Fragezeichen x Evolution = Genesis?

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Der Schamane Sotigui Kouyate.
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Der neue Film „Genesis“, der am 14 Oktober in den Kinos anläuft, erklärt die Schöpfung als gottlosen Evolutionsprozess. Die fantastischen Tierszenen reden allerdings eine andere Sprache.

Wo und wie nahm die Welt ihren Ursprung und wie entwickelt sich Leben? Das sind die zentralen Themen von Claude Nuridsanys und Marie Perennous Natur-Dokumentation „Genesis“. In ihrem zweiten Kinofilm faszinieren die Franzosen nach dem Welterfolg „Mikrokosmos“ (1996) erneut mit grandiosen, spektakulären Naturaufnahmen. Ihre neue Produktion „Genesis“ versucht, an diesem Erfolg anzuknüpfen.

Keine Filmtricks

Ein Pressetext beschreibt den neuen Naturfilm als „Opus über die Evolution“. Also ein weiterer Film, der uns die Evolutionstheorie als Tatsache vor Augen führen will, so wie die hinlänglich bekannten BBC-Produktionen? Stellt uns auch „Genesis“ Evolutionsabläufe vor Augen, grossformatig, mit computergenerierten Tieren, welche die Lücken zwischen den Arten und die fehlenden Informationen und die nicht dokumentierbaren Milliarden verschleiern?

Die Filmaufnahmen in „Genesis“ sind nicht getrickst, doch gekonnt gefilmt und dramatisierend geschnitten. Auf digitale Bilder wurde hingegen gänzlich verzichtet. Das ist lobenswert.

Schamane als roter Faden

Um den Ursprung des Lebens im Rahmen der Evolutionstheorie zu erklären, ohne sich in Zahlen und Vermutungen zu verstricken und am Publikum vorbeizureden, machten Nuridsany und Pérennou einen anderen Kunstgriff: Sie lassen ihre Sicht vom Ursprung des Lebens von einem afrikanischen Zauberer in der bilderreichen Sprache der Mythen und Märchen erzählen. Er spinnt den roten Faden zwischen den ansonsten zusammenhanglosen Bildern. In einer seltsamen Mischung aus „Löwenzahn“ und „Hokus-Pokus“ soll der Schauspieler die bunte Collage zusammenhalten.

Immerhin wagt der Schamane zu fragen: „Was war vor der Materie? Nichts. Es war dunkel wie ein Grab, eine Leere.“ Tatsächlich sagt die Bibel, dass Gott das Universum aus etwas Unsichtbarem geschaffen habe (vergleiche in der Bibel Hebräer 11,3). Möglicherweise handelte es sich um Gottes eigene Energie oder Kraft.

Die Entstehung des Universums erklärt der Afrikaner mit Urknall und Ursuppe, dann redet bildhaft anschaulich über einen vulkanischen Anfang unseres Planeten und das erste Auftauchen von Leben. Originalton: „Am Anfang war die junge Erde siedend heiss, wie eine Speise, die man gerade aus dem Ofen genommen hat. Und nachdem sich die flüssigen Steine abgekühlt hatten, ergoss sich der Dampf des Himmels wie eine Sintflut auf die Erde und füllte die Ozeane.“

Film folgt der Idee der Höherentwicklung

Die Entstehung der Erde wird mit Bildern von brodelnder Lava dargestellt. Nach deren Abkühlung wirkt das Antlitz der Erde dann auch tatsächlich „wüst und leer“ (vgl. 1. Mose 1,2). Im Film wird der Wasserdampf zu anhaltendem Regen. Der überflutet das Land und bildet die Meere. Und ab diesem Moment trennen sich der biblische Genesis-Bericht und die Filmvision endgültig. Letztere folgt ganz der Evolutionsvorstellung, wonach sich Einzeller im Wasser höher entwickelten und schliesslich „Lust verspürten“, an Land weiterzuleben. Das erste Leben im Wasser wird anhand von Vitamin-C-Kristallen suggeriert, die im polarisierten Licht wie Feuerwerke leuchten.

Des Schamanen Kommentar zu Bildern von Amöben (Einzellern) und Quallen: „Das Leben hatte die ganzen Ozeane zur Verfügung und drei Milliarden Jahre lang war es damit zufrieden. Aber hinter den Küsten erstreckte sich die jungfräuliche Welt des trockenen Landes. Die Fische lernten das irdische Paradies kennen und daraufhin als Tiere mit Beinen geboren. So bevölkerte sich die Erde mit Kreaturen – und Millionen von Klauen, Krallen und Hufen wanderten über das Land ihrer Kontinente.“ An dieser Stelle bringt er Zahlen, die in den afrikanischen Schöpfungsmythen sicher nicht vorkommen.

Die Idee der Höherentwicklung, der Landeroberung und die unterschiedlichen Epochen versucht der Film unter anderem mit dem Schlammspringer (Periophtalmus barbarus), dem Ochsenfrosch (Pyxicephalus adspersus) und an Dinosaurier oder Drachen erinnernde Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) zu demonstrieren. In der Tat ist der Schlammspringer ein sonderbarer Fisch. Er kann auch an Land leben, allerdings tut er das heute noch, genauso wie vor weiss ich wie vielen Jahren. Der aus dem Schlamm auftauchende Ochsenfrosch wiederum soll die Lebensentstehung aus dem „Urschlamm der Erde“ symbolisieren.

Oder die Riesenschildkröte, die durchs Grüne wandert. Jeder Schritt wird mit einem Paukenschlag verstärkt und lässt die Erde erzittern.

Szenen mutieren zu einem Mythos

Die Tieraufnahmen im Film sind immer auch Metaphern: Für Wachstum, Zeit, Liebe, Geburt, Leben, Tod. Der Bilderreigen ist viel mehr künstlerische Komposition, denn wissenschaftliche Dokumentation. Der Film „Genesis“ dokumentiert die Herkunft des Lebens in keiner Weise. Das vermögen diese Bilder nicht. Dazu kommt die märchenhafte Bildersprache des am Boden vor sich hin sinnierenden und in einem Kochkessel rührenden Medizinmanns. Ab und zu bläst er Seifenblasen, die sich in Mikroben verwandeln oder Rauchringe, die zu Quallen werden. Durch seine naive Art vollbringt der Mann etwas Grossartiges: Zumindest im französischen Original schildert er die Evolution so blumig und verschmitzt, dass sie den Deckmantel der Wissenschaftlichkeit verliert und am Ende als Mythos dasteht. Schade nur, dass er stattdessen in eine pantheistisch-esoterische Weltsicht hineinrutscht.

Für alle Lager ein Dilemma

Die Hardliner unter den Evolutionsvertretern werden über diese Form wettern; die Philosophen freuen sich und die Kreationisten können nicht wirklich zum Filmboykott aufrufen. Der Kunstgriff der französischen Naturfilmer zeigt zumindest diplomatisches Geschick.

Geradezu bedenklich ist allerdings, wie der Film einen anderen Mythos unterstreicht: Haeckels Irrtum mit dem Biogenetischen Grundgesetz. Bilder von Küken-, Krokodil- und Menschenembryos werden so beschrieben: „In dem Alter, in dem unsere Körper sich langsam selbst erfinden und formen, sahen wir alle gleich aus...“ Oder: „Vom Augenblick meiner Zeugung bis zu meiner Geburt habe ich die Geschichte der Genesis im Zeitraffer gelebt. Zu Beginn war ich ein Wasserlebewesen. Die Fruchtblase ersetzte das Urmeer vom Anfang der Welt. Damals, als ich kaum grösser war als eine Bohne, hatte ich frappierende Ähnlichkeit mit Tieren...“

Die Biologen Nuridsany und Pérennou haben sich dieser Vorstellung verschrieben. Zu Beginn unserer Existenz hätten wir alle „Kiemen, Schwimmhäute zwischen den Fingern und etliche Nieren im Verlauf unseres Körpers ... als ob im Fruchtwasser die ganze Geschichte der Evolution rekapituliert würde“. Wie wenn Hühner, Schlangen, Hunde und Menschen sich im Embryonalstadium selbst zu dem machen, was sie sind.

Dennoch ein Gewinn

Wer es schafft, diesen suggestiven Ballast auszublenden, der erlebt beim Betrachten von „Genesis“ einmalige Momente aus unserem tierischen Umfeld. Anmutig, überraschend, poetisch, musikalisch untermalt, mit einem Hang zur Komik. Dem Kampf der schnalzenden Echsen, die ihre Schädel gegeneinander rammen und der Begegnung der aggressiven Chamäleons, folgt das Liebespiel der Kröten, Seepferdchen und Weberknechte.

Fazit: Der Film „Genesis“ erreicht in seiner Wirkung „Mikrokosmos“ nicht. Es fehlt an Spannung. Der Schritt in die Philosophie bekommt den fantastischen Tieraufnahmen nicht gut. Es gibt nur ein klares Nein zur Filmbotschaft. Ein klares Ja gibt es hingegen zu den tierischen Hauptdarstellern, hinter denen der Schöpfer von Himmel und Erde steht.

Wer so differenzieren kann, wird auch pro Schöpfung argumentieren und den Film trotzdem geniessen können. Der Film „Genesis“ erklärt die Schöpfung als gottlosen Evolutionsprozess. Das tut er aber auf so verspielte, märchenhafte Weise und mit lauter ungetricksten Tieraufnahmen, dass der Evolution der Deckmantel der Wissenschaftlichkeit ein rechtes Stück weggezogen wird.

„Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass die Dinge, die man sieht, nicht aus Sichtbarem entstanden sind.“ Hebräer 11,3

Datum: 09.10.2004
Autor: Rolf Höneisen

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