Nach dem Wochenende

Kein Weltuntergang – aber es wird wärmer

Das war ein spannendes Wochenende. Der 23. September blieb ruhig, allen himmlischen Zeichen zum Trotz (es war bewölkt…). Mama Merkel bleibt Kanzlerin. Die AfD zieht an der FDP vorbei und in den deutschen Bundestag ein, allen politisch korrekten Unkenrufern zum Trotz. Kein Weltuntergang.
Martin Schulz und Angela Merkel

Es ist interessant, wie sich Geschichte bisweilen zuspitzt. Der 23. September hätte – nach Ansicht vieler eifriger Bibel-Astronomen – ein Tag der Katastrophen werden sollen. Stattdessen fand die Katastrophe für viele am Wahlsonntag in Deutschland statt. Wenn man einen Schritt zurücktritt – was fällt auf?

Das Klima erwärmt sich

Reibung gibt Wärme. Von daher wird es – zumindest im deutschen Bundestag – in Zukunft wärmer werden. Im Sinne der Parteienvielfalt kann man dafür eigentlich dankbar sein. Immer klarer wird auch: Das einfache Links-Rechts-Denken (wie es etwa die politische Landschaft der USA immer noch beherrscht) geht nicht mehr, auch wenn es unheimlich fest in den Köpfen sitzt. Die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts ist zu komplex als dass man sie mit einem politischen Überbleibsel aus dem 19. Jahrhundert erfassen und regieren könnte. Wie wäre es, wenn die «Alternative für Deutschland» sich auch mal zu sozialen Anliegen melden und die Linken überholen würde?

Reformation und Demokratie

Die Demokratie lebt, das wird gerade im Seitenblick auf an Europa angrenzende Länder deutlich. Menschen dürfen bei uns sagen, was sie denken. Sie dürfen wählen, wen sie wollen – auch wenn es anderen nicht gefällt. Diese Denkfreiheit ist nicht zuletzt eine Folge der Reformation, wo einer sich gegen die herrschenden Mächte und Denkmuster hinstellte und mit der Bibel in der Hand verkrustete Strukturen aufbrach. Von dieser geistigen und geistlichen Öffnung zehren wir bis heute. Es darf darum nicht sein, dass sich – auch bei uns in der Schweiz – Denkverbote einschleichen, auch nicht unter dem Deckmantel politischer Korrektheit. 

Keine Schlagworte

Beim Zuhören deutscher politischer Diskussionen wird es bewusst: Schlag-Worte sind gefährlich, denn sie können erschlagen. Jetzt ist klare Kommunikation gefragt. Wenn Christen reden, sollten sie präzise Information mit Liebe verbinden. Christen müssen immer wieder daran arbeiten, Liebe und Wahrheit zusammenzubringen, weil sie nicht eine Religion vertreten, sondern die Versöhnung Gottes mit der Welt verkörpern. Darum ist auch Selbstkritik und die Fähigkeit, sich zu korrigieren, eine urchristliche Haltung.

Spannende Zeiten für Christen

Christen sind Bürger, aber nicht Produkte dieser Welt. Ihre eigentliche Heimat ist das Reich Gottes, das die Zukunft unserer Welt darstellt. Christen sind nicht in politischen oder kirchlichen oder gesellschaftlichen Dogmen verwurzelt; darum können sie auch jenseits der Schemata argumentieren. Christen haben Überzeugungen, aber gehen nicht von festgefügten Dogmen aus, sondern sind offen für Eingreifen Gottes. Christen können versöhnend wirken, wo sich Fronten verhärten. Und sie erheben – gegen alles Geschrei – die Stimme, wo Gottes Schöpfung – z.B. in der Form von Embryos – zerstört wird.

Schliesslich der ganz grosse Horizont: Die Welt ist begrenzt – und hat Zukunft. Nicht am 23. September, aber irgendwann wird der Herr wiederkommen, der die Geschichte dann selbst in die Hände nimmt. Dann ist «das Vorwort zu Ende, und das erste Kapitel der Zukunft beginnt» (C. S. Lewis). Wer sich auf dieses Ereignis freut, kann katastrophale Wochenenden und Ereignisse mit langem Atem aushalten.

Zum Thema:
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Datum: 26.09.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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