«Die Gegenwart des Auferstandenen macht den entscheidenden Unterschied»
Anfangs 2011 fand ein erstes Treffen von Mitarbeitern in unseren Roma-Gemeinden in sechs Ländern im östlichen Mitteleuropa und Balkan statt. Wie in einem Brennpunkt sammelten sich kirchliche und gesellschaftliche Anliegen: wachsende Arbeitslosigkeit und Armut neben fröhlichem Gotteslob; Ausgrenzung durch andere Menschen neben Glaubensgewissheit, dass ihre Namen im «Buch des Lebens» stehen; Kinderreichtum neben Mangel an ausgebildeten, reifen Mitarbeitern. Die Liste liesse sich weiterführen.
Erfahrungen hoffnungsvoll teilen
In solchen oder anderen Spannungsfeldern bewegt mich das Anliegen, dass wir uns von den unzähligen Problemen nicht lähmen oder überfordern lassen. Eine Aufzählung der kirchlichen und gesellschaftlichen Krisenfelder würde rasch in einen solchen Teufelskreis führen.
Doch wo Menschen Erfahrungen in der Nachfolge Christi im Vertrauen teilen, dass die Gegenwart des Auferstandenen den entscheidenden Unterschied macht, wächst Mut und Hoffnung. Probleme lösen sich damit nicht in Luft auf, aber sie werden als Chancen begriffen, sich gemeinsam für gute Lösungen einzusetzen und auf Gottes Kraft zu vertrauen. Und einen solchen Ansatz brauchen wir in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft.
Unter Erfolgsdruck
Die Herausforderungen werden im neuen Jahr nicht geringer. Wir werden es wirtschaftlich zu spüren bekommen – und die Menschen in den benachbarten Ländern noch viel stärker als wir in der Schweiz. Wir werden in unseren Gemeinden zunehmend unter Erfolgsdruck stehen – und machen ihn uns oft gegenseitig, weil er sich so tief in unsere Kultur eingeprägt hat. Vielleicht noch nicht 2012, aber irgendwann werden uns die Langzeitfolgen unseres Verhaltens einholen, denn wir leben über unsere Verhältnisse und huldigen den Göttern Wachstum und Glück.
Mit der Kraft Gottes in die Krisenfelder
Die Jahreslosung 2012 lädt ein, durchzubuchstabieren, was es bedeutet, dass «die Kraft Gottes in den Schwachen mächtig ist» (Die Bibel, 2. Korintherbrief, Kapitel 12, Vers 9). Dieses Wort in Alltagsmünzen umzusetzen, wird uns in unseren Gemeinden gnädiger und gelassener, zuversichtlicher und ausdauernder, einfühlsamer und zeugnishafter werden lassen. Es wird Christinnen und Christen auch ermutigen, sich inmitten aller Krisenfelder in Kirche und Welt für gerechtes Teilen, friedliches Zusammenleben und bewahrenden Umgang mit der Schöpfung einzusetzen. Ich freue mich über alle, die diesen Weg mit beschreiten.
Zum Autor:
Dr. Patrick Streiff ist Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) für Mittel- und Südeuropa.
Datum: 02.01.2012
Autor: Patrick Streiff
Quelle: Livenet