Biblische Texte faszinieren Komponisten bis in die Gegenwart

Musik

Strassburg. Immer mehr Komponisten, Geiger, Cellisten, Bläser, Pianisten, Opernsänger und andere “klassische” Berufsmusiker bekennen sich zum Glauben an Jesus Christus. Das wurde kürzlich auf der Jahreskonferenz der internationalen christlichen Musikervereinigung Crescendo deutlich, zu der sich in Strassburg 115 Berufsmusikerinnen und Musiker aus 15 Ländern trafen.

Aber auch die moderne christliche Musik wird immer beliebter. Siehe auch www.ccmtexte.de/rezis/index.htm . Schon nur im Land Baden-Württemberg gibt es 220 Pop-Jugendchöre, Gospelchöre und Singgruppen sowie 150 Bands, die regelmässig in Gottesdiensten mitwirken und Konzerte veranstalten. Im klassischen Bereich engagieren sich über 1.300 Kirchenchöre und Kantoreien mit rund 40.000 Sängerinnen und Sängern sowie 330 Kinder- und Jugendchöre mit knapp 10.000 Mitgliedern. In Amerika legte im Jahr 2002 die „christliche Musik“ als einzige Sparte mit den Verkaufszahlen deutlich zu.

Wie diese Entwicklung begann

1808: Im Festsaal der Wiener Universität trifft sich eine illustre Gesellschaft, um Joseph Haydns "Schöpfung" zu hören. Schon 1798 bei der Uraufführung war das Werk begeistert aufgenommen worden. Auch dieses Mal lassen sich die Zuhörer mitreissen. Als nach den hellen und glänzenden Akkorden der Chor das "Es ward Licht" verkündet, brechen die Anwesenden in lauten Beifall aus. Haydn bewegt die Hände gen Himmel und sagte: "Es kommt von dort!"

Biblische Texte haben über Jahrhunderte hinweg Komponisten zu Meisterwerken inspiriert. Allen voran gilt Johann Sebastian Bach als der überragende Vertreter einer "klingenden Theologie", wie der Eichstätter Professor für Liturgie und Musik, Markus Eham, sagt. Im Mittelalter dienten die Instrumente in erster Linie dazu, dass die Sänger beim Lobpreis Gottes den Ton hielten.

Bei Bach standen Vokal- und Instrumentalpart gleichberechtigt nebeneinander. Er wollte nicht nur das Wort Gottes vertonen, sondern die Töne selbst von Gott reden lassen. In der "Johannes-Passion" zum Beispiel verkünden die Violinen die himmlische Vollkommenheit, während die Bläser mit ihrem ehernen Klang die noch erlösungsbedürftige Erde symbolisieren.

"Schilfmeerlied"

Gott musikalisch zu danken, ist keine neue Erfindung. Bereits im Buch Exodus, einem der ältesten Bibeltexte, findet sich ein Gesang: Im "Schilfmeerlied" preisen Moses und die Israeliten, musikalisch angeführt durch die Prophetin Mirjam mit der Pauke, Gott für die Rettung aus Feindeshand. In der Wendung "mein Lied ist der Herr" komme in dreifachem Sinn die geistlich-religiöse Dimension von Gesang und Musik zum Ausdruck, erläutert Eham. Gott als Adressat, Inhalt und Ursprung der menschlichen Sprache des Herzens.

Inbegriff des "Musikanten Gottes" ist in der biblischen Überlieferung David. Als Liedermacher und Sänger zur Ehre Gottes setzt er mit den ihm zugeschriebenen Psalmen Massstäbe poetischen Gotteslobes. Gerade die Psalmen sind für viele Komponisten der Einstieg in die Kirchenmusik. Das gilt für Orlando di Lasso, Georg Philipp Telemann, Heinrich Schütz, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven ebenso wie für Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Vertonte Psalmen

Auch der 1933 geborene polnische Komponist Krzysztof Penderecki begann mit der Vertonung von Psalmen. "Die biblischen Texte haben mich immer fasziniert und tun es noch heute." Obwohl in seinem Heimatland in den 50er Jahren religiöse Kompositionen verboten waren, machte der Katholik weiter. "Für mich war das auch ein politischer Protest." Ein Viertel seines künstlerischen Schaffens sind religiöse Werke, darunter die 1966 uraufgeführte "Lukas-Passion".

Kirchenmusik ohne Mozart- oder Schubert-Messen ist heute unvorstellbar. Während der Psalm 150 auffordert, Gott mit dem Schall der Hörner, mit Harfe, Zither, Pauken und Flöten zu loben, setzt das Johannes-Evangelium einen anderen Akzent: Im Anfang war das Wort - und nicht der Klang. Das bestimmt die christliche Liturgie der Frühzeit, die sich von heidnischen Kulten unterscheiden will. Markenzeichen christlicher Begeisterung war laut Kirchenvater Ambrosius "nüchterne Trunkenheit".

Der Vorrang des Wortes prägt die Entwicklung nachhaltig. Die Ton-Kunst emanzipiert sich jedoch spätestens in der Wiener Klassik vom Wort. In der Romantik war es der tief gläubige Anton Bruckner, der seine Musik als Predigt und Anbetung verstand, und über seine neunte und letzte Symphonie schrieb: "Dem lieben Gott gewidmet." Arnold Schönberg griff in seiner Oper "Moses und Aaron" noch einmal einen biblischen Stoff auf. Wen man genau hinschaut, findet man immer wieder neue Komponisten, die durch die Musik eine Spiritualität zu Gott entwickeln.

Quelle: Kipa/Livenet

Datum: 07.01.2003

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