Rosario Fazio mit zweitem Buch

«Auch in aussichtslosen Situationen Hoffnung haben»

«Mein Wunsch ist es generell, den Menschen um mich herum Mut, Hoffnung und Freude zu vermitteln», sagt Rosario Fazio im Interview mit Livenet. Der Schulhauswart, Autor und Theologe spricht über sein zweites Werk – und das dritte ist bereits in Planung.
Rosario Fazio (Bild: zVg)

Rosario Fazio, was muss man über Ihren jüngsten Roman wissen?
«Der Wind von Station 5» ist ein historischer Kurzroman. Er verbindet Realität und Fiktion in einer Geschichte, die sich auf mehreren Ebenen abspielt.

Können Sie die Handlung – ohne natürlich zu viel zu verraten – kurz vorstellen?
Die Geschichte hat Nya, eine junge Pflegefachfrau, als Protagonistin. Sie arbeitet in einer unscheinbaren, etwas in die Jahre gekommenen Krankenstation. Dass sie dort unter anderem auch Menschen auf ihre letzte Reise begleiten würde, war ihr bewusst. Was aber ein ihr zugewiesener Patient erlebt, bleibt zunächst für alle ein Mysterium. Dabei rückt die Vergangenheit der Station in den Mittelpunkt: Station 5 ist Teil einer Klinik, die während Berns dunkelster Stunde der Pest durch eine mutige Frau entstanden ist. Nya durchlebt innerhalb von wenigen Tagen eine intensive Zeit in und ausserhalb der Klinik und nimmt den Leser mit auf ihre Begegnung mit dem Tod. Und man lernt zu verstehen, was es heisst, selbst in der aussichtslosesten Situation noch Hoffnung zu haben.

Wie ist das Werk entstanden?
Anfangs sehr spontan. Die Grundidee der Geschichte war die Beziehung zwischen den Figuren Geri und Massi, wobei Geri eine Nahtoderfahrung macht. Da ich die Geschichte möglichst realitätsnah schreiben wollte, landete ich im Anna Seiler Haus und stiess dort auf die Lebensgeschichte von Anna Seiler, der Stifterin des Berner Inselspitals. Die Recherchen faszinierten mich dermassen, dass sich die Geschichte weiterentwickelte, bis sie unerwartete Dimensionen annahm, die ich irgendwann während des Schreibprozesses eingrenzen musste, um dramaturgisch fokussiert zu bleiben. Schliesslich wurden daraus mehrere Erzählstränge, die sich miteinander verweben.

Es ist Ihr zweites Buch, worum ist es im ersten gegangen?
Mein erstes Buch «Mein Recht zu rocken – Eine Geschichte über Träume, Kulturkonflikte und laute Musik» ist, wie der Titel bereits verrät, meine Lebensgeschichte als Secondo und Rocker.

Welche Themen bewegen Sie generell – und weshalb?
Generell beschäftigen mich eher die Schattenseiten des Lebens. Der Umgang damit fasziniert und bewegt mich zugleich – und das wiederum inspiriert mich. Um beim Roman zu bleiben: War es im Mittelalter der Schwarze Tod, der die Vergänglichkeit des Daseins auf drastische Weise ins Gewissen rief, so bleibt man selbst 600 Jahre später bei denselben Fragen hängen: Warum bin ich hier? Was macht das Leben lebenswert? Was bleibt am Schluss? Ist der Tod das Ende? Tatsächlich ist der Tod etwas, worüber man nur ungerne redet. Mit «Der Wind von Station 5» versuche ich, mich aus verschiedenen Blickwinkeln an das heikle Thema heranzutasten. Tod bedeutet nicht einfach nur der Tod oder die Diskrepanz zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit. Im erweiterten Sinn ist es ein Prozess vom Schmerz-Zulassen, Unbeantwortetes loslassen oder auch Versöhnung – dies lediglich als Beispiele, um dem bildlichen Sensenmann ein bisschen Kontur zu geben.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, das Leser mit Ihren Büchern gemacht haben?
Da gibt es einige, die mich noch heute bewegen, wenn ich sie mir in Erinnerung rufe. Jemand schrieb mir beispielsweise, dass ein Handlungsstrang von «Der Wind von Station 5» dermassen nahe am eigenen Erleben sei, dass die Person nicht in Worte fassen könne, was es ihr bedeutet. Es stellte sich schliesslich heraus, dass es ein Szenario ist, das – unabhängig von der Realität der betreffenden Person, von der ich vor der Veröffentlichung nichts wusste – praktisch identisch in meiner Geschichte auftaucht. Das war schon fast ein bisschen unheimlich, gleichzeitig wurde mir aber klar, irgendwo etwas richtig gemacht zu haben.

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Mein Wunsch ist es generell, den Menschen um mich herum Mut, Hoffnung und Freude zu vermitteln. Sollte also «Der Wind von Station 5» auf die eine und andere Person wie ein hoffnungsbringender Wind wirken, wäre das für mich das grösste Kompliment. Der christliche Glaube ist für mich wie ein Koffer mit lebenswichtigen und persönlich zugeschnittenen Utensilien. Und mit diesem mir zugewiesenen und anvertrauten Werkzeug darf ich etwas Schönes bewirken.

Es war bereits Ihr zweites Buch, ist nun bereits ein drittes in Planung?
In konkreter Planung sogar. Allerdings ist das meiste davon pandemiebedingt vorerst auf Standby gerückt.

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Datum: 22.06.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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