Grundlagen-Physik

Steckt Gott im Quant?

Sind Wissenschaft und Religion wirklich so unvereinbar? Oder kann man durch die Quantenphysik nachweisen, dass sie zusammengehören?
Unser Hirn, diese komplexeste Ansammlung von Zellen im Universum, sucht unentwegt eine Antwort.
Matthias Horx

Auf den ersten Blick wirken sie unvereinbar – Wissenschaft und Religion: Je mehr wir über die Entstehung des Universums und die Entwicklung des Menschen herausfinden, desto grösser scheint die Kluft zu werden. Paradoxerweise liefert jedoch gerade die moderne Quantenphysik Einsichten, die den Schluss nahe legen, dass es sich bei den vermeintlichen Gegensätzen möglicherweise um zwei Deutungen derselben Sache handelt.

Öffnung der Weltbilder

Zukunftsforscher und Bestsellerautor Matthias Horx erklärt im „P.M.-Magazin“, wo sich Spiritualität und Forschung berühren. Nachdem bereits Kopernikus, Darwin und Freud die Position des Menschen im Kosmos relativiert und so sein Selbstverständnis in Frage gestellt haben, entstehe jetzt aber "eine weitere Öffnung in den Weltbildern", schreibt Horx.

"An den Frontlinien der modernen Wissenschaft stapelt sich das Material zu einer Wende." Eine zentrale These der Quantenforschung lautet beispielsweise, dass sich Teilchen normalerweise in einem unklaren "sowohl-als-auch-Zustand" befinden – einer "Superposition". Erst wenn wir sie beobachten – mit Messinstrumenten oder Augen und Ohren – nehmen sie eine Position ein und werden "real". Offenbar erschaffen wir uns unsere Realität also selbst.

Nichts geht verloren

Auch unser Ich, unsere Identität entstehe erst durch das Betrachten unserer eigenen Komplexität: einem Netz aus Erinnerungen, Bildern und Assoziationen, das untrennbar mit der Natur, dem Kosmos und anderen Menschen verbunden ist. Darum, schreibt Horx, sei jedes Individuum "ein unauslöschlicher Beitrag, ein Baustein im Gewebe der Komplexität. Nichts von dem, was wir jemals waren und sind, geht im Quantenraum verloren". Auch "die Gotteserfahrung, die Meditation, die Liebe" seien letzten Endes "Superpositionen des Geistes". Vor diesem Hintergrund werde "das Leben reich, sinnhaft, 'zukünftig' – und der alte Streit zwischen Glaube und Vernunft bricht in sich zusammen".

Suche nach Antworten

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer sind wir? In diesen existenziellen Fragen liegt nicht nur der Ursprung aller Religion, sondern auch der Urgrund der Zivilisation. Wir sind Menschen, weil wir uns diese Fragen überhaupt stellen können. Aber auch, weil wir sie stellen müssen.

Unser Hirn, diese komplexeste Ansammlung von Zellen im Universum, sucht unentwegt eine Antwort. Wie konnte es zur „grossen Unwahrscheinlichkeit“ der menschlichen Existenz kommen? Was wird mit uns nach dem Tod? Das Universum in unserem Kopf beharrt auf einer Antwort. Hartnäckig und Unweigerlich.

Quelle: P.M. Magazin

Datum: 20.12.2007

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