-Seite ist endgültig erloschen. Niemand kann das Geschehene fassen. Zittern! Verpasste Torchancen auf beiden Seiten. Sieg für GC! Gygax schoss drei Tore für den FCZ und muss den Platz dennoch als Verlierer verlassen. Die GC-Kioske öffnen wieder!

"Ich habe an den Sieg geglaubt. Nach jedem Gegentor holte ich mir den Ball und griff an." Eduardo brachte mit seinen drei Toren die Grashoppers zurück ins Spiel. Gradlinig und zuversichtlich kämpfte er für den Sieg. Auch der 2:5 Rückstand konnte seinen Kampfgeist nicht zerstören. "Mein Glaube gibt mir sehr viel Kraft." Eduardo dankt Gott für den Sieg. Er will nicht nur Hilfe erbitten. Er gibt den Dank auch zurück! "Jesus ist treu!"1 steht auf seinem T-Shirt unter dem GC-Hemd. Die Fifa büsste ihn mit 300 Franken, weil er vor Freude sein Jesus-T-Shirt zeigte. Diesmal hielt er sich ans neue Reglement. Sichtbar oder unsichtbar. Eduardo glaubt: "Gott ist mit mir, wenn auch ich mit ihm lebe!"
1 vgl. Bibel: 1. Thessalonicher 5,23.24; Matthäus 28,20

Eduardo - wie der Flug nach Zürich sein Leben veränderte

Brasilien. Ein kleiner Junge spielt Fussball. Er ist gut, läuft sehr schnell und schiesst viele Tore. Er träumt davon, einmal in der Nationalmannschaft zu spielen. Doch der Weg dorthin ist lang, sehr lang. Zürich. Ein junger Mann landet in Kloten. Er soll bei den Grashoppers Tore schiessen. Aber zuerst muss er den Verantwortlichen beweisen, was er kann. Erst nach sechs Monaten wird er in die 1. Mannschaft aufgenommen. Doch dann beginnt er Tore zu schiessen. Flink wie eine Gazelle springt er über den Rasen, gradlinig, zielsicher dem Tor entgegen. Eduardo!

In den ersten Monaten nach meiner Ankunft in der Schweiz fühlte ich mich sehr schlecht. Ich vermisste die familiäre Wärme und Gastfreundschaft Brasiliens. Ich verstand die Sprache nicht. Ich musste sechs Monate im Nachwuchs spielen und war nicht sicher, ob ich einen Vertrag bei GC bekommen würde. In Brasilien spielte ich schon mit 17 Jahren in professionellen Klubs. In Zürich durfte ich nur mit der Nachwuchsmannschaft spielen. Das war schwer. Zu meinem Glück wurde ich von einem brasilianischen Spieler in seine evangelische Gemeinde eingeladen. Ich hätte dazu auch in Brasilien Gelegenheit gehabt. Dort gibt es viele evangelische Kirchen. Aber ich liess mich immer ablenken. Wenn ich einmal im Sinn hatte, einen Gottesdienst zu besuchen, kam bestimmt ein Freund und lud mich ein oder sonst etwas hinderte mich. Jedenfalls besuchte ich nie einen Gottesdienst.

Auch hier in Zürich hätte ich viele andere Dinge tun können. Aber eines Tages ging ich mit meinem Freund in den Gottesdienst. Ich war von der Atmosphäre und den Worten des Pastors angesprochen. Seine Predigten hatten mit meinem Leben zu tun. Seine Botschaften von Gott und seine Sicht der Familie gefielen mir. Ich erlebte eine neue Welt. Die Menschen in der Gemeinde halfen mir, meine Krise zu überstehen. Sie ermutigten mich. Sie beteten für mich. Sie segneten mich. Ohne die Gemeinde hätte ich aufgegeben. Ich bin mir ganz sicher: Ich wäre abgereist.

Aber Gott hatte einen anderen Plan für mich. Er hatte mich schon in Brasilien begabt und erwählt. Mein Vater spielte Fussball. Er nahm mich mit aufs Fussballfeld. Er weckte in mir die Begeisterung, das Feuer. Fussball gehört zu Eduardo -- fast seit er lebt. Ich kann mich jedenfalls an nichts anderes erinnern. Ich war gut, das merkte ich selber und das sahen auch die anderen. Ich scharte schon früh Fans um mich, die mich bejubelten. Aber, dass ich in der Provinz entdeckt wurde, ist alles andere als selbstverständlich.

In der abgelegenen Provinz Piauí kommen die Spielervermittler normalerweise nicht vorbei. Ich bin auch noch ausserhalb der Stadt in einem Dorf aufgewachsen, und meine Familie hatte wenig Geld. Doch ich wurde entdeckt und gefördert. Ich begann meine Fussballer-Karriere. Als ich dann zwanzig Jahre alt war, bekam ich ein Angebot, in der Schweiz zu spielen. Ich sagte zu. Dadurch bekam ich eine Chance, hatte aber noch keinen unterschriebenen Vertrag in der Tasche. Man wollte mich zuerst auf dem Rasen sehen.

Heute erkenne ich, wie Gott seine Hand im Spiel hatte. Ich glaubte zwar schon immer an Gott. Ich betete auch die üblichen Gebete, das Ave-Maria und so. Aber ich wusste nicht wirklich, wer Jesus ist. Gott war in meinem Leben nie konkret geworden. Erst in Zürich begann der Glaube in mir zu wachsen. In der Gemeinde erlebte ich Gottes Kraft und Liebe.

Meine Umkehr zu Gott war eigentlich keine grosse Überraschung mehr. Gottes Wort hatte bereits angefangen, mich zu befreien. Ich entschied mich für Jesus, weil ich den Drang nach weltlichen Freuden bereits verloren hatte. In mir war ein Verlangen nach Gott entstanden. Ausgehen, mich betrinken und alle diese vermeintlichen Freuden machten mir keinen Spass mehr. Deshalb tat ich, was in der Bibel steht: Ich liess mich taufen und begann Gottes Weg zu folgen. Gott befreite mich. Er veränderte mein Leben. Ja, er verändert es immer noch. Gott befreit mich auch noch heute. Das geistliche Leben ist ein Prozess. Unser Glaube wächst, wenn wir mit Gott leben. Wir brauchen immer mehr Befreiung. Wir müssen Gott wirken lassen, damit wir unsere Schuld und unser Fehlverhalten erkennen, korrigieren und bereinigen können.

Gott befreite mich vom Alkohol und von der Prostitution. Die Fussballwelt ist voller Möglichkeiten. Alkohol und Frauen gehören wie selbstverständlich dazu. Ohne zu suchen, ist man mitten drin. Ein guter Spieler ist attraktiv. Er muss die Gelegenheiten nicht lange suchen. Frauen stehen ihm zur Verfügung. Es ist nicht einfach, ein gutes Leben zu leben. Ich bin froh, dass ich eine Familie habe. Ich liebe meine Frau und meinen Sohn Matthäus. Sie sind mir sehr wichtig. Nur Gott ist noch wichtiger!

Heiraten war früher kein Thema für mich. Ich kannte meine Frau schon vier Jahre bevor ich in die Schweiz kam. Aber heiraten war für mich kein Thema. Ich wollte leben und spielen. Erst nach meiner Umkehr zu Gott, begann ich mein Leben umzugestalten. Unser Pastor erklärte uns, wie eine Familie nach Gottes Plan aussieht. Sie ist geprägt von Liebe, Verständnis, Treue und Verantwortung. Diese Verantwortung wollte ich wahrnehmen.

Ich rief meine Freundin an. Am Telefon erzählte ich ihr, dass ich mich für ein Leben mit Gott entschieden hatte. Ich erzählte ihr von meinem neuen Leben und sagte ihr: "Jesus ist nun meine höchste Priorität. Wenn du dieselbe Priorität für dein Leben wählst, komme ich nach Brasilien und wir beginnen ein Leben nach Gottes Ordnungen. Für mich wird Gott immer das Wichtigste sein." Sie suchte den Kontakt zu einer evangelischen Gemeinde und erkannte, dass Gott auch für ihr Leben einen Plan hatte. Sie entschied sich ebenfalls für Jesus. Das war eine grosse Freude für mich und ein neuer Anfang für unsere Beziehung.

Ich hielt mein Versprechen und flog nach Brasilien. Wir bereinigten unsere Vergangenheit und heirateten. Nun leben wir gemeinsam mit unserem kleinen Sohn Matthäus in Zürich. Unsere höchste Priorität gilt Jesus. Gott und unser Leben mit ihm ist das Wichtigste in unserem Leben. An zweiter Stelle kommt unsere Familie und erst danach der Fussball. Früher gab es in meinem Leben nur Fussball. Für den Fussball gab ich alles. Er war und bestimmte mein ganzes Leben. Heute spiele ich immer noch gerne. Fussball ist meine Berufung und meine Leidenschaft. Ich will damit den Zuschauern Freude schenken. Sie sollen jubeln können. Sie sollen die Sorgen für einige Zeit vergessen und im Banne des Spiels das Leben geniessen.

Fussball ist Freude, aber Fussball ist nicht das Leben. Der Cup-Halbfinal hat auf eindrückliche Weise gezeigt, wie spannend Fussball sein kann. Ich habe auch beim Stand von 2:5 für den FCZ nicht aufgegeben. Ich glaubte daran, dass wir das Spiel noch wenden können. Der Glaube gab mir die Kraft weiterzukämpfen. Im Fussball ist alles möglich. Das wusste ich. Als dann beim Schlusspfiff 5:5 auf der Anzeigetafel stand, war ich überglücklich. Solche Momente sind unbeschreiblich. Die muss man geniessen. Für mich war klar: Gott hat meinen Glauben ernst genommen. Ohne meine Zuversicht wäre die Mannschaft vermutlich eingebrochen. Nach jedem Tor des FCZ packte ich sofort wieder den Ball und griff an. Ich glaubte daran, dass Gott mich durch meine Tore ehren möchte. 6:5 nach Verlängerung! Das war Spannung pur. Für mich war es die Erhörung meiner Gebete und Auswirkung meines Vertrauens in Gott.

Meine spielerische Kraft ist von meinem geistlichen Leben abhängig. Wenn ich sage, ich glaube an Gott, aber in der Finsternis lebe, bin ich kraftlos. Ich kann nicht in der Sünde leben und gleichzeitig Gottes Hilfe erwarten. Ich bin fest der Überzeugung, dass meine Erfolge auf dem Spielfeld mit meinem Glauben zusammenhängen. Ich bete zu Gott. Er gibt mir Gelassenheit. Er gibt mir Kraft und Siege. Gott hat gesagt, dass wir durch den Glauben Berge versetzen können. Wieso sollten wir dann ein Spiel nicht wenden können? Ich gab nicht auf. Ich brannte innerlich -- auch noch dann, als viele aufgaben und die GC-Fans anfingen das Stadion zu verlassen. Es ist nicht nur im Fussball so. Egal, was wir machen. Wir sollten nicht aufgeben. Wir sollten vertrauen und vorwärts gehen. Gott will uns segnen.

Spieler und Fans explodierten vor Freude. Die Meinung war einstimmig. Alle sagten: "Ein solches Spiel habe ich noch nie erlebt." Ich dankte Gott im Gebet. Jeder kann es sehen: Ich bete vor dem Spiel und ich bete nach dem Spiel. Mein Glaube ist sichtbar.

Die Unterstützung meiner Gemeinde ist mir sehr wichtig. Sie sagen mir immer wieder: "Sei mutig, der Herr will dich segnen!" Sie freuen sich mit mir und sie beten für mich. Dies war besonders in der Anfangszeit wichtig, als ich mich sehr klein fühlte und meine Familie vermisste. Aber auch heute bin ich sehr froh um meine Freunde in der Kirche: Der Pastor hat mir viel gegeben und auch viele Glaubens-Geschwister. Ich liebe meine Gemeinde.

Als Fussballer lieben mich viele Menschen, jedenfalls solange ich gut spiele. Die Gemeinde steht in jeder Situation hinter mir. Ich werde nicht geliebt, weil ich gut bin, sondern weil ich Eduardo bin. Das ist sehr wichtig. Viele Menschen haben ein falsches Bild von mir. Sie sehen mich nur als grossen Spieler. Aber ich bin ein ganz normaler Mensch und liebe den Kontakt und das Gespräch. Ich bin Fussballer. Ich habe ein hohes Ziel: die Nationalmannschaft Brasiliens. Aber in erster Linie bin ich Mensch und liebe Gott von ganzem Herzen.

Datum: 17.03.2004
Autor: Hans Ueli Beereuter
Quelle: Bordzeitung - Texte zum Leben

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