Flug über den Abgrund

Heissluftballon
Dunst
Abgrund

Marco befand sich auf der Reise seines Lebens. Er hatte schon viele Etappen zurückgelegt, war über unwegsames Gelände, durch weite, von Bergketten gesäumte Ebenen gewandert.

In den letzten Tagen war er durch menschenleere Steppe gegangen. Nun tat sich vor ihm eine Schlucht auf, tiefer als er je gesehen hatte, tiefer als er sich hätte vorstellen können. Die Ebene brach vor seinen Augen ab. Der Fels stürzte Hunderte von Metern in die Tiefe.

Der Abgrund versperrte ihm den Weg zum Ziel, dem Land auf der anderen Seite. Es war viele Kilometer entfernt; nur undeutlich nahm Marco es wahr. Es schien höher gelegen zu sein. Gab es überhaupt einen Weg dahin? Marco blickte sich um. Von dem Punkt, an dem er stand, erstreckte sich die Schlucht auf beide Seiten, so weit das Auge reichte. Einen Pfad in die Tiefe konnte er nicht ausmachen.

Da fiel sein Blick auf eine Mulde, vielleicht eine halbe Wegstunde von ihm und der Schlucht entfernt. Menschen standen da um einen Heissluftballon herum. Flogen sie über die Schlucht?

Mit langen Schritten eilte Marco hin. Freundlich begrüssten ihn zwei bärtige Männer, als sie ihn bemerkten. Wettergegerbte Gesichter. Mittfünfziger, schätzte Marco. Was brachte sie hierhin? Das Abenteuer?

Eine Frage des Vertrauens

„Nein, Taxi“, sagte der eine, der es nicht eben auf ein längeres Gespräch abgesehen hatte. „Wir nehmen Wanderer mit über die grosse Schlucht – auch dich, falls du uns traust.“ Wie Marco sie einigermassen erstaunt musterte, meinte der andere: „Wir fliegen seit Jahrzehnten hin und her, landen und warten ab, bis der Wind dreht. Dann geht’s wieder über die Schlucht.“ Und fügte hinzu: „Du siehst, wir fliegen immer noch.“

„Ob ich euch traue?“ Marco warf einen prüfenden Blick auf den Ballon. Die Gasflasche, der Korb, das Gestänge, die Hülle – sie schienen in Ordnung zu sein. „Genug Gas?“ Die beiden nickten. Marco zögerte. Er kannte die zwei nicht – konnte er sich ihnen auf Gedeih und Verderb anvertrauen?

Er musste es wagen. Die grosse Schlucht erforderte einen Flug; anders würde er nie am Ziel ankommen.

Nicht mit eigener Kraft

Marcos Begegnung sagt etwas aus über die Wahl, die alle Menschen im Leben treffen müssen. Einmal ist es so weit, dass wir nicht mehr können. Der Weg, den wir aus eigener Kraft beschritten haben, führt nicht weiter. Er bricht ab. Mit unserer Kraft, unseren Mitteln kommen wir nicht ans Ziel.

Auch wenn wir auch jedes gesteckte Ziel im Leben erreicht und alle seine Genüsse ausgekostet haben sollten – dieses letzte Ziel entzieht sich uns. Denn Flügel haben wir nicht.

Doch Gott, der Schöpfer von allem, hat uns das Ziel vor Augen gesetzt. Wir ahnen, dass wir nicht für dieses Land allein geschaffen sind, sondern für ein besseres, höheres, schöneres. Das Verlangen nach dem Paradies treibt uns auf den Weg.

Aber: aus eigener Kraft, mit unserer Natur kommen wir nicht ans Ziel. Wir altern vom ersten Tag an, und unabwendbar öffnet sich schliesslich vor uns der finstere Abgrund des Todes, über den kein Mensch hinwegschreiten kann.

Ewiges Leben – ein Geschenk

Der Apostel Paulus, der grosse Lehrer der ersten Christen, fasste diese Tatsache in den Satz: „Brüder und Schwestern, das ist ganz sicher: Menschen aus Fleisch und Blut können nicht in Gottes neue Welt gelangen. Ein vergänglicher Körper kann nicht unsterblich werden“ (1. Brief an die Korinther 15,50).

Doch Jesus Christus ist, als er starb und am dritten Tag auferweckt wurde, durch den Tod hindurchgegangen. Er lebt im besseren Land, in der Herrlichkeit Gottes, der die Fülle des Lebens in sich hat.

Und Christus vermittelt uns dieses ewige Leben. Er verwandelt unser Wesen durch seinen Geist und schafft uns dadurch, um das Bild zu brauchen, ein Gefährt, so dass wir in die neue, unzerstörbare Welt Gottes gelangen können.

In unseren Möglichkeiten liegt diese Fahrt ins bessere Land nicht – dies müssen wir uns realistischerweise eingestehen. Die Bibel spricht von einer Rettung. „Eure Rettung ist wirklich reine Gnade“, schrieb Paulus den Christen in Ephesus, „und ihr empfangt sie allein durch den Glauben. Ihr selbst habt nichts dazu getan, sie ist Gottes Geschenk“ (Epheser 2,8).

Durch den Glauben

Wie Marco stehen wir vor einer Wahl. Entweder kapitulieren wir vor der Tiefe und Weglosigkeit der Schlucht und bleiben stehen – oder wir glauben, wir vertrauen uns auf Gedeih und Verderb dem an, der uns über sie ins bessere Land hilft. Nur einer kann dies: Jesus.

Jesus hatte die Kraft, seinen Freund Lazarus aus dem Grab heraus zu rufen. Bevor er dies tat, sagte er zu Lazarus’ Schwester Marta Sätze, die zu den kostbarsten der Weltgeschichte gehören (Johannes 11,25.26): „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer mich annimmt, wird leben, auch wenn er stirbt, und wer lebt und sich auf mich verlässt, wird niemals sterben, in Ewigkeit nicht. Glaubst du das?“

Datum: 06.06.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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