Gewinn mit Verzicht

Fasten: Last oder Lust?

Schlanksein ist gefragt. Die einen wollen, die anderen «sollten» fasten. Dann gibt es noch die andere Schiene: Fasten verhilft zu einem besonderen Lebensgefühl und macht frei für Wesentliches.
Fasten

Fasten klingt zunächst einmal nach Verzicht. Wer verzichtet jedoch schon gerne? Wer heute fastet, tut dies selten aus religiösen Gründen. Der «gewichtigste» Grund ist doch, dem Übergewicht zu Leibe zu rücken.

Zwei Aspekte

Der Internist Christian Kuhn sagt: «Das Fasten hat verschiedene Dimensionen. Die eine ist die körperliche – viele Menschen finden, dass sie damit ganz gut abnehmen können. Ich behaupte aber: Am Ende des Fastens entscheidet sich, ob nur die Hose oder auch das Bewusstsein weiter geworden sind.»

Man sollte Fasten nicht mit Diät gleichsetzen, so Kuhn. «Wenn man das Fasten mit Stille und mit Ruhe kombiniert, dann ist man bei den ursprünglichen Wurzeln des Fastens. Die Menschen haben immer schon gefastet, um sich ein bisschen aus der Welt zurückzuziehen, sich zu besinnen, nach innen zu gehen. Manchmal, um damit leichter Kontakt mit Gott aufzunehmen. Das geschieht natürlich nur, wenn man die geeigneten Rahmenbedingungen schafft. Solches Fasten ist im hektischen Alltag sonst schwierig.»

Sonderform des Gebetes

Was meint eigentlich der biblische Begriff «fasten»? Er bezeichnet den Verzicht auf Nahrung. Es ist mehr als nur einfach das Verringern von irgendwelchen Genüssen, wie man das heute oft praktiziert.

Fasten ist aber auch keine fromme Leistung, die uns Pluspunkte bei Gott einbringt. Es handelt sich um eine Sonderform des Gebetes, nämlich dem Gespräch mit Gott unter Fasten. Man könnte sagen: Fasten kann auch ein Gebet ohne Worte, ein körperlicher Ausdruck nach dem Hunger und Durst nach Gott sein.

Das richtige Motiv

Warum aber sollte ein Mensch fasten? Wird er so Gott beeindrucken können? Nein, es geht beim biblischen Fasten in erster Linie um den Menschen, der sich Gott verstärkt zuwenden möchte. Es verstärkt die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Wenn Fasten nicht auch den Mitmenschen mit einbezieht, dann ist dieses Handeln verkürzt.

Die Bibel gibt uns Menschen nicht einmal direkt die Anweisung zu fasten. Es ist nicht etwas, das Gott von uns Menschen fordert oder verlangt. Gleichzeitig bezeichnet die Bibel das Fasten aber als gut und vorteilhaft.

Nur eine Bedingung

Jesu Aussagen zu diesem Thema sind einfach und direkt. Er hat nur eine Bedingung für das Fasten gesetzt – Aufrichtigkeit. Er wusste, dass seine Jünger fasten würden, doch er sagte nicht wann, wie lange oder wie oft. Fromme Heuchler waren Jesus ein Graus: Jene Menschen also, die ihre Frömmigkeit zur Schau stellen, um öffentlich Ansehen damit zu erlangen. Diese Strategie wandten sie auch beim Fasten an. Um aller Welt zu zeigen, in welcher entbehrungsreichen Phase sie lebten, setzten sie ein besonders leidvolles Gesicht auf.

Jesus empfiehlt in der Bibel das pure Gegenteil: Wenn ein Mensch fastet, muss das niemand feststellen können ausser Gott. Deswegen rät er, sich während der Fastenzeit besonders gründlich zu waschen und zu pflegen, damit man frisch daherkommt: Und, «Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinschauen wie die Heuchler». Fasten soll den eingefahrenen Alltag aufbrechenden und die Sicht auf Mitmenschen und Gott neu öffnen. So kann Fasten auch zur Lust werden.

Bücher zum Thema:
Die Bibel-Diät für Leib und Seele
Fasten – Hunger nach mehr
Fasten – Ein Jungbrunnen
Fasten – Der Weg nach innen

Datum: 28.02.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Jesus.ch

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