Kirche in Indien niedergebrannt

Sehbehinderter Pastor vergibt nach Anschlag

Pastor Ramesh Jebaraj vergibt den Brandstiftern, die seine Kirche im südindischen 68-Millionen-Bundesstaat Tamil Nadu zerstört haben. Die Täter verübten ihren Anschlag in den frühen Morgenstunden an einem Tag im Juni 2020.
«Real Peace Gospel Church» nach dem Brandanschlag (Bild: mattersindia.com)

Der sehbehinderte Pastor, der die «Real Peace Gospel Church» im ländlichen Vayalur leitet, sagt: «Wir kennen die Verdächtigen nicht. Menschen mit den verschiedensten Hintergründen kommen hierher, um zu beten. Jemand mag es aus Eifersucht getan haben, aber wir verzeihen.»

Wegen Corona keine Gottesdienste

Die Polizei untersuchte den Brand, der das vor zehn Jahren errichtete Strohdach der Kirche zerstörte und das Gebäude in einen ausgebrannten Rohbau verwandelte. In der Ruine waren die verkohlten Überreste einer Trommel, eines Tisches sowie von Mikrofonen zu finden.

Seit Beginn der landesweiten Ausgangssperre aufgrund des Coronavirus wurden in der Kirche keine Gottesdienste mehr abgehalten. Pastor Ramesh sagt: «Es besteht keine Möglichkeit eines elektrischen Kurzschlusses. Wir verwenden während des Gottesdienstes nur wiederaufladbare Batterien.» Das Gebäude war nicht an das Stromnetz angeschlossen.

«Christen sind keine Bedrohung»

Für Sajan K. George, Präsident des «Global Council of Christians of India» (GCCI), steht ausser Frage, dass ein Brandanschlag dahinter steckt. «Wir sind beunruhigt über diesen Angriff», so George. Trotz des Lockdowns würden Extremisten unter den Christen im mehrheitlich hinduistischen Indien ungebremst Angst säen. «Indien ist eine säkulare Demokratie, und die Christen sind für niemanden eine Bedrohung. Wir repräsentieren nur 2,3 Prozent der Bevölkerung. Trotzdem greifen radikale Gruppen weiterhin Christen an und schüchtern sie ein, indem sie ihre Kirchen verbrennen.»

Nach Angaben der «Evangelical Fellowship of India» (EFI) stieg die Zahl der registrierten Vorfälle von Gewalt und Hassverbrechen gegen Christen im Jahr 2019 auf 366 Vorfälle, gegenüber 325 im Vorjahr. Der EFI-Jahresbericht, der im März veröffentlicht wurde, enthüllte, dass der Bundesstaat Tamil Nadu 2019 mit 60 Angriffen die zweithöchste Zahl an antichristlichen Vorfällen hatte, hinter dem Bundesstaat Uttar Pradesh, der 86 Angriffe verzeichnete.

Zum Thema:
«Inter-Mission»: Durch Dorf-Entwicklung entstehen christliche Gemeinden
«Der Damm wird brechen»: Ist der «Martin Luther King Indiens» jetzt auf der letzten Meile?
Kirchturm-Brand mobilisiert: Mehr als ein Gebäude: Solidarität nach Kirchenbrand

Datum: 22.07.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Matters India / Joy Mag

Werbung
Livenet Service
Werbung