Ein Stein steht für Mord und Totschlag

Er ist der wohl brutalste «Stein» der Welt: der Bernstein steht für Mord und Totschlag. Als dünnflüssiges Harz umschliesst er Insekten und wird später hart wie Stein. Als Fenster in die Erdgeschichte liefert er immer spannendere Befunde.
Eine im Bernstein eingeschlossene Trauermücke (Foto: Astrum).
Harald Binder, Naturwissenschaftler und Chemiker.
Eine Spinne, die im Bernstein eingeschlossen wurde (Foto: NeVic).
Bernstein mit einem Durchmesser von rund zwölf Zentimetern (Foto: Hannes Grobe).

«Der Bernstein ist ein Fenster in die Erdgeschichte», sagt der Naturwissenschaftler und Chemiker Harald Binder. Und, so der Forscher der Studiengemeinschaft «Wort und Wissen»* weiter: «Auf der Suche nach Erklärungen zur Erdgeschichte liefert er herausfordernde Befunde.»

Tödliche Falle

Verschiedene Pflanzen produzieren Harz. Dieses fliesst bei Verletzung der Pflanze aus und wirkt unter anderem als infektionshemmendes Pflaster. Das Harz trocknet mit der Zeit ein. Solange es dünnflüssig ist, können Insekten weil sie in der Borke leben oder aus Versehen ins flüssige Harz hineingeraten. Für sie wird es zur tödlichen Falle. Sind sie komplett eingeschlossen, können sie konserviert werden. Solches fossiles Harz kann weltweit an vielen Stellen im Boden oder am Strand der Ostesee gefunden werden.

Gesicherte Kenntnisse über den Prozess der Fossilisierung - dem Übergang von Harz zu Bernstein - gibt es freilich nicht. Heute verwittert Harz unter dem Einfluss von Sonne, Luft und Regen relativ schnell. An der Erdoberfläche zerfällt es innerhalb kurzer Zeit zu Staub, und erst einmal freigelegt, sind auch die Insekten dem Verwesungsprozess unterworfen. Vorteilhaft ist deshalb, wenn Harz zum Beispiel von Wasser bedeckt oder von Sedimenten «einzementiert» wird; geschützt vor Licht und Sauerstoff. Schwimmt es freilich an der Oberfläche, geht die Zerstörung weiter.

Selbst in den Schaukästen in Museen verwittert Bernstein. Deshalb wird er manchmal in eine Kunstharzlösung getaucht. Wirklich erhalten bleibt Bernstein nur, wenn er von Sediment hermetisch umschlossen oder unter Wasser bleibt.

Bernstein im Wasser

In Sumpfwäldern in Florida wurden Nadelbäume (Sumpfzypressen) beobachtet. Ihr Harz läuft aus den Baumwunden und bildet auf dem Wasser einen Film, der kann aber wieder zerreissen. Es bilden sich aber auch Tropfen von mehreren Zentimeter Länge. Diese tauchen in Wasser ein. Sie trocknen vorerst nicht durch und so können zum Beispiel Wasserkäfer oder andere Wasserlebewesen hineingeraten. Sogar Wassertropfen werden eingeschlossen und alle möglichen Algen.

Auch Pilzfäden hat man im Harz gefunden. Sie können aber auch aktiv ins Harz hineinwachsen. Wenn dieses dann aber austrocknet und erhärtet, wird der Pilz fossil erhalten.

Zwanzig Millionen Jahre?

In Bernsteinstückchen, die nur wenige Zentimeter gross sind, kann man nicht selten viele (manchmal bis in die hundert) Gliederfüssler ebenso wie Mikroorganismen (Bakterien, Algen und Amöben) finden. Solche werden zu Untersuchungen oft in viele kleine Stücke geteilt, um die Einschlüsse zu erforschen - und damit mehrere Museen etwas davon haben.

In einem Bernstein wurde eine stachellose Biene gefunden, diese existieren auch noch heute. Der Stein aber soll zwanzig Millionen Jahre alt sein. Bei der Biene wurden zudem Polen von aktuellen Orchideen gefunden, die zur Gruppe der Goodyerae gehören.

Gleich ob Spinne, Schnecke, Tausenfüssler oder Federreste: was in den Bernsteinen gefunden wurde, sind in der Regel Arten und Varianten, die man von heute noch lebenden praktisch nicht unterscheiden kann. Harald Binder: «Die Tiere dieser Grabgemeinschaften sind den heutigen auffällig ähnlich. Teilweise kriegen sie zwar andere Namen, sie sind aber nicht von heute bekannten Arten zu unterscheiden.»

Entstehung von Bernstein «Bernsteingenese» bisher nicht beobachtet

Der Prozess, wie Bernstein entsteht, sei nie beobachtet worden. «Ich frage Geologen oft, ob sie glauben, dass ein Bernstein wirklich viele Millionen Jahre alt ist. Denn dann wäre die Frage, warum er überhaupt noch da ist.» Denn in wenigen tausend Jahren zerfallen diese Steine. «Oft wird mir geantwortet: „Er war gut im Sediment versiegelt." Nun, das mag für manche stimmen, aber beileibe nicht bei allen.»

Angezweifelte Millionen

Bernsteine werden in der Regel als sehr alt ausgewiesen, nach Lehrbuchaussagen mindestens eine Million Jahre alt. Dies betrachtet Harald Binder kritisch. Denn wie bei der Kohle handle es sich um einen chemischen Prozess. In einem Dampfkochtopf könne man im Labor unter Hochdruck unterschiedlichstes Material in Kohle umwandeln. Diese sei vergleichbar mit der natürlichen Kohle. Und im Produkt könne nach einer bestimmten Reaktionszeit keine Änderungen mehr festgestellt werden. Binder: «Nach zwölf Stunden hält man sie in den Händen.» Entscheidend sei nicht die Zeit, sondern vor allem Druck und Temperatur.

Aber selbst wenn man im Experiment zeigen könnte, dass auch Harz unter solchen Bedingungen sich in Bernstein umwandelt, könnten Geologen immer noch sagen: «Im Labor geht das, aber im Freiland dauert das Jahrmillionen.»

Auch wäre der symbolische Wert weg, wenn jeder die Steine im Labor nachmachen könnte. Geld machen könnte man damit ebenfalls nicht, dazu sei Bernstein als Material zu wenig wertvoll.

Tagung in der Schweiz
Vom 16. bis 18. Oktober 2009 führt «Wort und Wissen» in der Schweiz eine Tagung durch, im Gästehaus Beatenberg. Diese beginnt am Freitag 18.30 Uhr mit einem Abendessen und endet am Sonntag um 13 Uhr mit einem Mittagessen.

Themen/Referenten:
Richard Wiskin: Steinzeit ist jederzeit. Steinzeitmenschen in der Schweiz und in Süddeutschland. 2 Teile; mit Ausstellung, auch für Jugendliche
Dr. Reinhard Junker: Evolution in den Medien. Lehrreiche Beobachtungen und Argumentationshilfen
Dr. Reinhard Junker: Darwin, Schöpfung und Evolution - vor 150 Jahren und heute. 2 Teile
Manfred Stephan: 20 Millionen Jahre fast ohne geologische Spuren - ein Widerspruch zur Schulgeologie
Gottesdienst. Predigt: Richard Wiskin: Die Geburt des Schöpfers. Gottes Sohn, Jesus Christus, im Alten Testament

* Wort und Wissen:
www.wort-und-wissen.de
www.genesisnet.info

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Datum: 15.10.2009
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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