Nicht immer 08/15

Haben Sie heute schon für Ihren Elefanten gebetet?

Für nicht weniger als einen echten Elefanten, der die von ihm geleitete Jugendgruppe besuchen würde, betete Autor und Pastor Adam Stadtmiller. Bereits vorher hatte er sein Gebetsleben geändert und eine Liste mit hundert Gebeten gefertigt – mit packenden Ergebnissen. Im Interview mit Livenet gibt er einen Überblick über sein Gebetsleben.
Familie Adam Stadtmiller

Livenet: Adam Stadtmiller, Sie haben das Buch «Meine 100 Elefanten» geschrieben. Wie lautet die Geschichte dahinter?
Adam Stadtmiller: In den späten 1990er-Jahren spürte ich, wie Gott mich in Richtung von Johannes, Kapitel 15, Vers 7 drängte. Dort steht: «Wenn ihr aber fest mit mir verbunden bleibt und euch meine Worte zu Herzen nehmt, dürft ihr von Gott erbitten, was ihr wollt; ihr werdet es erhalten.» In diesem Vers fordert Jesus uns heraus, in ihm zu bleiben und alles in seinem Namen zu erbitten. Ich war jung und kühn und machte diese Herausforderung zum Nennwert. In den letzten zwanzig Jahren lernte ich viel über den Kontext dieses Verses, vieles davon behandle ich in «Meine 100 Elefanten». Gott, der liebende Vater, der er ist, nahm meine Gebetsambitionen an und Wunder begannen zu geschehen.

Als erstes kreierte ich eine Liste von hundert Gebeten, die auf zehn wichtigen Kategorien in meinem Leben basieren; Familie, Gemeinde und persönliche Interessen, um ein paar zu nennen. Nahezu umgehend begann Gott, auf die Dinge zu antworten, nach denen ich fragte. Es war eine wunderbare, gesegnete Zeit und ich verstand wie Gott bereit ist, «verschwenderisch» zu sein.

So bat ich ihn beispielsweise darum, dass ich in der Lage sein würde, die Kosten zu tragen, einen echten Elefanten in der Jugendgruppe zu haben, die ich leitete. Diese Bitte war eher ein Spass denn ein reales Gebet und das Anliegen kam nicht auf meine echte Gebetsliste. Soweit ich mich erinnern kann betete ich nur einmal darum. Ohne dass ich für die Leser meines Buches zu viel verrate, kann ich doch sagen, dass tatsächlich eines Tages ein Elefant in meiner Jugendgruppe auftauchte. Und dies in einer Weise, die unbeschreiblich segensreich war, dass dieser Auftritt noch heute spürbar ist. Der Punkt ist, dass Gott ein kühner und liebender Vater ist, dessen Verlangen es ist, uns – wie in der Bibel, in Epheser, Kapitel 3, Vers 20 beschrieben – mehr zu geben «als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können.»

Warum fühlen sich Christen manchmal wegen ihrem Gebetsleben schuldig?
Schuld ist eine natürliche Konsequenz des Sündenfalls, und unser Feind weiss das. Das Gebet wurde nicht dazu geschaffen, um ein Bitte-und-Empfang-Mechanismus zu sein, damit wir Gott kontrollieren können, sondern es bedeutet eine Beziehung. Gott braucht das Gebet nicht, um seine Ziele und Wünsche zu erreichen, doch er wählte das Gebet dazu, um seine Beziehung mit uns zu vertiefen. Wenn wir im Gebet vor Gott kommen, sollen wir unsere Schuldgefühle beiseitelegen und ihn als Vater ansehen, wie es ein Kind tut, mit Erwartungen von Gnade und Güte.

Die Schrift sagt: «Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.» Schuld ist alles andere als Ruhe. Der Feind will, dass die Schuld wächst, so dass man nicht vor Gott kommt für Ruhe und Frieden. Die Schuld sagt, dass Gott böse auf einen ist, dass man nicht genügend gebetet hat oder dass die Bitte, die man hat, es nicht wert ist, Gottes Zeit in Anspruch zu nehmen. Fast ein Dutzend Mal im Neuen Testament ist uns aufgetragen, vor ihn zu kommen und ihn um alles zu bitten.

Der Schlüssel ist, dass wir realisieren, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, um uns vor unserer Scham und Schuld zu befreien. Wir müssen uns nicht wie Adam und Eva im Gebüsch verstecken, als sie sich schämten, vor Gott zu treten. Stattdessen sollen wir darauf vertrauen, wie es im Hebräer-Brief geschrieben steht, dass wir uns dem Thron Gottes unerschrocken nähern dürfen und wissen, dass es unsere Aufgabe ist, zu beten und das, was daraus geschieht, Gott zu überlassen. Zudem gilt es zu verstehen, dass Schuld uns davon abhält, in eine intime Konversation mit Gott zu gelangen, stattdessen führt sie uns auf eine trockene, wasserlose Weide.

Warum sind wir manchmal nachlässig im Gebet?
Die beiden vermutlich grössten Gründe sind fehlender Glaube und Fokus auf einen selbst statt auf Gott. Fehlender Glaube wächst, wenn wir nicht beten. Glaube ist eine Ressource, die erschöpft sein kann. Das Gebet hält uns im Schritt mit Gott. Er beantwortet unsere Gebete und wir werden uns bewusster, wie er in unsrem Leben und in der Welt wirkt. Wahrscheinlich gibt es nichts, das unseren Glauben so stark erbaut wie das Gebet. Wenn wir uns selbst von einer intimen Beziehung mit Gott abschneiden, indem wir uns entscheiden, nicht zu beten, wird unser Glaube schwach. Als natürliche Konsequenz merken wir weniger, was Gott um uns tut. Das geistliche Auge wird belebt, wenn wir beten.

Wenn wir uns nur um uns selbst drehen, ist dies ebenfalls ein Faktor, der einem gebetserfüllten Leben diametral entgegenläuft. Wir tendieren dazu, dann zu beten, wenn die Dinge schwierig sind, und davon abzukommen, wenn alles gut läuft. Das Zeichen eines reifen Gläubigen ist es, auch dann geistlich das Territorium zu halten, wenn Gott ihn gerade segnet.

In der Schrift lesen wir die Geschichte von Elisas letzter Prophetie. Er sagt dem König, dass er auf den Boden schlagen soll, als Symbol, dass Gott den Israeliten den Sieg versprochen hat. Leider schlägt der König nur dreimal und hört dann auf. Elisa tadelt ihn und erklärt, dass der Triumph noch viel grösser geworden wäre, wenn er fünf oder sechsmal auf die Erde geschlagen hätte.

Inbrunst im Gebet ist eine geistliche Waffe, die Gott ehrt. Die Gemeinde in der Apostelgeschichte betete inbrünstig für die Freiheit von Petrus und Gott tat ein Wunder. Warum sagt uns die Bibel, dass sie glühend gebetet haben? Weil Inbrunst ein Beschleuniger für krafterfülltes Gebet ist und dem Resultat, das daraus folgt.

Was kann man in Ihrem Buch entdecken?
Mehr als alles andere ermutigt es den Gläubigen noch tiefer zu verstehen, wie sehr Gott, ihr Vater, sie liebt. Es ist auch dazu da, das Gebetsleben hin zu einem bahnbrechenden Gebetsleben zu katapultieren. Im Buch ist das Gebet ein Beziehungs-Tool. Wenn wir beten, werden wir Gott auf Arten kennenlernen, wie wir es bei einem passiven Warten nicht erleben.

Können Sie uns ein, zwei neue, kreative Ideen für unser Gebetsleben vorstellen?
Ich ermutigte dazu, Zeit in einer vom Heiligen Geist geführten Vorstellung zu verbringen. Wenn wir eine Reise planen, sind wir sehr gut darin, uns Zeit zu nehmen und uns vorzustellen, was wir alles tun und erleben wollen. Wir verbringen Zeit damit, uns vorzustellen, wie es sein wird und wie wir es zum Gelingen bringen wollen.

Seltsamerweise gelingt uns das mit unserem Gebetsleben nicht. Wie würde es aussehen, wenn wir das gleiche im Gebet tun würden? Ich glaube, wenn wir Gott darum bitten würden, uns einen Einblick nicht nur darin zu geben, was nicht nur wir uns von Herzen wünschen, sondern was er sich wünscht, würde er uns Dinge zeigen, die das übersteigen, was wir hoffen, träumen und uns vorstellen. Uns im Gebet mit Gott Dinge vorzustellen bringt kraftvolle Resultate, wenn er die Vorstellung ins Sein bringt. Hier können wir ehrfurchtsvoll werden und verstehen, dass er es ist, der Ideen in unsere Herzen und Köpfe bringt und dass er es ist, der es ausführt.

Das Buch ermutigt auch, einen geistlichen Journal zu führen, was Gott durch das Gebet im eigenen Leben bewirkt. Auch aus diesem Grund ist «Meine 100 Elefanten» ins Deutsche übersetzt worden. Ich habe nie dafür gebetet, dass dies geschieht, doch eine Schweizerin, die in meine Gemeinde kommt, hat mehr als 125 Gebete auf ihrer Liste, die beantwortet worden sind, seit sie einen Gebetsjournal führt. Davon hatte ich gar nichts gewusst. Als ich dann in meiner Gemeinde von der Übersetzung erzählte, kam sie zu mir mit einem Stappel von Gebetskarten und zog eine heraus, auf der Stand: «Möge 'Meine 100 Elefanten' ins Deutsche übersetzt werden.» Gott liess mich erneut über seine Liebe staunen.

Warum wählten Sie den Titel «Für deinen Elefanten beten»? (Anm. d. Red.: Im Englischen lautet der Buchtitel «Praying for your Elephant», also «Für deinen Elefanten beten», der deutsche Titel ist unter dem Namen «Meine 100 Elephanten» erschienen.)
Das Buch stellt die Frage: «Was ist, wenn dein grösstes Gebet zu klein ist?» Die Elefanten-Metapher repräsentiert nicht nur etwas grosses, denn Gott gab mir wortwörtlich einen echten Elefanten. Dieser Elefant stapft noch heute in kraftvoller Weise durch mein Leben. Natürlich ist der Titel des Buches ein Risiko für den Verleger. Bücher mit dem Titel «Wie man kühn betet» sind für die Allgemeinheit besser zu verstehen, doch je mehr ich betete und je mehr sich Gott mir offenbarte, wurde er sozusagen zum «Spiel des Lebens» – und heute wissen tausende, was es heisst, für einen Elefanten zu beten. 

Zur Webseite:
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Adam Stadtmiller

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Datum: 22.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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