Kolumne zum Sonntag

Frühlingserwachen: Eine himmlische Blütenpracht

Pfarrerin Christine Bürk ist überwältigt von der Narzissenpracht in ihrem Pfarrhausgarten. Vor kurzem glich der Garten noch einer Wurzelwüste. Dies erinnert die Theologin an eine Verheissung von Gott, dass er aus einer Wüste einen blühenden Garten machen wird.
Narzissen im Pfarrhausgarten in Rupperswil.
Die reformierte Pfarrerin Christine Bürk

Zur Zeit blüht es prächtig in meinem Pfarrhausgarten. In diesem Frühling bin ich von der Narzissenpracht überwältigt. Dabei waren die Voraussetzungen zu so einer Pracht überhaupt nicht ideal: Ich erhielt die Narzissenpflanzen von einem Gärtner, der ein grosses Narzissenbeet aufgelöst hatte. Nun lagen sie vertrocknet, noch mit dem alten Blütenstängel und voller Laub, auf dem Estrich des Schopfes. Dort, wo ich sie pflanzen wollte, ist die Erde durchzogen von den dicken Wurzeln einer Esche. Einer Wurzelwüste glich mein Garten. Ausserdem war ich wieder einmal sehr spät mit Setzen dran, so dass der Boden schon gefroren war. Und den wichtigen Kompost, den sie brauchen, wie mir Gärtnerfreunde erzählten, haben sie nicht erhalten. «Ob die wohl blühen im Frühling?», fragte ich mich.

Trotz allen schlechten Voraussetzungen nun eine Blütenpracht. Kaum geht die Sonne auf, richten sie ihre Blütenköpfe der Sonne entgegen und strahlen mit ihr um die Wette. Es kommt mir vor, wie wenn der himmlische Schöpfer einen Eimer voll gelber Farbe für mich vom Himmel fallen liess und eine himmlisch-irdische Blütenpracht entstehen liess im «wüsten» Pfarrhausgarten.

Dieser Anblick erinnert mich an ein Versprechen, das Gott uns in der Bibel macht (Jesaja, Kapitel 35), nämlich, dass er aus einer Wüste einen blühenden Garten machen wird. Und je länger ich meine Narzissen anschaue, kommt mir der Gedanke, so wie die Narzissen ihre Blüten der Sonne hinhalten, so könnten wir Menschen doch Gott unsere Seele hinhalten und ihn bitten, dass er unsere Seele zum Blühen bringt.

Vielleicht sind auch bei uns Menschen nicht alle Voraussetzungen zum Blühen ideal. Ängste, Sorgen, Müdigkeit, Einsamkeit und Bitterkeit durchwurzeln unsere Seele. Wie die Narzissenzwiebel ist unsere Seele der Kälte und der Dunkelheit ausgesetzt. Und dann kommt der Frühling und wie die Sonne die Erde wärmt, so wärmt Jesus Christus mit seiner Liebe unsere Seele und lädt uns ein, «Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.» (Matthäus-Evangelium, Kapitel 11, Vers 28) Wenn Jesus die Narzissen gesehen hätte, würde er vielleicht sagen «ich will euch zum Blühen bringen.»

Unsere vertrocknete, vielleicht auch verwüstete Seele dürfen wir Christus hinhalten und er wird sie wieder zum Blühen bringen, so dass auch in uns eine himmlische irdische Blütenpracht entstehen darf.

Zum Thema:
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Datum: 26.04.2015
Autor: Christine Bürk
Quelle: Sonntagsblatt des «Berner Oberländer»

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