Die Bibel

Erotische Literatur vom Feinsten

Was sagt die Bibel über Liebe, Sexualität und Partnerschaft? Dazu hat sich Hermann Traub als Pfarrer Gedanken gemacht - und kommt zu ganz überraschenden Erkenntnissen.
Ist die Bibel sexfeindlich

Alles mögliche habe ich kennensgelernt: Sexfeindliche Christen, sexfeindliche christliche Werke und Gemeinschaften, sexfeindliche Arbeitsverhältnisse, sexfeindliche Stresszeiten.....
Aber die Bibel? Bei ihr mache ich ganz andere Entdeckungen!

Warum haben eigentlich die Verantwortlichen für den Kanon (die Auswahl und Festlegung dessen, was in der Bibel Platz hat) das «Hohelied der Liebe» in der Bibel verankert? Dort wird Erotik und Sexualität in den Höchsten Tönen gepriesen und in filigraner Weise beschrieben.

Und alle Umdeutungsversuche in der Theologie hatten keine Chance, diesem Buch seine faszinierende Erotik zu nehmen. Aber nicht nur in dichterischer Sprache wie im Hohenlied, sondern in vielen handfesten Erzählungen kommt Liebe und Sexualiät zur Sprache.

Das fängt bei dem erstaunten und entzückten Ruf von Adam an, als er seine Eva zu Gesicht bekommt: «Super, Bein von meinem Bein, Fleisch von meinem Fleisch!» Und das geht weiter bei den Liebesgeschichten von Jakob, David, Joseph und vielen anderen.

Bericht vom Sex-Erfinder

In der Bibel wird Gott als Schöpfer der Welt und aller Lebewesen immer wieder gelobt. Wir müssen uns deswegen klar machen: Gott hat die Sexualität gewollt - und zwar mit allen Bezügen, Details, Lusterfahrungen, Anziehungskräften und körperlichen Aspekten. Er hat uns an seinem Bild geschaffen - also alles «gebildet», was zur Sexualität dazugehört.

Damit sagt die Bibel ein für allemal: Sex ist nichts Anrüchiges, Verbotenes. Sex ist eine von der höchsten Instanz gewollte Gabe an die Menschen. Der Bericht vom Erfinder redet ausnahmslos positiv von Sex. Wenn die Bibel dann dennoch von manchen berichtet, die an ihrer Sexualität scheitern, die sie missbrauchen und an ihr unglücklich werden, dann schwingt dabei immer mit: Eigentlich war das von Gott ganz anders gemeint - Sexualität zur Freude, zum Glück.

Sie war von Anfang an von Gott geschützt in einer Zweierbeziehung, die auf Dauer angelegt ist. «Ein Mann wird Vater und Mutter verlassen, seiner Frau anhängen und die beiden werden ein Fleisch (sexuell vereinigt ...) sein,» schreibt die Bibel darüber.

Das Bild für das Grösste

Paulus gilt bei vielen, die ihn nicht kennen, als Sexfeind Nr. 1 in der frühen Kirche - mit Einfluss bis in die heutige Zeit. Der Gegenbeweis ist weithin unbekannt: Er vergleicht die innige Gemeinschaft der Liebenden mit der Innigkeit der Gottesbeziehung, die Menschen haben können. Das «sexuelle Bild» für den Glauben und das Vertrauen zwischen Gott und Mensch ist ihm überhaupt nicht anrüchig.

Dass Paulus klare Worte sagt zur Prostitution, zur menschenverachtenden Geilheit in der damaligen Gesellschaft und zur Sexualität zwischen engen Verwandten, dürfte auch heute noch die Zustimmung der Verantwortlichen bekommen.

Sex soll für ihn nie der Ausbeutung mit Unterdrückung dienen. Sex sollte auch nicht die gemeindlichen Beziehungen zerstören, - da, wo er nicht in Verantwortung vor dem Schöpfer gelebt wird.

Das unnötigste Wunder

Jesus begann seine «Karriere» mit dem Besuch einer israelitischen Hochzeit. Er, der als Retter der Welt kam, «verschwendet» seine Zeit in dieser Weise. Es ist ihm wichtig, dort zu sein, wo die Menschen die Tatsache feiern, dass sie Gott mit Liebe, Sexualität und Lebenslust ausgestattet hat.

Und als dem jungen Paar dabei ein grosses Malheur passiert, tut er sein erstes Wunder: Er verwandelt Wasser in Wein. Und das in Hülle und Fülle. Ist das nicht reichlich unnötig gewesen? Und was soll das, dass von seinen Freunden (Jüngern) anschliessend berichtet wird, dass sie in dem allem die Herrlichkeit Gottes sehen konnten?

Was hatten sie gesehen? Wein im Überfluss! Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, betont an dieser Hochzeit neu das Ja Gottes zu seinen Menschen. Das ist kein menschenfeindlicher Gott und damit auch kein sexfeindlicher Gott. Es ist der Gott, dessen Ja die Welt umspannt und der letztlich das Ziel für die Menschen hat, dass sie das Leben in Freude erfahren sollen.

Gott ist herrlich lebensbejahend! Das zeigt jede Liebe zwischen Menschen. Dafür steht auch unsere Sexualität. Die schützt Gott durch die Stiftung der Ehe. In ihr kann sich Sexualität in vielen Nuancen entfalten und zur Dankbarkeit gegenüber Gott führen. Originalton Bibel: «Herr, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin!»

Zum Autor:
Hermann Traub ist Pfarrer und war Generalsekretär des CVJM in Bayern und Baden, sowie Gründer des CVJM-Missio-Center Berlin.1999 wurde er mit dem «Traugott-Bender-Preis» für seine politische Tätigkeit innerhalb der Jugendarbeit ausgezeichnet.

Buch zum Thema «Sexualität in der Ehe»:
Kevin Leman: Licht an, Socken aus!

Bücher zum Thema «Kommunikation in der Ehe»:
Gary Chapman: Die fünf Sprachen der Liebe
Friedeman Schulz von Thun: Miteinander reden 

Datum: 31.10.2011
Autor: Hermann Traub
Quelle: FAMILY

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