Ernst Tanner

Vom Tellerwäscher zum Helipiloten und Missionsleiter

Was werden kann, wenn ein Mensch ganz auf Gott vertraut, das erzählt das Leben von Ernst Tanner. Der Gründer der Helimission feierte seinen 90. Geburtstag. Grund genug für einen Besuch in Trogen.
Ernst Tanner vor Helimission-Helikopter
Ernst Tanner predigt bei den Pokot in Kenia
Ernst Tanner

Trogen – ein Ort in Appenzell Ausserrhoden – nicht gerade der Nabel der Welt und doch Drehscheibe für unzählige Hilfsflüge weltweit! In diesem beschaulichen Dorf inmitten von sanften Hügeln lebt Ernst Tanner, Gründer der Helimission. Der junge Christ und Evangelist war damals auf der Suche nach einem Haus, das Potenzial zur Durchführung von Kinder- und Jugendlagern hatte. Zusammen mit seiner Frau Hedi ging er eher widerwillig auf den Vorschlag des Immobilienmaklers ein. «Zu diesen Quacksalbern  ins Appenzellerland wollte ich nicht», gibt der90-Jährige unumwunden zu. Aber das Grundstück samt Wohnhaus überzeugte ihn, heute ist genau dort der Sitz der Helimission.

Helikopter? Zu teuer!

Ernst Tanner holt mich in seinem alten BMW am Bahnhof Trogen ab. Gerade habe ihm der Arzt für weitere zwei Jahre «freie Fahrt» erteilt. Diese braucht er, denn er hält immer noch Vorträge, über 40 im Jahr. «Ich mache mir keine Sorgen. Wenn ich nicht mehr fahren darf, gehe ich halt in Pension», sagt Tanner mit einem Schmunzeln. 2002 hat er sich aus der operativen Leitung zurückgezogen, seither ist sein Sohn Simon Tanner Leiter der Helimission.

Noch immer schlägt sein Herz für die Verbreitung der Guten Nachricht. Schon als Bub hat Ernst Tanner davon geträumt, einmal ein Menschenleben zu retten. Dieser Wunsch hat sich seither unzählige Male erfüllt. Durch Hilfsflüge bei Naturkatastrophen von Italien bis Indonesien hat er Leben physisch gerettet und dazu als Evangelist so manchem Menschen den Weg zum ewigen Leben gezeigt. Das war auch sein Antrieb, das Fliegen zu lernen. Als er bei einem Besuch bei seinem Cousin in Kamerun sah, wie beschwerlich es sein kann, den Auftrag von Jesus, alle Völker zu Jüngern zu machen, auszuführen, begann in Tanner eine Entscheidung zu reifen. Er hörte, wie wichtig Helikopter im Vietnam-Krieg waren und stellte dem Gründer von MAF (Mission Aviation Fellowship), Steve Stevens, die Frage, warum er keine Helikopter für missionarische Zwecke einsetze. «Zu teuer», war die knappe Antwort. Ernst Tanner liess sich dadurch nicht beirren, er ging heim und sagte zu seiner Hedi im abgelegenen Trogen: «Wir kaufen einen Helikopter!» Bei dem einen blieb es bekanntlich nicht, heute sind es neun und aus dem bescheidenen, aber mutigen Anfang wurde eine Organisation mit rund 150 Mitarbeitern, davon 16 Piloten

Wunder sind eine Realität

Auch wenn Ernst Tanner sagt, Gott habe sich den Dümmsten ausgesucht, so ist es doch erstaunlich, wie vielseitig der rüstige Senior ist. Tatsächlich begann seine berufliche Laufbahn als 14-Jähriger in einem Hotel in der Romandie als Tellerwäscher. Später besuchte er Zeichnungskurse an einer Gewerbeschule. «Das Malen war meine Traumwelt», sagt er, «aber es erfüllte mich nicht.» Doch dieses Talent baute er später bei seinen Predigten ein. Er malte vor den Augen seiner Zuhörer Bilder, zum Teil mit fluoreszierenden Elementen, die beim Erlöschen des Lichts das Wesentliche aufleuchten liessen. Er besuchte eine amerikanische Bibelschule. Später organisierte er zusammen mit Hedi, die schon 60 Jahre an seiner Seite ist, unzählige Kinder- und Jugendlager. Mit 43 Jahren lernte er fliegen, widerwillig, aber aus Überzeugung.

Gelernt, Gott zu vertrauen

Was für eine Bilanz zieht Ernst Tanner, wenn er auf sein Leben zurückschaut? Er habe eines gelernt, meint der Pionier: «Gott zu vertrauen – und noch mehr zu vertrauen.» Es erstaunt wenig, dass die Verse aus Sprüche 3, 5-6 seine Lieblingsverse sind. «Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.» Manches im Leben von Ernst Tanner ist dem Verstand zuwidergelaufen, aber weil er sein Vertrauen so sehr auf den Herrn setzte, erlebte er Wunder, Führung und Bewahrung. Unzählige Geschichten aus dem langen Leben erzählen davon. Jetzt, da sein Leben ruhiger geworden sei, könne er sich einfach nur noch freuen, freuen über all das, was er mit Gott erlebt habe. «Wunder sind für mich eine Realität», fügt der 90-Jährige an.

«Öpfelschnitzli» und viel Liebe

Zu diesen Wundern gehört zweifellos, dass Hedi all die Jahre, all die Einsätze und Ideen ihres Mannes mitgetragen hat. Oft lag die Erziehung der fünf Kinder für Monate allein auf ihren Schultern. Selbstverständlich hat sie Gott vertraut und auch den Worten von Ernst, der jedes Mal versprach, dass er schon wieder (gut) nach Hause komme. Die beiden strahlen sich heute noch an wie frisch verliebt und sagen: „Die persönliche Beziehung zu Jesus ist die beste Voraussetzung für das Gelingen einer Ehe.“ Dann erwähnen sie noch ein paar andere Zutaten: Geduld, Vergebung, einander segnen. Das Sahnehäubchen ist dann wohl Liebe, und – eine dienende Haltung, so wie Hedi sie lebt. Während des Interviews verdankt sie die Geburtstagspost zum Neunzigsten an Ernst von Hand und wirft ab und zu eine Ergänzung in unser Gespräch. Als Ernst und ich uns zusammen zum Hangar der Helimission aufmachen, trägt uns Hedi liebevoll „Öpfelschnitzli“ mit und ohne Schale auf einem Tellerchen hinterher – und für Ernst die noch halbvolle Tasse Tee.

Dabei sein, wenn Jesus wiederkommt

Hedi wird im Dezember 90 Jahre alt, die beiden haben denselben Jahrgang. Seit die Kinder erwachsen sind, begleitet sie ihren Ernst, wenn er zu Vorträgen fährt. Sie ist seine rechte Hand, seine kräftige Stütze im Hintergrund und auch sie hätte einen Orden verdient. Ernst Tanner hat nämlich für seinen waghalsigen Überflug der Sahara, mit gerade mal 37 Flugstunden, eine Auszeichnung erhalten. Er reihe sich mit diesem Flug ein in die Liste von Preisträgern wie Bertrand Piccard, Rega und den Astronauten Claude Nicollier, hiess es in der Laudatio. Tanner ist ein Pionier wie Nicollier und Piccard, aber sein Motor war nicht die Ehre von Menschen. Fliegen zu lernen war kein Traum von ihm; dabei zu sein, wenn Jesus wiederkommt, hingegen schon. Bis dahin erfüllt er weiter Gottes Auftrag. Ernst Tanner war zwar Tellerwäscher, Pastor, Maler und Helipilot, aber in erster Linie ist und bleibt er ein Missionar.

Das ausführliche Porträt finden Sie im ideaSpektrum

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Datum: 10.07.2017
Autor: Helena Gysin
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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